Meldung zu Silvester-Angriff auf Bremer Feuerwehr sorgt für Irritation
Einsatzkräfte sollen in Kattenturm mit Feuerwerkskörpern angegriffen worden sein. Wegen Ungereimtheiten kritisiert der Beirat die Informationspolitik von Polizei und Feuerwehr.
Ein Bericht der Feuerwehr Bremen zu Übergriffen auf Rettungskräfte in der Silvesternacht sorgt für Irritationen. Feuerwehr und Polizei machen widersprüchliche Angaben zu den Vorfällen. Der Beiratssprecher des betroffenen Stadtteils fordert Aufklärung.
Es waren drastische Szenen, die die Feuerwehr Bremen in einer Pressemitteilung vom 4. Januar beschrieb: Zwei Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr seien in der Silvesternacht im Ortsteil Kattenturm in einen regelrechten Hinterhalt geraten. Laut Mitteilung sind die Rettungskräfte dort auf eine Straßensperre aus Sperrmüll und Einkaufswagen gestoßen. Als sie versucht hätten, die Barrikade wegzuräumen, seien sie von vermummten Personen mit Feuerwerkskörpern und Sperrmüllgegenständen angegriffen worden. Die Rettungskräfte hätten daraufhin die Flucht ergriffen. Verletzt wurden sie nicht, hieß es in der Mitteilung der Feuerwehr. In derselben Mitteilung verurteilt Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) die Übergriffe und erneuert seine Forderung nach einem Böllerverbot.
Dass in Bremen vermummte Chaoten Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr in der Silvesternacht plötzlich aus der Dunkelheit heraus attackieren und mit Gegenständen und Böllern bewerfen, ist unerträglich.
Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) in einer Pressemitteilung vom 4. Januar
Keine Kommunikation zwischen Polizei und Feuerwehr?
Trotz der Dramatik der geschilderten Ereignisse wusste die Polizei nach eigenen Angaben tagelang nichts von den Geschehnissen. "Die Polizei Bremen hat durch die Pressemitteilung der Feuerwehr Bremen vom 04.01.2023 Kenntnis erlangt", heißt es auf Nachfrage aus der Pressestelle.
Das bestätigt auch der Obervielander Beiratssprecher Stefan Markus (SPD). Er habe die örtlichen Polizeibehörden auf die Schilderungen der Feuerwehr angesprochen – dort habe niemand von den Vorfällen gewusst. "Bis heute habe ich keine Rückmeldung dazu", sagt Markus.
Feuerwehrsprecher Christian Patzelt dagegen lässt auf Nachfrage wissen, "dass wir seitens der Feuerwehr sehr wohl den Vorgang mit der Polizei kommuniziert haben".
Einsatzkräfte nennen keine Details zum Vorfall
Zur Verwirrung trägt bei, dass sich in Kattenturm niemand finden lässt, der den beschriebenen Vorfall bezeugen kann. Beiratssprecher Stefan Markus hat sich ebenso erfolglos umgehört, wie die buten-un-binnen-Redaktion. Wir haben Dutzende Menschen im Ortsteil befragt. Es gibt zahlreiche Schilderungen von einer lebhaften Silvesternacht mit kleinen Bränden und nicht fachgerecht abgeschossenem Feuerwerk – eine Straßensperre oder gar einen Hinterhalt auf die Feuerwehr hat dagegen niemand beobachtet. Hinzu kommt, dass bislang sowohl Feuerwehr als auch Polizei keine exakte Angabe darüber machen, wo genau in Kattenturm der Vorfall stattgefunden haben soll. Einem Interview von buten un binnen mit den betroffenen Einsatzkräften erteilt die Feuerwehr eine Absage.
All das werfe Fragen auf, die sich bei besserer Kommunikation gar nicht erst gestellt hätten, heißt es aus dem Beirat. "Eine Vertuschung kann ich hier nicht erkennen, da meines Erachtens eine Motivationslage dazu fehlt", sagt Beiratssprecher Stefan Markus. Trotzdem verstehe er die Informationspolitik der Behörden nicht und fordert Aufklärung.
Ob Intransparenz oder einfach eine fehlerhafte Informationsweitergabe zu Grunde gelegt werden kann, sollte aufgeklärt werden.
Stefan Markus (SPD), Beiratssprecher Obervieland
Auf Nachfrage von buten un binnen gibt die Polizei an, am 6. Januar, also sechs Tage nach den Geschehnissen, eine Anzeige gegen Unbekannt ausgefertigt zu haben. Die Ermittlungen dauern an, heißt es.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, 4. Januar 2023, 20 Uhr