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Blockieren Bots Behördentermine in Bremen und verkaufen sie weiter?

Einige Menschen laufen vor dem BürgerServiceCenter in Bremen auf der Straße entlang

Blockieren Computer-Bots Termine in Bremen und verkaufen sie weiter?

Bild: Radio Bremen | Pascal Faltermann

Im Bürgeramt kam es bislang zwar nur vereinzelt zu solchen Fällen. Ein Bremer Experte warnt jedoch davor, dass auch andere Online-Portale zum Ziel werden könnten.

Viele Menschen in Bremen kennen das Problem: Man muss seinen Personalausweis verlängern oder Wohnsitz ummelden, doch die Wartezeit für einen freien Termin ist lang. Wie eine Recherche des Content-Netwerks "funk" zeigt, gibt es Händler, die sich an genau dieser Not bereichern – und zwar mithilfe sogenannter Bot-Farmen.

Wie läuft das genau ab?

Bei der Masche kommen Software-Programme zum Einsatz, die automatisiert und ununterbrochen Termine auf öffentlichen Terminseiten buchen. Diese Computer-Programme sind schneller als Menschen und sichern sich Termine, die sie anschließend weiterverkaufen. Manchmal zu Preisen von 10 Euro, in anderen Fällen sogar bis zu 250 Euro, wie die Recherchen ergaben.

Wer steckt hinter diesen Bot-Farmen?

Die Betreiber solcher Farmen sind schwer zu identifizieren. Alexander Noack, Sprecher vom Bremer Chaos Computer Club (CCC), sieht aber Parallelen zu bekannten Betrugsmaschen wie etwa Telefon-Scams. Er vermutet, dass ähnliche kriminelle Banden dahinterstecken, die oft im Ausland operieren und über erhebliche finanzielle Mittel und technische Ressourcen verfügen.

Sind solche Bot-Farmen auch in Bremen aktiv?

Ja, wenn auch nur vereinzelt. "Im Bürgeramt ist das Phänomen des 'Terminverkaufs' in einigen sehr wenigen Fällen aufgetaucht", teilt ein Innenressort-Sprecher auf Nachfrage von buten un binnen mit. Die Behörde geht solchen Fällen nach und löscht auch auffällige Termine.

In Bremerhaven ist das Phänomen bisher noch nicht aufgetaucht, teilt ein Stadtsprecher mit: "Dass solche Möglichkeiten bestehen können, ist dem Magistrat bekannt, gleichwohl gibt es keine konkreten Verdachtsfälle in Bremerhaven."

Wie reagieren die Behörden auf solche Verkäufe?

Um das Problem einzudämmen, verlangen einige Städte, dass Termine nur mit dem echten Namen gebucht werden können. Allerdings können erfahrene Bot-Betreiber auch diese Hürde mit ausreichender Rechenpower überwinden. CCC-Sprecher Noack betont, dass die beste Lösung darin besteht, die Anzahl der verfügbaren Termine zu erhöhen.

In Bremen gibt es für dringende Fälle immer die Möglichkeit, schnell einen Termin zu bekommen. Deshalb sollten Bürger nicht auf den Kauf solcher Termine eingehen, rät der Innenressort-Sprecher: "Wir appellieren an die Bürgerinnen und Bürger, niemals Geld für einen Termin zu bezahlen."

Betrifft das Problem denn nur Bürgerämter?

Nein, der CCC warnt davor, dass auch andere Online-Portale – etwa für Arzttermine – betroffen sein könnten. Vor allem, wenn große Netzwerke, die aus dem Ausland agieren, hinter der Masche stecken. "Diese Organisationen verfügen sowohl über große Rechenkapazitäten als auch über personelle Ressourcen", sagt Noack.

Er nimmt an, dass das Geschäftsmodell in Zukunft ausgebaut wird, so lange es funktioniert. Das gilt insbesondere, wenn die Nachfrage hoch und die Termine knapp sind. Dies könnte ein wachsendes Problem werden, das sowohl User als auch Portalbetreiber vor Herausforderungen stellt.

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 18. März 2025, 15:40 Uhr