Infografik
So hat sich die Uni Bremen in 50 Jahren gewandelt
Die Uni Bremen feiert runden Geburtstag: Heute, genau vor 50 Jahren, ist die Uni mit ihren damals revolutionären Konzepten in den Lehrbetrieb gestartet. Seitdem hat sich so einiges verändert.
Als "Rote Kaderschmiede" ist die Uni Bremen 1971 mit vielen revolutionären Ideen gestartet – und 50 Jahre später in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Die Gründungsjahre waren chaotisch: Studierende und Lehrenden haben damals sogar die Notenvergabe ausdiskutiert. Außerhalb Bremens hatte die Universität durch ihre demokratische Ausrichtung deshalb oft einen schlechten Ruf.
Mitbestimmung damals fortschrittlich
Das sogenannte "Bremer Modell" hat der Universität anfangs viel Kritik eingetragen. Die Studierenden sollten in Kleingruppen lernen und fächerübergreifend an gesellschaftlich relevanten Problemen arbeiten. Die Lehre richtete sich stark nach den Bedürfnissen der Studierenden und ihren Berufszielen. Damals lautete der Betreuungsschlüssel 1:10, das heißt auf zehn Studierende kam eine Lehrperson.
In der Selbstverwaltung der Uni hatten Studierende, Professoren und sonstige Mitarbeiter jeweils ein Drittel der Stimmen: "Das Modell war für die damalige Zeit fortschrittlich", sagt Unisprecherin Meike Mossig. Es war beeinflusst vom Studentenprotest Ende der 1960er Jahre.
Die starke Mitbestimmung der Studierenden auf Augenhöhe mit Professoren und sonstigen Mitarbeitern gab es nur bis 1977. Ein Gericht kippte damals das Modell. "So wurde ein Aushängeschild der Reformuni nach dem anderen stillschweigend abmontiert, und man begab sich auch in Bremen auf den Weg der Normalisierung", sagt der Sozialhistoriker Wilfried Rudloff.
Das bleibt vom "Bremer Modell":
Vom "Bremer Modell" geblieben sei der Fokus auf forschendes Lernen, auf fächerübergreifende Arbeit und gesellschaftliche Bedeutung der Themen, sagt Unisprecherin Mossig.
Inzwischen ist die Universität voll in der Gesellschaft angekommen und bei Unternehmen und Forschungseinrichtungen akzeptiert. Ein Beispiel dafür: Bremen war von 2012 bis 2019 Teil der elf Elite-Unis in Deutschland im Rahmen der "Exzellenzinitiative". "Wir sind ja auch als Klima-Universität bekannt", sagt Meike Mossig. Die Uni arbeitet eng mit den Hochtechnologie- und Softwarefirmen zusammen, die sich in ihrer Nachbarschaft angesiedelt haben. Dazu zählt zum Beispiel der Satellitenbauer und Raumfahrtkonzern OHB.
Und auch die Studierendenzahlen sind seit der Gründung stark gestiegen: 1971 im Gründungsjahr des Wintersemesters waren gerade einmal 459 Studierende an der Uni Bremen eingeschrieben. Heute sind es über 19.000.
Auch in anderen Bereichen an der Uni hat sich der Alltag stark gewandelt. Heutzutage können Studentinnen und Studenten auf viel mehr Literatur zurückgreifen. Im Jahr 1975 ist die Uni-Bibliothek mit einem Bestand von einer Million Büchern gestartet. Heute sind es rund 3,5 Millionen Bücher.
Hinzu kommen, laut der Pressereferentin der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen, Anke Winsmann, insgesamt noch 94 Millionen Online-Ressourcen, die den Studierenden zur Verfügung stehen. Dazu zählen Quellen wie E-Books, E-Paper oder E-Journals. 1998 ist die Online-Bibliothek gestartet. Damals mit 275 E-Journaltiteln.
Studierende können heute aus deutlich mehr Quellen schöpfen
Kaum vorstellbar, aber vor 50 Jahren lag der Semesterbeitrag für das Studierendenwerk Bremen laut deren Geschäftsführer Hauke Kieschnick bei 5 D-Mark pro Semester. Heutzutage zahlen die Studentinnen und Studenten 85 Euro pro Halbjahr an das Studierendenwerk.
Fakten zur Uni-Mensa
Und auch sonst hat sich viel im Studierendenalltag verändert. So seien die Apartments des Studierendenwerks aktuell laut Hauke Kieschnick zwischen 17 und 20 Quadratmetern groß. Die Wohnungen "verfügen über ein Bad und eine kleine Pantryküche. Und schnelles Internet ist natürlich Standard. In der Vergangenheit waren die Apartments tendenziell kleiner. Und das Internet gab es noch nicht", fasst Kieschnick den Wandel zusammen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 14. Oktober 2021, 19:30 Uhr