Von Kita bis Café: Wie diese Bremerinnen auf die Corona-Zeit blicken

Eva Raquet von der Tanzschule etage und Ulli Richter vom Cafe Piano (Montage)

Von Kita bis Café: Wie diese Bremerinnen Corona überstanden haben

Bild: Radio Bremen | Leslie Melina Schmidt

2020 legte das Coronavirus die ganze Welt lahm. Wie war das für die Menschen damals und wie blicken sie heute darauf? Wir haben mit drei von ihnen gesprochen.

In der Kita der Gemeinde Unser Lieben Frauen in Schwachhausen ist es, als wäre nie etwas gewesen. Corona, die Kontaktbeschränkungen, die Maskenpflicht – das erscheint heute alles wahnsinnig weit weg. Am 13. März 2020 entscheiden fast alle Bundesländer, Schulen und Kitas zu schließen. Viele der Kita-Eltern sind damals in systemrelevanten Berufen – deshalb war diese Kita schnell wieder auf, erinnert sich Leiterin Sabrina Böhmker.

"Wir waren nicht im Lockdown", berichtet Böhmker. Die Kinder wären relativ schnell wieder im Kindergarten gewesen. Zumal immer neue Berufsgruppen zu den systemrelevanten Berufen dazukamen. Die Mitarbeitenden durften also weiterarbeiten, so Böhmker.

Im Nachhinein sind wir – trotz des Infektionsrisikos – sehr dankbar, dass wir so viel Normalität behalten durften und eine Struktur in unserem Tag hatten.

Sabrina Böhmker, Leiterin Kita Unser Lieben Frauen

Damals keine Masken in der Kita

Bei den einzelnen Kitagruppen gab es großzügige Abstandsregelungen. Im Team kommunizierten sie nur noch digital. Kinder und Personal wurden regelmäßig getestet. Damals entscheidet die Kita sich aber auch dazu, nicht mit Masken und Abstand zu den Kindern zu arbeiten. "Die Kinder lesen unsere Mimik. Sprachentwicklung findet statt. Man kann nicht auf Abstand trösten. Getröstet wird auf dem Schoß", sagt Böhmker 2020 zu buten un binnen.

Das damals so zu machen, hält Böhmker heute immer noch für richtig: "Für die Kinder war es der richtige Weg. Wir haben aber auch erfahren, dass Corona zu so schweren Verläufen führen kann, dass eine Fachkraft, die sich auf der Arbeit infiziert hat, nie wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren konnte."

Ein paar kleine positive Überbleibsel aus der Coronazeit gibt es aber doch noch: Zum Beispiel waschen sich die Kinder immer noch die Hände, wenn sie die Kita betreten. "Wir finden, das ist nicht die schlechteste Idee", betont Böhmker. Jetzt seien teilweise Kinder da, die zu Coronazeiten noch gar nicht geboren waren.

Die Älteren sagen den Jüngeren: Wenn du reinkommst, musst du die Hände waschen.

Sabrina Böhmker, Leiterin Kita Unser Lieben Frauen

Auch die Gastronomie trifft es hart

Eine blonde Frau mit Brille steht vor dem Piano in Bremen und hält ein Tablett
Für Ulli Richter kam es auch während der Pandemie nicht in Frage, das Piano zu verlassen. Bild: Radio Bremen | Leslie Melina Schmidt

Für viele Unternehmen und Einrichtungen ging es in dieser Zeit ums nackte Überleben. Gerade für Restaurants und Cafés. Vorschriften änderten sich schnell: Mal durften sie nur außer Haus verkaufen. Mal durften sie nur tagsüber unter bestimmten Umständen öffnen. Mal mussten sie ganz schließen.

Für viele war das ein harter Schlag. Auch für das Café Piano im Bremer Viertel. Ulli Richter erinnert sich. Sie arbeitet schon seit 30 Jahren im Piano: "Das war teilweise auch traurig. Besonders als wir schließen mussten und nur durchs Fenster verkaufen durften."

Das war ein ganz komisches Gefühl. Und keiner wusste, wie geht es jetzt weiter? Lockert sich alles mal wieder? Wird es mal wieder normal?

Ulli Richter, Mitarbeiterin im Café Piano

Café leidet noch immer

Heute nach fünf Jahren ist zwar alles wieder normal, zu kämpfen hat das Piano aber immer noch mit den Folgen der Pandemie. "Corona hat seinen Teil dazu beigetragen", so Richter. Es kämen weniger Gäste ins Café als vor der Pandemie. Außerdem: "19 Prozent Mehrwertsteuer haben wir wieder bekommen. Da gab es einige Einschnitte, auch personell", berichtet Richter weiter. Heute sei das Café nur noch mit der Hälfte an Mitarbeitenden besetzt, wie vor der Pandemie.

Vieles sei nach Corona teurer geworden, laut Richter sind alleine die Preise für Rohkaffee im letzten Jahr um mehr als 100 Prozent gestiegen. "Wir können das nicht immer an die Gäste weitergeben", so Richter. Doch die Freude, dass das Piano es durch die Pandemie geschafft hat, überwiegt.

Die Gäste sagen auch: schließt bloß nicht. Das Piano ist eine Institution, die brauchen wir. Und deswegen: Wir versuchen ja auch das weiterzumachen.

Ulli Richter, Mitarbeiterin im Café Piano

Tanzschule bietet schnell Onlinekurse an

Am 16. März 2020 entscheidet die Bundesregierung, alle Sport- und Freizeitstätten zu schließen. Eva Raquet musste sich mit ihrer Tanzschule "Etage" in der Nähe des Hauptbahnhofs erstmal sortieren: "Wir haben das erst gar nicht richtig realisiert. Müssen wir denn heute, wenn die kommen, sie einfach nach Hause schicken? Wie machen wir das jetzt?" Doch die Tanzschule reagiert schnell.

Ich habe gleich überall Netzwerkkabel gezogen. Wir haben jeden Raum mit Laptops ausgestattet und mit Videokameras. Zwei Tage später waren wir eigentlich schon online.

Eine Frau mit dunklen Haaren steht vor einer Wand und schaut in die Kamera
Eva Raquet, Inhaberin der Tanzschule Etage

Nach der Pandemie läuft es erst langsam wieder an

Mit Online-Tanzkursen kann sich die Tanzschule über Wasser halten. Am Anfang der Pandemie behielten viele Kunden auch noch ihre Mitgliedschaft. Doch in der Zeit nach der Pandemie brach das ein. "Es sind uns viele Ängste begegnet", erinnert sich Raquet. Viele Menschen hätten gezögert, in die Gruppen zurückzukehren. Zum Beispiel, weil sie jemanden Zuhause schützen wollten.

Doch Eva Raquet und ihre Tanzschule stellen sich auf die Veränderungen ein: Sie bieten Zehner-Karten, Firmenfitness und kurze Kündigungsfristen an. Heute geht es dem Betrieb wieder gut.

Das war ein mutiger Schritt, aber der hat sich, glaube ich, gelohnt. Durch die offenen Möglichkeiten, die wir hier jetzt anbieten, nehmen die Leute das Angebot auch gut an.

Eva Raquet, Inhaberin der Tanzschule Etage

Folgen von Corona bei Kindern: "vermehrt psychsiche Auffälligkeiten"

Bild: Radio Bremen
  • Rückblick: Vor fünf Jahren schloss Bremen die Schulen wegen Corona

    Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben Kinder und Jugendliche damals besonders hart getroffen. Die Folgen sind heute noch spürbar.

Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 20. März 2025, 16:35 Uhr