Oma-Knutscher und Radfahrer – Henning Scherf wird 80
Bremens Ex-Bürgermeister feierte runden Geburtstag. Bis heute ist er wegen seiner Bürgernähe und der Umarmungen beliebt. Aber kennen Sie auch seine Schattenseiten?
Henning Scherf ist beliebt, auch viele Jahre nach seiner aktiven Zeit als Bremer Regierungschef ist ihm seine Rolle bewusst: "Ich bin ein öffentlicher Bremer", sagt er über sich selbst.
Denn seine Markenzeichen sind sogar bundesweit bekannt: Er ist in Bremen immer mit dem Hollandrad unterwegs, steht ganz normal im Telefonbuch und er umarmt gerne Menschen. Oma-Knutscher wird er deshalb gerne genannt.
Also dieses Umarmen mache ich ja nicht nur in der Politik und nicht nur, wenn Kameras dabei sind, sondern das ist meine, von meinem Vater geerbte Alltagsgeste. Ich umarme gerne Menschen und ich spüre auch, dass die das mögen.
Henning Scherf
Aufbrausender Politiker mit sympathischen Eigenheiten
Viele solcher sympathischen Schrullen sind in den Jahren mit Hennig Scherf verbunden worden. Er trinkt nach eigenen Angaben nur heißes Wasser und nie Alkohol. Und auf die Frage von Journalisten, was er als Kind einmal werden wollte, antwortet er meist grinsend: "Pferd."
Henning Scherf – der Politiker der den Menschen nahesteht. Dieses Bild zeichnet er auch gerne selbst von sich. Weniger bekannt sind seine Schattenseiten: Ungeduldig und aufbrausend kann er nach eigenen Angaben sein. Zweimal drohte er in der eigenen Partei mit Rücktritt – wohlwissend, dass die Bremer Genossen ohne ihn bei Weitem nicht so beliebt gewesen wären. "Dann bin ich am Freitag nicht mehr in der Politik. Dann bin ich weg", setzte Scherf die Kollegen unter Druck.
Eine Lüge vor Gericht als Knick im Erbe
Und sogar vor Gericht hat der gelernte Jurist einmal gelogen. Im sogenannten Bremer Brechmittelprozess. Ein Drogendealer war im Polizeigewahrsam ums Leben gekommen, Scherf war 2013 als Zeuge geladen. Zu dem Prozesstermin kam Scherf erst nicht und musste herbeitelefoniert werden. Seine Ausrede: Er sei in der Nacht zuvor aus dem Urlaub wiedergekommen. Später kam heraus, dass alles gelogen war und Scherf den Termin schlichtweg vergessen hatte. Für den Sprecher der Bremer Staatsanwaltschaft war das alles andere als witzig: "Er ist Zeuge gewesen, er ist als Zeuge befragt worden und er hat als Zeuge die Unwahrheit gesagt."
Die Folge war ein Ermittlungsverfahren gegen den beliebten Ex-Bürgermeister wegen uneidlicher Falschaussage. Später wurde es gegen eine Geldzahlung eingestellt.
Inzwischen ist es etwas ruhiger um Scherf geworden. Er fährt nach eigenen Angaben mittlerweile mit einem E-Bike durch die Stadt und hält längst nicht mehr so viele Vorträge, wie zu Beginn seines Ruhestands.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Die Chronik, 31. Oktober 2018, 7:45 Uhr