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Dieser Müll nervt die Straßenreiniger im Land Bremen besonders

Bild: dpa | Horst Galuschka

Öl auf der Straße, Fische am Altglas-Container, Schlachtabfälle im Graben: Straßenreiniger müssen in Bremen und Bremerhaven viel ertragen. Sie fordern Hilfe von Bewohnern.

Viel zu viel Müll fliegt durch Bremens und Bremerhavens Straßen. Er türmt sich an Sammelstellen für Altglas und bestimmt das Bild ganzer Stadtteile. So zumindest sehen es die meisten Radio Bremen Meinungsmelder, wie die jüngste Befragung zum Thema Müll zeigt. Doch wer trägt die Schuld daran?

Wie die Meinungsmelder wünschen sich auch die Bremer Stadtreinigung und die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven (EBB) weniger Abfall im öffentlichen Raum. Anders als viele Befragte sehen sie den Fehler allerdings nicht bei sich, sondern bei einigen Bürgern Bremens und Bremerhavens.

Eine illegale Müllkippe im Stadtgebiet.
Eine illegale Müllkippe mitten im Stadtgebiet: Laut Bremer Stadtreinigung ein immer wieder kehrendes, trauriges Phänomen. Bild: dpa | Jochen Eckel

Was für eine Art Müll im öffentlichen Raum hat selbst erfahrene Straßenreiniger im Land Bremen in den letzten Jahren überrascht?

Lena Hartmann, Sprecherin der Bremer Stadtreinigung, fallen hierzu zwei schwerwiegende Fälle ein. Zum Ersten eine Fisch-Kette an einem Altkleider-Container, dazu sagt sie: "Jemand hatte getrocknete Fische aufgefädelt und die Kette dann über den Container gehängt." Zum Zweiten erinnert sie sich an Schlachtabfälle in einem Graben: "Es waren ziemlich große Gedärme von einem größeren Tier."

Außerdem sei der Stadtreinigung einmal gemeldet worden, dass jemand eine lebende Ente in einen Container für Textilien und Schuhe geworfen hätte – ein Verdacht, der sich aber nicht bestätigt hatte: "Als die Kolleginnen und Kollegen nachgesehen haben, war es ein Stofftier, dass die ganze Zeit Geräusche gemacht hat, weil es im Container gedrückt wurde", erinnert sich Hartmann.

Illegal entsorgte Autoreifen liegen in einem Graben.
Müll in Gräben, in diesem Fall ganze Autoreifen, gehört zu den größten Ärgernissen, mit denen die Bremer Stadtreinigung immer wieder zu kämpfen hat. Bild: dpa | Hendrik Schmidt

Abfälle welcher Art bereiten der Bremer Stadtreinigung und den Entsorgungsbetrieben Bremerhaven weshalb am meisten Arbeit?

Ganz oben in diesem Negativ-Ranking rangieren sowohl bei der Bremer Stadtreinigung als auch bei den Entsorgungsbetrieben Bremerhaven illegale Müllablagerungen. "Dazu zählen wir alles, was über 100 Liter Volumen hat", sagt Hartmann und erklärt: "Illegale Ablagerungen enthalten immer viele unterschiedliche Abfälle und der Aufwand für die Entfernung ist recht hoch." So müsse die Stadtreinigung hierzu Extra- Fahrten in die Wege leiten. Hinzu komme, dass das händische Einsammeln des entsprechenden Mülls anstrengend und oft auch sehr unangenehm für die Mitarbeitenden sei. Am Rande: Kleinere illegale Müllablagerungen, die weniger als 100 Liter Volumen ausmachen, lässt die Stadtreinigung durch die reguläre Straßenreinigung entfernen.

Auf dem zweiten Platz im Negativ-Ranking der Bremer Stadtreinigung wie der EBB steht das "Littering". "Darunter versteht man Kleinstmüll, der überall verteilt wird. Taschentücher, Kaugummis, Kippen und To-Go-Verpackungen sind die Klassiker", sagt Hartmann. Da die Stadtreinigung auf vielen Flächen keine Kehrmaschinen einsetzen kann, müssten die Mitarbeitenden den Kleinstmüll oft händisch beseitigen, was sehr aufwändig sei.

Schließlich ärgern sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bremer Stadtreinigung immer wieder über Müll in Gräben des Straßenbegleitgrüns. Denn auch das Beseitigen dieser Abfälle sei besonders mühsam.

Wie könnte die Bevölkerung der Stadtreinigung die Arbeit auf einfache Weise nachhaltig erleichtern?

Zunächst einmal sollten möglichst alle ausschließlich die legalen Entsorgungsmethoden nutzen, appelliert Hartmann. Sie verweist auf 4.100 öffentliche Abfallbehälter im Bremer Stadtgebiet, auf 15 Recycling-Stationen sowie auf die Restmüll-, Bioabfall- Papp- und Papier-Sammlungen vor der Haustür sowie auf die zusätzliche Möglichkeit, Sperrmüll zu bestellen.

Ebenfalls eine Erleichterung für die Stadtreinigung wäre es, wenn die Bremer davon absähen, Müll neben volle öffentliche Mülleimer zu stellen. "Das zieht nur weitere Beistellungen an, sodass große Müllhaufen entstehen, die alle ärgern und zusätzliche Kosten verursachen", sagt Hartmann.

Hans-Werner Busch, Dezernent für die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven, fordert zudem, dass die Anwohner ihrer Anliegerverpflichtung nachkommen und die Gehwege vor der eigenen Haustür sauber halten sowie von Unkraut befreien. Sollten die Menschen in Bremerhaven illegale Müllkippen entdecken, könnten sie den EBB helfen, indem sie diese schnell melden.

Viele Radio Bremen Meinungsmelder monieren, dass insbesondere die Umgebung von Altglas- und Altkleider-Containern oft stark verschmutzt ist. Was unternehmen Bremen und Bremerhaven dagegen?

Die Bremer Stadtreinigung fahre solche Hotspots öfter an als andere Orte, sagt Sprecherin Hartmann. Zudem habe Bremen einige Container-Standplätze umgebaut, damit sie besser einsehbar sind. Andere Standorte habe man eingezäunt, um Ecken, an denen früher wild Müll abgeladen worden sei, unzugänglich zu machen. Schilder verwiesen darauf, dass es sich beim Abladen von Müll um eine Straftat handeln könne.

Die Bremerhavener EBB reinigen die Stellplätze der Glascontainer laut Dezernent Busch wöchentlich, im Fall illegaler Ablagerungen auch häufiger.

Viele Befragte beschweren sich über zahlreiche illegale Müllablagerungen. Was unternehmen die Bremer Stadtreinigung und die Entsorgungsbetriebe Bremerhaven dagegen?

Die Bremer Stadtreinigung setze vor allem über Außendienstmitarbeiter auf Aufklärung, sagt Hartmann. Darüber hinaus arbeite sie mit Müll-Detektiven. Die Detektive untersuchten Müll-Ablagerungen auf Verursacherhinweise und zeigten die Taten in der Folge auch an. "Im Jahr 2022 wurden so über 400 Delikte geahndet und wer einmal zahlt, wird seinen Müll nicht noch einmal illegal entsorgen", sagt Hartmann.

Die EBB informierten die Bevölkerung mit Flyern in zehn verschiedenen Sprachen über die richtige Müllentsorgung, sagt Dezernent Busch. Außerdem entsorge man illegale Ablagerungen schnell.

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Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 10. Juni 2024, 19.30 Uhr