Warum in Bremen immer wieder alte Bunker entdeckt werden

Bauarbeiter entdecken Bunker unter Bremer Delmemarkt

Bild: Radio Bremen | Jörn Hüttmann

Dass in der Neustadt ein vergessener Bunker entdeckt wurde, war für die Öffentlichkeit eine Überraschung. Dabei gibt es in Bremen noch mehrere unentdeckte Bunker.

Knapp einen Meter ragt der alte Betonklotz aus dem Boden – auf einer Fläche von rund acht mal vier Metern. Und trotzdem ist der Bau hinter dem Haus in Bremen-Schwachhausen auf den ersten Blick kaum zu erkennen. Fast alles in dem langen schlauchigen Garten ist grün: der Rasen, die Sträucher, der Efeu. Nur ganz am Ende, rechts hinter der alten Bank, da trotzt das Grau des Bunkers noch dem Grün der Natur.

Bunker in Bremen
Der Bunker wird immer mehr von Pflanzen bedeckt. Bild: Radio Bremen | Jörn Hüttmann

Jutta Barth ist eine der Eigentümerinnen des Grundstücks in Schwachhausen. "Als wir 1988 das Haus mit Freunden gekauft haben, da hieß es bei der Besichtigung des Gartens: ‚Da hinten ziemlich versteckt, da gibt es einen Bunker‘", sagt Barth. "Das war natürlich eine große Überraschung." Viel mehr Informationen gab es allerdings nicht.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollen die Schuttreste des ausgebombten Hauses im Bunker entsorgt worden sein. Handfeste Belege dafür gibt es nicht. Klar ist, der Eingang war damals schon lange zugemauert. Mittlerweile ist er unter einem Erdhügel verschwunden. Über die Erdrampe wird das Bunkerdach zum Kinderspielplatz.

Nicht alle Bunker waren bombenfest

Der Bunker von Jutta Barth gehört wohl zu den frühen Luftschutzbauwerken, die während des Nationalsozialismus in Bremen gebaut wurden. Anfangs setzte man vor allem auf kleine Schutzräume. Die schützten vor Splittern und Trümmern, bei einem Volltreffer waren sie aber keine Rettung. "Insgesamt gab es von dieser Art Bunker in Bremen rund 280 Stück", sagt der Bremer Landesarchäologe Matthias Antkowiak. Bisher sind auf den Karten der Landesarchäologen 120 eingezeichnet. "Wir wissen nicht genau, wo die restlichen sind."

Der Hochbunker in der Zwickauer Straße war der erste dieser Art, der in Bremen gebaut wurde.
Der Hochbunker in der Zwickauer Straße in Findorff war der erste Hochbunker dieser Art, der in Bremen gebaut wurde. Bild: Radio Bremen | Jörn Hüttmann

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges setzten die Nazis immer mehr auf größere Hochbunker, die auch Schutz vor direkten Bombentreffern bieten sollten. Bis Kriegsende sind in der Stadt Bremen mindestens 170 dieser bombensicheren Bunker gebaut worden. Davon geht der Historiker Michael Foedrowitz aus, der ein Buch über Bunker in Norddeutschland geschrieben hat. Die Bunker sollten theoretisch Platz für 45.000 Menschen bieten, wurden aber mit bis zu 200.000 Menschen belegt. Das entsprach etwa der Hälfte der Bremer Bevölkerung. In Bremen-Nord wurden zudem noch bombensichere Stollen gebaut. In Bremerhaven gab es 13 bombensichere Hoch- und drei Tiefbunker mit Platz für rund zehn Prozent der Bevölkerung.

Oft bringt der Zufall Bunker ans Licht

Der Bunker in Schwachhausen war bei der Landesarchäologie bislang unbekannt. "Es gibt allerdings auch solche, die einzelne Grundstücksbesitzer für sich selber gebaut haben", sagt Antkowiak. "Die hat auch niemand erfasst." Da es noch keine systematische Forschung zu dem Thema gibt, sind die Experten auf Tipps von Bürgern und Zufallsfunde bei Bauarbeiten, wie am Delmemarkt in der Neustadt, angewiesen.

Bauarbeiter, die eigentlich Bäume pflanzen sollten, hatten dort einen alten Splitterschutzbunker entdeckt. Der war deutlich größer als der in Schwachhausen. Die Archäologen konnten einiges für ihre Sammlung sichern. Der Bunker wurde aufgebrochen und verfüllt. Damit oben auf dem Platz das Leben ganz normal weitergehen kann.

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Karte nur zum internen Gebrauch

Die Karte, auf der die bekannten Bunker eingezeichnet sind, wollen die Experten nicht ohne Weiteres herausgeben. "Dies dient dem Schutz der Fundstellen vor unbefugten Ausgrabungen und Nachforschungen", sagt Antkowiak. Bei einem berechtigten Interesse – etwa wenn gebaut werden soll – werden die Informationen auf Antrag aber weitergegeben.

Jutta Barth steht vor dem Bunker im Garten ihres Hauses in der Parkstraße 47.
Jutta Barth will den Bunker in ihrem Garten nicht abreißen. Bild: Radio Bremen | Jörn Hüttmann

Von den Bremer Hochbunkern wurden mittlerweile viele umgenutzt oder abgerissen. Für Jutta Barth ist das keine Option: "Wir waren nicht so erpicht darauf, das unbedingt zu wissen, was da drin war oder was sich da noch befindet." Außerdem wäre ein Abriss teuer – und all der Schutt müsste per Hand durch den Keller getragen werden. So wird der alte Bunker wohl immer weiter im Grün des Gartens verschwinden.

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. August 2024, 19:30 Uhr