Jahrelang beim Freimarkt falsch gezählt – aber wie geht es besser?

Wie groß ist der Bremer Freimarkt wirklich?

Bild: dpa | picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Die Besucherzahlen, die für den Bremer Freimarkt angegeben wurden, waren lange Zeit zu hoch. Ein Bremer Statistiker weiß, wie man an verlässliche Zahlen kommt – und wie eben nicht.

Das mit dem Zählen ist so eine Sache, zumindest keine leichte. Das zeigt sich jüngst am Beispiel des Bremer Freimarkts. Jahrelang war von vier Millionen Besucherinnen und Besuchern die Rede. Doch seit Bremer Wirtschaftsbehörde und Schausteller auf moderne Technik setzen, ist klar: Diese Besucherzahl ist viel zu hoch. Das neue Zählsystem förderte in diesem Jahr die deutlich geringere Anzahl von 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher zutage.

Doch wie kommt man überhaupt an verlässliche Zahlen? Die Antwort darauf hat Werner Wosniok. Über vierzig Jahre lang hat er, unter anderem an der Uni Bremen, mit statistischen Zahlen geforscht. Sein Tipp, um die Besucherzahl auf dem Freimarkt zu ermitteln: "Zunächst einmal würde man versuchen, sich einen möglichst guten Standpunkt zu verschaffen. Der sollte senkrecht sein, so dass keine Personen verdeckt werden."

Der Bremer Freimarkt im Dunkeln von oben mit eingezeichneten Planquadraten.
Der Statistiker empfiehlt, mit Planquadraten zu arbeiten. Bild: Radio Bremen

Wosniok empfiehlt ein Foto von diesem Standpunkt auszumachen und das Foto in mehrere Quadrate einzuteilen. "Und dann würde man sich ein Planquadrat vornehmen und das auszählen. Anschließend sollte man feststellen, wie groß der Anteil des ausgezählten Quadrats an der gesamten Fläche ist." Und dann geht es laut Experte ans Hochrechnen.

Die Methode lässt sich laut Experte auch noch verfeinern: "Weil die Personen sicherlich nicht überall gleich dicht stehen, könnte man sich verschiedene Bereiche aussuchen, aus denen man die Stichproben zieht." So hätte man dann gleich mehrere Stichproben für die Hochrechnung zur Verfügung.

Wosnioks Methode klingt präzise, aber in jedem Fall auch sehr zeitaufwendig. Zudem gibt er zu bedenken: Es geht nicht nur um die nackten Zahlen, sondern auch darum wie man sie sieht.

Die Zahlen sind ja nur die Grundlage für die Interpretation und an der Interpretation kann man sicherlich in vielen Gebieten noch arbeiten. Man wird auch jetzt oft verschiedener Meinung sein, wie denn eine bestimmte Zahl zu interpretieren sei, ob das viel oder wenig ist.

Werner Wosniok, Statistiker

Sind 1,5 Millionen Besucherinnen und Besucher, die in diesem Jahr auf dem Freimarkt gezählt wurden, nun also viel oder wenig? Geht es nach der Interpretation der Schausteller bleibt der Freimarkt jedenfalls "das größte Volksfest Norddeutschlands".

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 3. November 2022, 19:30 Uhr

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