Endlich Jazz verstehen! Dieser Pianist erklärt Jazz-Stile für Anfänger
Die Welt-Szene des Jazz ist in Bremen. Und Sie? Sind Sie auch bei der Jazzahead? Oder ist das nicht so Ihr Ding – zu intellektuell? Eine Einführung kann helfen. Hier ist sie!
Jazz-Fans sind aktuell Feuer und Flamme. Doch wer mit dem Genre noch nicht viel zu tun hatte, findet meist schwer einen Zugang. Den will unsere Autorin Laura Lippert Ihnen gemeinsam mit Conrad Schwenke zumindest etwas erleichtern. Schwenke ist Pianist und spielt im Rahmen der Jazzahead Clubnight ein Konzert zur Veröffentlichung seines neuen Albums. In einem Probenraum des Vereins "Musikerinitiative Bremen" trifft unsere Autorin ihn, um das scheinbar Unmögliche zu tun: Ohne Vorwissen endlich Jazz verstehen.
Die Basis für die berüchtigten Jazz-Sessions ist oft das Jazz-Repertoire "Great American Songbook". Größtenteils bestehe das aus Broadway-Songs der 1930er und 1960er Jahre, erklärt der Pianist. Auf den Sessions treffen sich Musiker und auch häufig Kenner der sogenannten Standards (= Kompositionen für Jazzmusiker).
Die Kunst besteht nun darin, auf Grundlage der Melodie und der relativ minimalistisch gehaltenen Noten zu improvisieren. "Auf solchen Sessions, wo dann verschiedene Instrumente zusammen spielen, entwickeln sich oft einzigartige Stücke", sagt Schwenke. Verschiedene Stile und Interpretationen machen Jazz zu einer sehr diversen und vielseitigen Musikrichtung.
Conrad Schwenke hat für buten un binnen und für Sie vier unterschiedliche Jazz-Stile auf dem Klavier gespielt. Vielleicht macht Ihnen das so viel Spaß, dass Sie ein echter Liebhaber oder eine echte Liebhaberin werden.
1 Stride oder "Vorläufer des Swing"
Beim beschwingten Stride steht das Piano im Vordergrund – nicht nur bei dieser Interpretation. "Stride ist ein Klavierstil und zugleich eine eigene Stilistik. Sie gilt als Vorläufer des Swing", erklärt Schwenke. Dabei wird der größte Teil improvisiert. Besonders beeindruckend sind hier häufig die Schnelligkeit und die großen Sprünge, die mit den Händen scheinbar mühelos gelingen. Die Herausforderung besteht nämlich darin, dass die linke Hand typischerweise zugleich Basstöne und Akkorde übernimmt.
2 Ballade oder das "Bar-Piano"
Diesen Sound verbinden wohl viele mit dem typisch loungigen Sound von "Bar-Piano". Bei Balladen ist laut Schwenke häufig ein Klavier-Intro typisch. Die anderen Instrumente steigen dann nach und nach ein. Außerdem werden die Stücke vom Timing her häufig freier interpretiert als Swing. Besonders populär ist beispielsweise die Ballade "Misty" aus dem Jahr 1954, die Schwenke in dem Video auch spielt. "Die meisten Jazzmusiker und -fans kennen den Song und haben ihn in ihrem Repertoire", sagt Schwenke.
3 Gegenwärtiger Jazz und "Joghurt an der Wand"
Es gibt immer mehr Stilmischungen mit Rock- und Popelementen – und zunehmend elektrisch verstärkten Instrumenten, Effekten und elektronischen Klängen. Harmonisch werden zum einen neue Grenzen ausgelotet, an anderer Stelle dagegen spart man Akkorde oder verzichtet ganz auf traditionelle Jazz-Harmonik. Auch der "Free Jazz" fasziniert mit bizarren Sessions: "Manchmal werfen Menschen dann auch Joghurtbecher gegen die Wand, einfach um einen bestimmten Sound zu erzeugen", erzählt der Pianist. In seinen eigenen Kompositionen verwendet er zwar kein Geschirr, aber teils brachialere Sounds.
4 Latin Jazz
Wie Jazz generell hat vor allem auch Latin Jazz einen "Crossover"-Charakter. Hier werden die harmonischen Wege des traditionellen Jazz mit lateinamerikanischen Rhythmen kombiniert – und darauf improvisiert. Ein populärerer Stil ist "Bossa Nova". Aber heute noch spielen Musikerinnen und Musiker Latin Jazz. Heraus kommt dann eine moderne, tanzbare Musik.
Und? Lieben Sie's oder müssen Sie noch mal sacken lassen? Hören Sie sich die Jazz-Stile einfach noch einmal an.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. April 2023, 19:30 Uhr