Fragen & Antworten
Innenstadt-Gipfel: Das sind Bremens 5 große Baustellen
Auf dem dritten Innenstadt-Gipfel wird die geplante Ansiedlung von Teilen der Uni Bremen am Domshof im Mittelpunkt stehen. Der Katalog offener Projekte ist jedoch länger.
Auf dem Bremer Innenstadt-Gipfel treffen sich Expertinnen und Experten, um über die Zukunft der City zu sprechen. Es ist bereits das dritte Treffen dieser Art. Rund 60 Personen werden dabei ihre Köpfe zusammenstecken. Darunter Vertreter des Bremer Senats, verschiedener Kammern, der Gastronomie, Investoren und viele mehr.
Hinter verschlossenen Türen debattieren die Anwesenden über aktuelle Themen wie den geplanten City-Campus. Darüber hinaus gibt es jedoch zahlreiche Projekte und Baustellen, die seit Jahren ungelöst sind. Die wichtigsten fünf fassen wir hier zusammen.
1 Uni-Ansiedlung: Domshof statt Brill?
Worum geht es? Die Bremer Uni soll mit einem Teil ihres Betriebs in die Innenstadt ziehen. Dies hatte schon beim zweiten Innenstadt-Gipfel Bremens Bürgermeister Bovenschulte (SPD) angekündigt. Insgesamt sollen mehrere Tausend Studierende statt in Horn-Lehe künftig mitten in der Bremer City ausgebildet werden.
Worüber wird diskutiert? Zuerst wurde über das ehemalige Sparkassengebäude am Brill als neuer Standort für einen Campus diskutiert. Das Problem: Ein Gutachterausschuss hat den Wert des Sparkassengeländes auf rund 40 Millionen Euro taxiert. Die Eigentümer wollen aber das Vierfache. Zudem müssten einer Machbarkeitsstudie zufolge noch einmal rund 205 Millionen Euro in das Gebäude investiert werden, um es für Studenten und Wissenschaftler herzurichten. Dies gilt inzwischen als unrealistisch.
Stattdessen hat sich Bremens Senat jüngst für das Gebäude der Norddeutschen Landesbank am Domshof als alternativen Standort ausgesprochen. Der Neubau aus dem Jahr 2016 sei baulich, energetisch und technisch auf dem neuesten Stand, so der Senat. Räume ließen sich mit überschaubarem Aufwand an die Bedürfnisse der Studierenden anpassen.
Doch es gibt auch Kritik am geplanten Umzug. So fordert der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni Bremen eine Urabstimmung in den betroffenen Fachbereichen. Der Vorwurf an die Politik: In den vergangenen Jahren habe der Senat immer wieder versucht, Mittel für den Wissenschaftsstandort zu kürzen. Für einen neuen City-Campus sei daher nicht genug Geld da.
Wie ist der Stand? SPD, Grüne und Linke haben sich im Senat dafür ausgesprochen, das Projekt Innenstadt-Campus voranzutreiben. Eine Entscheidung über den Umzug steht aber noch aus. Die Erschließung weiterer Standorte soll darüber hinaus in einer Studie geprüft werden. Zumal Räume, die sich als Hörsaal eignen würden, im Gebäude der ehemaligen Landesbank voraussichtlich nicht zur Verfügung stünden.
2 Domshof-Nutzung: Welche Projekte sollen den Platz beleben?
Worum geht es? Der City-Campus – sollte er kommen – wäre eine der Maßnahmen, die zur Belebung des Domshofs beitragen soll. Darüber hinaus werden weitere Projekte diskutiert oder bereits vorangetrieben, die Bremens größten Platz im Herzen der Stadt beleben sollen.
Worüber wird debattiert? Neben der geplanten Ansiedlung eines Teilbereichs der Uni im bisherigen Landesbank-Gebäude, werden Pläne diskutiert, den Kassenbereich des Gebäudes im Erdgeschoss künftig gastronomisch zu nutzen, zum Beispiel als Café. Bereits geplant ist zudem die Verlegung des zurzeit noch in der Stadtwaage in der Langenstraße residierenden Kaufhauses "Made in Bremen" in das Gebäude der bislang am Domshof residierenden Krankenversicherung Barmer, nur einen Steinwurf entfernt vom Kaufhaus Manufactum und der Markthalle Acht.
Ebenfalls diskutiert wird, auf dem Domshof langfristig feste Stände zu schaffen, die den Wochenmarkt ergänzen könnten. Außerdem gibt es für die Nutzung des alten Bunkers unter dem Domshof verschiedene Vorschläge. Im Gespräch ist die Nutzung als Kühllager für die Marktteilnehmer, als Veranstaltungsort, wie es das Wirtschaftsressort von Senatorin Kristina Vogt (Linke) erwägt, bis hin zum Fahrrad-Parkhaus, wie es das Mobilitätsressort von Senatorin Maike Schaefer (Grüne) vorgeschlagen hat.
Wie ist der Stand? Wie eine künftige Nutzung des Domshofs aussehen könnte, ist bislang offen. Bis Ende März sollen verschiedene Planungsbüros im Auftrag des Wirtschaftsressorts Ideen entwickeln. Für deren Umsetzung steht Wirtschaftssenatorin Vogt zufolge bis Ende des Jahres rund eine Million Euro zur Verfügung.
3 Glocke-Anbau: Vom Haltestellen-Streit ausgebremst?
Worum geht es? Im November 2021 entschied der Bund, sich mit 40 Millionen am Ausbau der Bremer Glocke zu beteiligen, inklusive eines zusätzlichen Saals. Das Land Bremen müsste seinerseits 40 Millionen für den Neubau aufbringen, um den Ausbau der Glocke zu einem Musikzentrum umzusetzen.
Was wird diskutiert? Neben Zustimmung für den Ausbau des wichtigsten Bremer Konzerthauses, gibt es auch Kritik. So störte sich die Linke zunächst noch daran, dass für den Bau 20 Millionen Euro durch private Geldgeber eingeplant seien. Ein Betrag, der alles andere als sicher sei.
Im Senat wurde über die Erneuerung der Glocke zuletzt allerdings vor allem im Kontext der Haltestelle "Domsheide" gestritten. Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) und Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) fanden lange Zeit keinen gemeinsamen Nenner mit Mobiltätssenatorin Maike Schaefer (Grüne). Letztere hatte darauf bestanden, den Modernisierungsplänen der Glocke erst dann zuzustimmen, wenn die Zukunft der Domsheide als Haltestelle geklärt sei.
Wie ist der Stand? Trotzdem hat der Senat in diesem November bereits ein Grundstück und eine Immobilie gekauft, die künftig zum Konzerthaus "Die Glocke" gehören soll. Samt Nebenkosten wie Gutachten und Maklergebühren zahlt Bremen dafür rund 3,74 Millionen Euro. Zum Umbau der Glocke und dem Umgang mit der Haltestelle müssen allerdings noch vom Senat in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudien abgewartet werden.
4 Straßenbahn-Verlegung: Wann kommt die Machbarkeitsstudie?
Worum geht es? Über die Neugestaltung der Domsheide wird seit Jahren debattiert. Ein Knackpunkt: Die mögliche Verlegung der Straßenbahn aus der Obernstraße in die Martinistraße.
Worüber wird diskutiert? Mobilitätssenatorin Maike Schaefer (Grüne) will die Bus- und Straßenbahnhaltestellen vor dem Konzerthaus Glocke bündeln. SPD und Linke fordern hingegen eine andere Lösung, auch um Ausbau und Konzertbetrieb der Glocke nicht zu gefährden.
Debattiert wird alternativ vor allem die auch von Bremens Handelskammer beworbene Verlegung der Straßenbahn von der Obernstraße in die Martinistraße. Dieser Idee haben sich auch SPD und CDU angeschlossen. Die Grünen sind vor allem aus Kostengründen dagegen. Die von ihnen als Alternative vorgeschlagene Streckenverlegung durch die Westerstraße in der Neustadt ist allerdings aus Sicht der BSAG unrealistisch, weil über die Haltestelle am Brill der zusätzliche Verkehr in Richtung Neustadt nicht abgewickelt werden könnte.
Gleichzeitig drängt die Zeit. Denn spätestens 2025 müssen die Gleise an der Domsheide ausgetauscht, schon bis Ende 2023 eine entsprechende Bestellung in Auftrag gegeben werden. Die Kosten dafür schätzt die BSAG auf drei Millionen Euro.
Wie ist der Stand? Eine seit Monaten von Beteiligten geforderte Machbarkeitsstudie zur Verlegung des Streckenverlaufs aus der Obernstraße in die Martinistraße soll dem Senat zufolge nun Ende November in Auftrag gegeben werden.
5 Parkhaus-Abriss: Was bleibt nach dem Aus der City-Galerie?
Worum geht es? Das Parkhaus Mitte könnte abgerissen werden, um das Areal im Kern der Innenstadt weiterzuentwickeln. Ob dies in einem großen Wurf mit Einbindung der benachbarten Gebäude gelingen kann, ist allerdings seit Jahren offen.
Worüber wird diskutiert? Mehrere Jahre lang hatte der Senat auf die Pläne des Bremer Bauunternehmers Kurt Zech gesetzt. Dieser hatte den Kauf des Parkhauses Mitte sowie den Kauf des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes geplant. Danach wollte er das Ensemble aus Parkhaus, Kaufhaus und Karstadt zu einem neuen Einkaufszentrum namens City-Galerie entwickeln. Doch Zech bekam die Kaufhof-Immobilie nicht zu seinen Preisvorstellungen.
Daher hat Bremen nun Mitte November die Reißleine gezogen. Das Parkhaus wird nicht mehr an Zech, sondern an das landeseigene Immobilienunternehmen Brebau verkauft, so der Plan. Das Parkhaus soll dann abgerissen und das Grundstück so bebaut werden, dass eine Kombination aus Gewerbe und Wohnungen entsteht. Das Problem: Weder das Kaufhof- noch das Karstadt-Gebäude gehören der Brebau. Eine große Lösung scheint daher nicht mehr möglich zu sein.
Wie ist der Stand? Bis zum Jahreswechsel sollen Brepark und Brebau eine Absichtserklärung zum Verkauf des Parkhauses unterzeichnen.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 28. November 2022, 19:30 Uhr