Warum eine pensionierte Lehrerin in Bremen wieder unterrichtet
Zurück in die Schule? Das kommt für viele pensionierte Lehrkräfte nicht in Frage. Doch Sabine Kolloge hat es getan. Sie mindert damit die Personalnot und tut etwas für sich.
Immer mehr Kinder kommen in die Schule, viele schulpflichtige Kinder wandern mit ihren Familien zu. Gleichzeitig gehen viele Lehrkräfte in Pension. Bremen setzt wegen des Personalmangels auf Programme für Quereinsteiger – und darauf, dass Lehrkäfte, die im Ruhestand sind, in die Schulen zurückkehren. Sabine Kolloge, gehört dazu. Obwohl sie nicht mehr muss, arbeitet sie noch. Weil sie es liebt, sagt sie.
Die Lehrkraft unterrichtet Spanisch und Kunst. Seit drei Jahren ist sie mit 20 Prozent der Arbeitszeit in Bremen angestellt. Die 69-Jährige hat dabei nicht das Gefühl, wegen ihres Alters schneller an ihre Grenzen zu kommen. Vielmehr ist sie davon überzeugt, dass sie das Unterrichten fit hält.
Es gibt auch bei uns Kollegen, die sagen: 'Bist du verrückt, warum kommst du noch?' Aber dann denke ich, ich bin vielleicht auch so fit im Kopf und körperlich, weil ich es mache. Die spanischen Vokabeln, die Sätze, in der Stunde zu sprechen, neue Themen zu erarbeiten, das hält fit.
Sabine Kolloge, Lehrerin in Bremen
Eine Win-win-Situation?
Die älteren Schülerinnen und Schüler sind sich bewusst, dass Sabine Kolloge – stets elegant geschminkt – freiwillig in die Schule kommt. Dabei profitieren die jungen Menschen nicht nur von ihrem Fachwissen, sondern auch von ihrer Lebenserfahrung, meint Kolloge: "Das ist so Win-win, würde ich sagen. Dass die wissen wollen: 'Wie funktioniert das Leben eigentlich? Was mache ich, wenn ich mich total zerstreite? Ja, oder man sich irgendwo bewirbt?'" Sie selbst habe vor dem Lehrerberuf auch in anderen Berufen gearbeitet.
Auch die aktuelle Hitzewelle in Spanien löse Fragen aus. Zum Beispiel fragen ihre Schüler Kolloge, wie sie das früher in Spanien empfunden habe und ob sie ähnliches schon einmal erlebt habe.
Trotzdem die Freizeit genießen
Doch eine Sache bleibt der pensionierten Lehrerin eine Herzenangelegenheit. Sie hat weiterhin den klaren Wunsch nach einem gemütlichen Leben, in dem sie die Zeit mit Freunden verbringt, Reisen unternimmt und auch mal vergnüglich Ausschlafen kann.
Das ist mir schon auch ein Herzensbedürfnis, mich selbst zu schützen. Ich habe es ja auch geschafft, so alt zu werden ohne krank zu werden. Das passiert ganz wenigen und das will ich mir erhalten.
Sabine Kolloge, Lehrerin in Bremen
Aus diesem Grund unterrichtet Sabine Kolloge nur noch zwei Klassen, sechs Stunden die Woche. Eine angemessene Dosis Berufstätigkeit sei gut für die Gesundheit, sagt sie. Trotzdem würde sie an niemanden appellieren, der Schule treu zu bleiben oder im Alter zurückzukehren.
Wie lange Sabine Kolloge im Ruhestand der Bremer Schule noch eine helfende Hand bleibt, entscheidet sie von Jahr zu Jahr.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, 6. September 2023, 8:20 Uhr