Wird die Bremer Uni kaputtgespart, Frau Günther?

Wird die Bremer Uni kaputtgespart, Frau Günther?

Bild: Radio Bremen

Die Bremer Uni war von 2012 bis 2019 "Exzellenz-Uni". Da will sie wieder hin. Wie das bei knappen Kassen gelingen soll, verrät Rektorin Jutta Günther.

Die Universität Bremen war von 2012 bis 2019 eine von elf Exzellenz-Universitäten in Deutschland. Das brachte Renommee und Geld. Den Titel hat die Uni inzwischen jedoch wieder verloren. Deswegen möchte sie ihn zurück. Denn das könnte auch bis zu 25 Millionen Euro Förderung von Bund und Land bringen. Doch der Weg dorthin ist weit und kostet selbst erst einmal Geld. Ein Problem dabei: Derzeit liegt die Uni-Finanzierung im Land Bremen unter dem Bundesdurchschnitt.

Wie der Titel trotzdem zurückgeholt werden soll und welche Herausforderungen die rund 20.000 Studentinnen und Studenten zählende Hochschule noch bewältigen muss, verrät Jutta Günther, Rektorin der Uni Bremen, im Gespräch mit Felix Krömer.

1 Wie steht die Uni im Wettbewerb um die Exzellenz-Unis da?

Zu Beginn des Gesprächs erfragt Felix Krömer (ab Minute 1:08) zunächst den Status quo der Bremer Bewerbungen als Exzellenz-Cluster. Den beschreibt ihm Jutta Günther und nennt auch jene Studiengänge, die dafür weiter im Rennen sind.

Jutta Günther, Rektorin der Uni Bremen
Jutta Günther bei den Vorbereitungen zum Krömer-Talk. Bild: Radio Bremen

Dazu zähle ein Cluster zum Leben auf dem Mars der Fachbereiche Materialwissenschaften, Produktionstechnik und anderen Fachbereichen, die bis August einen Vollantrag auf Förderung stellen werden – über den bis Mai 2025 entscheiden wird.

Er soll den bereits seit 2007 bestehenden Cluster um das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, Universität Bremen (Marum) ergänzen. Wobei sich auch das Marum erneut mit einem Folgeantrag durchsetzen müsse. Zwei Cluster seien schließlich die Voraussetzung, dass eine Uni den Titel Exzellenz-Universität tragen dürfe, sagt Günther.

2 Was bringt ein solcher Cluster?

Die Vorteile solcher Exzellenz-Cluster beschreibt Bremens Uni-Rektorin ab Minute 2:39. Ein wichtiger Aspekt sei, dass es Geld bringe. "Und zwar etwa das 2,5-fache dessen, was man hineinsteckt." Die zusätzlichen Mittel würden somit zusätzliche Möglichkeiten und Stellen für die Forschung bringen. Vor allem international würde darüber hinaus das Ansehen der Uni steigen.

3 Kann Bremen sich Exzellenz leisten?

Ein Hörsaal der Bremer Universität. Studenten sitzen auf ansteigenden Bänken, vorne steht ein Dozent.
Hörsaal der Uni Bremen: 20.000 Studenten studieren an der Universität. Bild: dpa | Ingo Wagner

Auf die Frage Felix Krömers (ab Minute 6:20), welchen finanziellen Aufwand die Bewerbungen für die Cluster mit sich brächten, antwortet die Uni-Rektorin ausführlich. "Das sind Mittel von zwei bis zweieinhalb Millionen pro Cluster", sagt sie. Wobei sie auch auf den politischen Rückhalt Bremens hinweist: "Der Senat möchte die Exzellenzuniversität. Und damit verpflichtet sich dann der Senat auch dazu, uns den Rücken zu stärken – auch in finanzieller Hinsicht."

Gleichwohl räumt die Uni-Rektorin auch ein, dass die finanzielle Ausstattung der Universität nicht mit dem Bundesdurchschnitt mithalten könne. "Es ist wirklich ein Kunststück, mit den Mitteln, die wir haben, das zu leisten, was wir leisten."

4 Wie steht es um den Finanzhaushalt der Uni?

Über den Wissenschaftsplan 2025 und somit auch die geplante Finanzierung und Förderung der Universität Bremen geht es dann ab Minute 11:34. Der Bremer Uni mit ihren rund 20.000 Studierenden und fast 3.500 Beschäftigten stehen etwa 400 Millionen Euro im Jahr zur Verfügung. "Weit mehr als hundert Millionen Euro sind Drittmittel, die wir einwerben, die wir nach Bremen holen – vom Bund oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft", sagt Günther. Hinzu kämen Landesmittel in Höhe von rund 300 Millionen Euro.

Die ursprünglichen Ziele des aktuellen Wissenschaftsplans, beispielsweise die Aufstockung der aktuell rund 260 Professorenstellen, Investitionen in Infrastruktur wie Labore oder Hightech-Geräte und der Umbau des Campus in Richtung Klimaneutralität seien derzeit eingefroren, sagt die Uni-Rektorin. Auch für das laufende Jahr und für 2025 sehe es nicht sehr erbaulich aus. Stattdessen müsse jetzt der Fokus auf den nächsten Wissenschaftsplan 2030 gelegt werden. Wobei die Uni-Rektorin betont: "Wir sind kein Kostenfaktor als Wissenschaft, sondern wir sind eine geniale Investitionsmöglichkeit für das Land Bremen."

5 Wie geht es mit dem City-Campus weiter?

Die Luftaufnahme zeigt die Bremer Landesbank
Der City-Campus im Bremer-Landesbank-Gebäude soll ab Oktober an den Start gehen. Bild: dpa | Carmen Jaspersen

Dass die Universität aus allen Nähten platze, betont Jutta Günther, als Felix Krömer (ab Minute 28:40) auf den geplanten Uni-Campus in der Bremer Innenstadt zu sprechen kommt. Dass unter anderem die Juristinnen und Juristen des Fachbereichs Rechtswissenschaft künftig im ehemaligen Landesbankgebäude unterkommen werden, sieht Günther positiv. Die Nähe zu den Gerichten sei ein Vorteil, den der Umzug mit sich brächte.

Geplant sei, dass die rund 1.500 Studierenden des Fachbereichs ab Oktober in die Innenstadt ziehen. Ob die Vorlesungen für bis zu 300 Studierende dann zum Teil in der Glocke oder einem anderen Standort stattfinden könnten, müsse allerdings noch geklärt werden.

6 Wird das Uni-Bad für die Universität zum Risiko?

Von Felix Krömer (ab Minute 36:35) auf die Situation des im Notbetrieb laufenden Unibads angesprochen, betont Jutta Günther, dass die Universität hier aus der Haftung herausmüsse. Denn die Situation sei prekär. Dies gelte für die Bausubstanz, die Elektrik in den verschiedenen technischen Anlagen, aber auch für die Schadstoffbelastung. Das könne die Universität nicht leisten, so Günther.

7 Gibt es einen Investitionsstau?

Auf die Frage, in welchem Zustand die Uni insgesamt sei, gibt die Rektorin (ab Minute 39:56) ebenfalls eine ausführliche Antwort. Für die in verschiedenen Jahrzehnten entstandenen Gebäude der in den 1971 gegründeten Universität sei mittlerweile ein dreistelliger Millionenbetrag an Investitionen erforderlich. "Es sind ungefähr 950 Millionen Euro Investitionsbedarf, vor allem in die die Substanz", sagt Günther. Dies sei nicht an einem Tag zu leisten. "Das ist auch eine Summe, die das Land Bremen alleine nicht stemmen kann. Da muss der Bund mit ran."

8 Wie steht die Rektorin zu den Affenversuchen?

Ein kleiner Affe bei einem Hirnforschungsexperiment.
Die Versuche an Makaken sind in Bremen ein Streitthema. Bild: Radio Bremen

Auch das in Bremen stark umstrittene Thema "Affenversuche" greift Felix Krömer (ab Minute 49:47) auf. "Warum wollen Sie partout an diesen Affenversuchen festhalten?", fragt er Jutta Günther. Sie betont daraufhin, dass die wissenschaftliche Freiheit für alle Forscherinnen und Forscher an der Universität Bremen gelte, die tierexperimentell arbeiteten.

Anträge würden dabei bei der senatorischen Behörde gestellt. Die Genehmigung hänge dann von dem Ermessen der senatorischen Behörde ab. Bei nicht erteilten Genehmigungen könnten, wie im Falle des Bremer Primatenforschers und Neurobiologen Andreas Kreiter, auch Gerichte über die Rechtmäßigkeit der Ablehnung entscheiden. "Es ist dabei nicht an der Rektorin oder dem Rektor zu sagen, das ist richtig oder falsch und das soll erlaubt oder verboten werden", sagt Günther.

Weitere Folgen "Felix Krömer fragt...":

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. März 2024, 19:30 Uhr