Wie in Bremerhaven Menschen mit Behinderung die Liebe finden können

Eine Person mit Behinderung tanzt auf einer Bremerhavener Flirtparty
Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Flirten und Feiern war auf einer Flirtparty in der Bremerhavener Stadthalle ausdrücklich erwünscht. Für rund 400 Menschen mit Behinderung bot das eine Kennenlern-Chance.

Einfach nur Dates vereinbaren oder sogar die große Liebe finden? Das wünscht sich wohl jeder, doch es ist wahrlich nicht einfach – schon gar nicht für Menschen mit Behinderung. Umso besser, wenn es Events gibt, bei denen das Ziel genau das ist: zum Beispiel die Flirtparty in der Stadthalle in Bremerhaven. Sie fand am vergangenen Freitag bereits zum zehnten Mal statt.

Nach einer dreijährigen Corona-Pause waren die Karten zum ersten Mal schon im Vorfeld ausverkauft.Die Gäste kamen aus Bremerhaven, aber auch aus Osterholz-Scharmbeck, Bremen, Nordenham und Wilhelmshaven. Weit mehr als 400 Flirtinteressierte waren vor Ort.

Dating mit optionaler Hilfestellung

Damit die Flirtversuche auch erfolgsversprechend waren, standen kleine Aktionen bereit: Jeder Partygast bekam etwa einen Aufkleber mit einer Nummer, der persönlichen Flirtnummer. Diese Nummer diente als persönliche Adresse für den ersten Brief – wenn man denn einen schreiben und so Kontakt aufnehmen wollte. Wenn es nötig schien und erwünscht war, griffen Flirtengel den Partygästen unter die Arme. Sie halfen beispielsweise bei Gesprächen. Auch eine Fotobox für das erste gemeinsame Foto, eine Knobelstation an der Lebkuchenherzen erspielt werden konnten, dienten als Attraktionen.

Zwei Menschen mit Behinderung stehen vor einem Hintergrund mit Herzen auf der Bremerhavener Flirtparty 2024
Sabrina und Arthur haben sich über die Flirtpost angenähert. Bild: Radio Bremen | Sina Derezynski

Der 34-jährige Arthur aus Bremerhaven erhielt Flirtpost von Sabrina. Sein Lächeln fand sie sympathisch – also griff sie zur Flirtpost-Option. Nach einem kurzen Gespräch, bei dem anfangs ein Flirtengel half, waren sich beide sympathisch.

Arthur weiß, wie schwer es ist, als Mensch mit Behinderung jemanden kennenzulernen. Er suche schon lange eine Freundin, erzählt er. Doch in seinem Alter, er wird dieses Jahr 35, sei das nicht so einfach. Auch Facebook habe er schon ausprobiert, erzählt Arthur.

Corona-Zeit war für Behinderte besonders schwer


Veranstaltet wurde die Party von den Behindertenwerkstätten Elbe-Weser Welten. Deren Chef Robert Bau kennt die Hürden beim Dating. Entfernung sei ein Thema, aber auch die Corona-Pandemie war eine Einschränkung im Privatleben der Menschen mit Behinderung.
Die Corona-Zeit habe Menschen mit Behinderungen stark beeinträchtigt. "Das hat ja gerade die Menschen mit Behinderung so dermaßen getroffen. Stellen sie sich mal vor, sie leben in einer Wohnstätte und sollen dann wochenlang alleine im Zimmer sein und können vielleicht gar nicht verstehen, warum die Situation so ist, wie sie ist," sagt Bau.

Die Bedeutung von Veranstaltungen wie dieser ist groß. Die Veranstaltung soll Begegnungen schaffen für Menschen mit Behinderung.

Dass man sich auch wieder trifft, umarmen kann und Spaß hat zusammen.

Robert Bau, Geschäftsführer Elbe-Weser Welten

Gerne erinnert sich Bau an einige besondere Momente der Veranstaltungsreihe zurück. Kennengelernt auf der Veranstaltung, kam es bei einem Paar später zur Verlobung und schließlich heirateten die beiden sogar. Ein weiteres Paar, dass seit 25 Jahren verheiratet ist, sei heute auf der Party, erklärt Bau. Der ein oder andere war mit seinem Versuch auf der Flirtparty demnach schon durchaus erfolgreich.

Autorin

  • Porträt Sina Derezynski
    Sina Derezynski Autorin

Dieses Thema im Programm: Cosmo, 17. Februar 2024, 11:10 Uhr