Weniger Kinderärzte in Bremerhaven, Versorgung wird schlechter

Bremerhavener Kinderärzte ziehen nach langer Überlastung Konsequenzen

Bild: Radio Bremen

Überlastete Praxen und unterversorgte Patienten: Bremerhaven hat einen Kinderärzte-Notstand. Zum Jahreswechsel sind mehr als 1.600 Patienten ohne Kinderarzt.

Seit 31 Jahren ist Leonore Gerth für ihre Patienten da. So wie für Noah. Der Junge ist in diesem Quartal einer von rund 2.000 Patienten, die die Kinderärztin behandelt hat – das sind doppelt so viele wie im Durchschnitt.

Es war schon immer alles am Limit. Alle Praxen haben viel zu tun. Wir haben eben viele Kinder in der Stadt und durch Zuwanderung sind noch mehr dazugekommen als ursprünglich berechnet war. Bisher hat es immer gerade so gereicht. Aber nun sind alle Ärzte voll.

Leonore Gerth, Kinderärztin aus Bremerhaven

Die Belastung ist stetig gewachsen. In wenigen Tagen wird die Not der Patienten aber noch größer: Dann geht Eleonore Gerth in Rente. Fünf Jahre hat sie nach einem Nachfolger gesucht – ohne Erfolg. Mehr als 1.600 Patienten sind dann zum Jahreswechsel ohne Kinderarzt.

Zum Jahreswechsel sind in Bremerhaven nur noch 9 von 11 benötigten Kinderarztpraxen vorhanden

Grafik mit den Zahlen zum Ärztenotstand in Bremerhaven
Die Zahlen machen die Notlage der Bremerhavener Kinderärzte deutlich. Bild: Radio Bremen

An den Zahlen wird die dramatische Lage deutlich: Ende vergangenen Jahres leben in Bremerhaven 120.000 Menschen, davon 21.500 Kinder und Jugendliche unter 18. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) sieht in ihrer Bedarfsplanung einen niedergelassenen Arzt für rund 2.000 Patienten vor – für Bremerhaven also elf Stellen. Ab Januar gibt es aber nur noch neun Ärzte. Die KV kennt das Problem, getan hat sie aber bisher nichts.

Optimal ist was anderes. Wir müssen dringend sehen, dass wir nachfolgewillige und fähige Kolleginnen und Kollegen für Bremen und Bremerhaven finden. Und das kann nicht alleine Job der KV sein.

Bernhard Rochell, Kassenärztliche Vereinigung Bremen

Die Kassenärztliche Vereinigung schiebt den schwarzen Peter auf die Politik. Die aber sieht das Problem woanders:

Ganz viele wollen nicht mehr in die ökonomische Verantwortung gehen. Die wollen nicht mehr alleine in die Praxis. Wir müssen uns überlegen, wie wir regionale Gesundheitszentren hinbekommen, wo wir Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal anstellen können.

Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Die Linke

Regionale Versorgungszentren bezahlt von der Kommune – eine Zukunftsvision, die den Patienten von Leonore Gerth jetzt überhaupt nicht weiterhilft. Die Schließung ihrer Praxis wird den Ärzte-Notstand in Bremerhaven noch verschärfen.

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Autor

  • Felix Ilemann

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 5. Dezember 2023, 19:30 Uhr