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Beruflich, freiwillig? Darum ist für Bremens Feuerwehr beides wichtig
Die Feuerwehr ruht auch in Bremen und Bremerhaven auf vielen Schultern. Doch was unterscheidet die Freiwillige eigentlich von der Berufsfeuerwehr? Ein Vergleich.
Dachstuhlbrand, Bombenfund, entgleiste Straßenbahn: Die Feuerwehren in Bremen sind täglich im Einsatz. Dabei wird innerhalb der Feuerwehr Bremen und der Feuerwehr Bremerhaven zwischen Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr unterschieden. Wie wichtig beide sind, was sie unterscheidet und was sie eint, erklären wir hier.
1 Standorte: 7 große Feuerwachen und 19 Freiwillige Feuerwehren
Die Feuerwehr Bremen unterhält seit diesem Februar sieben Wachen für ihre Berufsfeuerwehr. Die jüngste von ihnen, die Feuerwache 7 am Hochschulring, hat eine Lücke im östlichen Stadtgebiet geschlossen. So soll sichergestellt werden, dass die Vorgaben des Bremer Hilfeleistungsgesetzes erfüllt werden. Darin heißt es unter anderem, dass Feuerwehrleute spätestens zehn Minuten nach Eingang eines Notrufs am Brandort sein müssen.
Damit dies im gesamten Stadtgebiet gelingt, werden die großen Standorte der Berufsfeuerwehr durch 19 kleinere Wachen der Freiwilligen Feuerwehren ergänzt. So wird beispielsweise allein die Feuerwache 6 in Bremen Nord von fünf Freiwilligen Feuerwehren in Burgdamm, Schönebeck, Vegesack, Blumenthal und Farge unterstützt.
Zum Vergleich: Die Berufsfeuerwehr Bremerhaven hat nur einen zentralen Standort und drei zusätzliche Freiwillige Feuerwehren mit eigenen Löschfahrzeugen in Lehe, Weddewarden und Wulsdorf.
2 Personal: Gut 1.700 Feuerwehrleute im Land Bremen
Die Berufsfeuerwehr Bremen zählt aktuell knapp 700 Mitarbeitende – im Einsatzdienst, in Fachdiensten, in der Verwaltung und in der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle. Für die Freiwillige Feuerwehr der Hansestadt sind darüber hinaus rund 650 ehrenamtliche Kräfte im Einsatz. Der Frauenanteil liege bei der Freiwilligen Feuerwehr bei rund zehn Prozent, bei der Berufsfeuerwehr der Stadt Bremen bei rund fünf Prozent, sagt Sprecher Christian Patzelt.
Die Feuerwehr Bremerhaven zählt zum Vergleich rund 280 Mitarbeiter in der Berufsfeuerwehr. Hinzu kommen noch rund 100 Ehrenamtliche in der Freiwilligen Feuerwehr.
Seit vielen Jahren organisieren Bremens Freiwillige Feuerwehren auch Jugendfeuerwehren, 2017 wurde in Mahndorf sogar die erste Kinderfeuerwehr gegründet. Rund 250 Kinder und Jugendliche sind dort in der Stadt Bremen engagiert, knapp ein Drittel von ihnen Mädchen.
3 Voraussetzung: Tests mit Atemgeräten, Drehleitern und Puppen
Männer und Frauen, die freiwillig oder beruflich Feuer und andere Gefahren in Bremen abwehren wollen, müssen volljährig sein. Wer schon früher Lust auf die Feuerwehr hat, kann bereits ab zehn Jahren Erfahrungen bei einer der Bremer Jugendfeuerwehren sammeln.
Mit 18 Jahren folgt dann der Übertritt in die jeweilige Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr. Der Eintritt in die Berufsfeuerwehr hingegen hängt auch von den Voraussetzungen für den dort angestrebten Beruf ab. "Für die Ausbildung zum Brandmeister oder zur Brandmeisterin muss eine erfolgreich abgeschlossene Ausbildung vorliegen", sagt Feuerwehrsprecher Patzelt. Die jüngsten Bewerber seien daher 19 oder 20 Jahre alt.
Eine weitere Voraussetzung für die Feuerwehr ist die körperliche Eignung und Fitness. So müssen Feuerwehrleute den ärztlichen Nachweis erbringen, dass sie im Einsatz ein Atemschutzgerät tragen können.
In der Berufsfeuerwehr gilt dabei schon der Einstellungstest als Maßstab. Dabei muss eine Atemschutzübungsstrecke bewältigt werden, eine Drehleiter bestiegen, eine 75 Kilogramm schwere Puppe gezogen, Liegestützen geschafft, ein 400-Meter-Sprint und ein 3.000-Meter-Lauf absolviert werden. Auch Wissensfragen, Matheaufgaben und Grammatiktests müssen angehende Berufsfeuerwehrleute lösen.
4 Dienste: Tagesalarmbereitschaft versus 24 Stunden-Dienst
Der Lösch- und Hilfeleistungsdienst der Bremer Berufsfeuerwehr arbeitet in 24-Stunden-Diensten. Nach einer Schicht haben die Einsatzkräfte zwischen 24 und 72 Stunden Ruhezeit. In der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle wird in 12-Stunden-Diensten gearbeitet.
Bei den Freiwilligen Feuerwehren ist die Mehrheit 24 Stunden am Tag alarmierbar. "Das ist die sogenannte Tagesalarmbereitschaft", sagt Feuerwehr-Sprecher Patzelt. Manche Einheiten seien wegen personeller Kapazitäten und der Stadtrandlage nur zu bestimmten Zeiten erreichbar.
Die Ehrenamtlichen treffen die Alarme in Alltagssituationen: in der Nachtruhe, im Büro, in der Werkstatt, in der Praxis, beim Einkaufen, beim Sport, unterm Tannenbaum.
Christian Patzelt, Sprecher der Feuerwehr Bremen
Auch einen Bereitschaftsdienst gebe es bei den Freiwilligen Feuerwehren nicht. Bei manchen Einheiten fänden einmal wöchentlich Übungsabende statt, bei anderen alle zwei Wochen, sagt Patzelt.
Denn anders als die Kolleginnen und Kollegen der Berufsfeuerwehr arbeiten die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr ehrenamtlich. Gestellt wird lediglich die persönliche Schutzausrüstung und Dienstbekleidung. Nur für Führungskräfte gibt es eine geringe Aufwandsentschädigung. Eine Berufsfeuerwehrfrau verdient hingegen nach der Ausbildung rund 2.600 Euro plus Zulagen.
5 Ausrüstung: Gleiche Kleidung, verschiedene Geräte
Die persönliche Schutzausrüstung von Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr unterschiedet sich in Bremen im Grunde nicht. Nur in diesen Wochen gibt es eine kleine Ausnahme. Denn die neuen Helme der Bremer Feuerwehr sind bei der Berufsfeuerwehr bereits im Einsatz, während die Freiwilligen Feuerwehren sich noch ein paar Wochen gedulden müssen.
Bei anderer Ausrüstung gibt es hingegen große Unterschiede. Drehleitern werden in Bremen beispielsweise nur von der Berufsfeuerwehr eingesetzt. Das Gleiche gilt zum Beispiel für Gerätewagen zur Wasserrettung samt Tauchausrüstung. Nicht zuletzt hat die stadtbremische Berufsfeuerwehr auch Notarzt- und Rettungswagen im Einsatz – was auch an den unterschiedlichen Aufgaben liegt.
6 Aufgaben: Von der Katze im Baum bis zum Großbrand
Die Arbeitsteilung zwischen Berufsfeuerwehr und Freiwilliger Feuerwehr ist in Bremen genau geregelt. "Die kleinen alltäglichen Einsätze bewältigt weitestgehend die Berufsfeuerwehr", sagt Feuerwehrsprecher Patzelt. Dazu zählten beispielsweise Tierrettungen. Auch bei Autounfällen rücke in der Regel die Berufsfeuerwehr aus. Bei schweren Lkw-Unfällen könnten hingegen auch so genannte Rüsteinheiten mit besonders geschulten Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr hinzugerufen werden.
Bei Feuern gilt: Bis zur Kategorie "Zimmerbrand" sind meist nur Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr im Einsatz. Sollten allerdings Personen gefährdet sein oder das Feuer der Kategorie "Wohnungsbrand" zugeordnet, werden auch Freiwillige Feuerwehren alarmiert. Bei Großbränden ist die Freiwillige Feuerwehr hingegen zwingend eingebunden.
Die Erkenntnis: "Die Freiwillige Feuerwehr funktioniert in Bremen nicht ohne die Strukturen der Berufsfeuerwehr, die Berufsfeuerwehr kann wiederum nicht alle Lagen ohne Unterstützung und Zusammenarbeit der Freiwilligen Feuerwehren bewältigen", sagt Patzelt.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. März 2023, 19:30 Uhr