Bäder, Bauern, Bürgerpark: Diese Folgen hat Bremens Regensommer
Umgekippte Bäume, Gästeschwund in Schwimmbädern und weniger aus Not gerettete Katzen. Dies sind die Folgen der Bremer Unwetter-Wochen.
Der Juli hat den Nordwesten in diesem Jahr kalt und nass erwischt. Im Vergleich zum langjährigen Mittel fiel mehr als doppelt so viel Regen wie sonst. Diese vier Bereiche hat es besonders hart getroffen.
1 Bäder: Gästezahl im Juli eingebrochen
"Nehmen wir die derzeit vier geöffneten Freibäder, so haben diese im Juli 2023 nur etwa 40.000 Besuche zu verzeichnen gehabt", sagt Martina Baden, Geschäftsführerin der Bremer Bäder. Zum Vergleich: Im Juli 2022 waren es noch mehr als 66.000 Gäste.
Die daraus folgenden Einnahmeverluste versucht der Bäderbetrieb durch veränderte Öffnungszeiten auszugleichen, um die Kosten zu senken. "Wir haben jetzt nachmittags erst ab 13 Uhr geöffnet, wobei das Horner Bad als Kombibad flexibel auf das Wetter reagieren kann", sagt Baden. Sollte sich das Wetter im August bessern, würden die Öffnungszeiten allerdings auch schnell wieder angepasst.
Über die gesamte Badesaison betrachtet sehen die Gästezahlen der Bremer Bäder im Übrigen auch gar nicht so schlecht aus. So kamen beispielsweise im sehr sonnigen Juni 2023 rund 72.000 Badegäste, im Jahr zuvor waren es im selben Monat 18.000 weniger.
2 Bauern: Erst zu trocken, jetzt zu nass
Noch im Juni klagten die Landwirte in Bremen und umzu wegen anhaltender Trockenheit. Nach dem Juli hoffen die meisten vor allem auf eins: ein paar trockene Tage am Stück. "Grundsätzlich können wir Bauern immer klagen", sagt Christian Kluge, Geschäftsführer des Bremer Bauernverbands. Tatsächlich sei es aber so, dass nach der Warmperiode im Juni die Gerste zwar noch geerntet und gedroschen werden konnte. "Jetzt steht aber noch viel Roggen und vor allem noch ganz viel Weizen und teilweise auch Raps auf den Feldern."
"Das muss jetzt dringend runter", sagt Kluge. Da sei das viele Wasser allerdings ein echtes Problem.
Nach dem ganzen Regen brauchen wir wahrscheinlich rund eine Woche warmes Wetter, damit wir in die Ernte einsteigen können.
Christian Kluge, Geschäftsführer des Bauernverbands Bremen
Der Grund: Das Getreide ist derzeit nicht trocken genug, damit es gedroschen werden kann. "Die Faustregel ist, dass es nicht mehr als 14 Prozent Feuchtigkeit haben darf", sagt der Bauernsprecher. Ansonsten müsse die Ernte erst in Trocknungsanlagen mit warmer Luft auf diese Quote gebracht werden. "Das ist aber energieintensiv", sagt Kluge. Gleichzeitig gelte: Umso reifer das Getreide, desto weniger stabil würden die Halme und knickten leichter ein. Um Ernteverluste zu verhindern, müsse daher bald geerntet werden.
Gerade für die Bremer Bauern sei es derzeit auch schwer, zum Beispiel im Blockland über die durchnässten Wiesen zu fahren, sagt Kluge. Das bedeute, es werde dort weder gedüngt noch der anstehende vierte Schnitt durchgeführt. "Auch da brauchen wir erstmal zehn bis zwölf Tage Trockenheit."
Doch nicht alle Bauern klagen. Viel Regen sei gut für Kartoffeln und ein feuchtwarmes Klima perfekt für den Mais, sagt Kluge. "Das ist eine Augenweide, wie der steht."
3 Parks und Bäume: Zahlreiche Notfällungen
Viele Bäume in Bremen sind im Juli zum Opfer von Regen, Gewittern und Sturm geworden. Besonders schwer getroffen hat es am letzten Juli-Wochenende den Bremer Bürgerpark, wo etwa 20 Bäume umgestürzt sind.
Doch auch anderswo in Bremen haben die Juli-Unwetter Spuren hinterlassen. So zählt der Umweltbetrieb Bremen insgesamt 77 Bäume, die in ihrer Standsicherheit so stark beeinträchtigt wurden, dass sie gefällt werden mussten oder noch gefällt werden müssen. Außerdem müssten viele Austausbrüche korrigiert und Baumkronen nachgeschnitten werden, sagt Umweltbetrieb-Sprecherin Christina Ruschin. "Die Aufarbeitung der Schäden, die durch die Wetterereignisse entstanden sind, wird noch einige Zeit unserer Baumpfleger und Baumpflegerinnen in Anspruch nehmen."
4 Feuerwehr: Doppelt so viele Einsätze wie im letzten Jahr
"Der Juli 2023 war im Vergleich zum Juli 2022 für die Feuerwehr Bremen außerordentlich einsatzreich", sagt Sprecher Michael Richartz. Im Juli 2022 musste die Feuerwehr noch für 249 technische Hilfeleistungen ausrücken, das sind zum Beispiel Einsätze, um Sturmschäden zu beseitigen. In diesem Juli waren es 578 Einsätze. "Verglichen damit sind im Monat Juli in den vergangenen Jahren immer rund 200 bis 250 technische Hilfeleistungen zu bewältigen gewesen", sagt Richartz.
"Solche exorbitanten Steigerungen in der Statistik kommen meist durch Wetterereignisse zustande", sagt Richartz. Zwischenzeitlich habe die Feuerwehr im Juli sogar einen öffentlichen Notstand erklären müssen. Das heißt, sie musste Einsätze priorisieren.
Die Katze musste dann auch mal im Baum warten.
Feuerwehrsprecher Michael Richartz
Viele der zusätzlichen Juli-Einsätze hatten auch bei der Feuerwehr mit herabfallenden Ästen oder umgekippten Bäumen zu tun. Die Gründe: Viele Bäume tragen im Sommer wegen ihrer nassen Blätter viel Gewicht, gleichzeitig bieten sie im Sommer mehr Angriffsfläche für Stürme. Darüber hinaus geben die Böden, die vom vom Regen aufgeweicht wurden, den Wurzeln weniger Halt. "Das unterscheidet die Situation von Herbststürmen", sagt Richartz.
Gleichwohl habe es im Juli nur knapp ein Dutzend technische Hilfeleistungen wegen vollgelaufener Keller gegeben. Zum Vergleich: Im eigentlich trockenen Vormonat Juni waren es rund 250. "Das wiederum lag an punktuellen Starkregenereignissen in Walle und Gröpelingen", sagt der Feuerwehrsprecher.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 2. August 2023, 19:30 Uhr