Gegen Ausgrenzung: Menschen mit Behinderungen demonstrieren in Bremen
Anlässlich des Europäischen Tages der Menschen mit Behinderungen wollen Betroffene heute auf ihre Probleme aufmerksam machen. Sie fordern mehr Teilhabe an der Gesellschaft.
9,4 Prozent – so viele Bremerinnen und Bremer sind laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes schwerbehindert. Das ist fast jeder zehnte. Menschen mit Behinderung leiden weiterhin unter Diskriminierung – ob im Alltag, im Straßenverkehr oder auf dem Arbeitsmarkt. Teilhabe und Barrierefreiheit in Bremen und Bremerhaven fordern deshalb die "Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Bremen" (LAGS) und der "Arbeitskreis Bremer Protest gegen Diskriminierung und für Gleichstellung behinderter Menschen".
Mit einer Demonstration am 5. Mai – dem Europäischen Protesttag der Menschen mit Behinderungen – wollen die Beteiligten auf die Probleme in der Stadt aufmerksam machen und treten gleichzeitig mit konkreten Forderungen an Gesundheitssenatorin und Bürgermeister heran. Motto der Aktion: "Zukunft barrierefrei gestalten".
Handlungsbedarf in mehreren Bereichen
Barrierefreiheit ist die Bedingung, die es braucht, um Teilhabe an der Gesellschaft zu erreichen. "Rollstuhlfahrende sind auf eine stufenlose Umwelt angewiesen", erklärt Florian Grams von der LAGS Bremen. Menschen mit Sehbehinderungen bräuchten klare Orientierungssysteme. Gehörlose benötigten Kommunikationswege, die ihnen offenstehen, und Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen bedürfen der "Leichten Sprache".
Aktuell sieht die LAGS außerdem dringenden Handlungsbedarf bei folgenden Problemen: Für blinde und sehbehinderte Menschen seien die E-Roller ein neues Hindernis. Im Psychiatriebereich bestehe ein Bedürfnis nach Hometreatment – also einer Behandlung in gewohnter Umgebung statt in einer Psychiatrie. Und es brauche dringend mehr bezahlbare barrierefreie Wohnungen.
Probleme beim medizinischen Zentrum
Ein konkretes Problem in Bremen sei derzeit die Situation am medizinischen Zentrum für Erwachsene mit Behinderung. Das Zentrum könne zurzeit nicht arbeiten, weil die Besetzung der Leitung unklar sei, organisatorische und technische Fragen unbeantwortet seien und darum die Zulassung ruhe. Die Demonstrantinnen und Demonstranten wollen deshalb der Senatorin für Gesundheit einen Brief überreichen mit dem Appell, bei der Lösung der Probleme zu helfen. Außerdem fordern die Teilnehmer der Demonstration, dass das "Zentrum für seelische Gesundheit", das als Modellprojekt in der Überseestadt für psychiatrische Unterstützung entstehen sollte, nun endlich verbindlich geplant werden müsse.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. Mai 2023, 19:30 Uhr