Fragen & Antworten
Monate nach Unglück: Wird gesunkener Frachter "Verity" nun geborgen?
Der nach einer Schiffskollision vor Helgoland gesunkene Frachter "Verity" soll bald geborgen werden. Genaueres ist allerdings noch unklar. Darum ist der Prozess so schwierig.
Die "Verity" war Ende Oktober mit dem Frachter "Polesie" südwestlich von Helgoland zusammengestoßen und gesunken. Ein Seemann wurde tot geborgen, vier weitere werden noch immer vermisst. Seit rund drei Monaten liegt das Frachtschiff nun auf dem Meeresboden in der Deutschen Bucht. Der Eigner lehnt eine teure Bergung ab – dafür wird nun der Bund einspringen. Bis es so weit ist, gibt es noch offene Fragen.
Was war bei dem Schiffsunglück passiert?
Am 24. Oktober waren die "Verity" und die "Polesie" südwestlich von Helgoland zusammengestoßen. Die "Verity" sank. Die Behörden gehen davon aus, dass fünf Seeleute bei dem Unglück ums Leben kamen. Der Kapitän wurde tot geborgen. Vier Seeleute werden noch vermisst, zwei konnten gerettet werden. Die unter der Flagge Großbritanniens fahrende 91 Meter lange "Verity" hatte laut dem Havariekommando sogenannte Stahl-Coils geladen, also Rollen aus großen Blechen, und war auf dem Weg von Bremen nach Immingham, einem Hafen an der englischen Nordseeküste.
Hier ereignete sich die Kollision
Wie ist der Stand zur Bergung?
Anders als nach dem Unfall zunächst angekündigt, erklärte der Eigner des Schiffes, die in Southampton in Südengland ansässige Reederei Faversham Ships, die gesunkene "Verity" nicht bergen zu wollen. Nun muss sich die Bundesbehörde um eine Bergung kümmern. Nach dem Schiffsunfall hatten bereits Taucher das Wrack untersucht und teils zerlegt – etwa wurden Masten gekappt, um an der Unglücksstelle für ausreichend Tiefgang zu sorgen.
Warum ist es so kompliziert die "Verity" zu heben?
"Wie schnell das Wrack geborgen werden kann, hängt zunächst von der Ausschreibung der Leistungen und der Auftragsvergabe ab", teilte eine Sprecherin der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) in Bonn auf Anfrage der Deutschen Presseagentur mit. Für die Bergung müssten Spezialunternehmen gefunden werden. Offen sei auch, wie das Wrack in rund 30 Metern Tiefe geborgen werden könnte – am Stück oder in Teilen.
Neben den für die Bergung erforderlichen Geräten und Schiffen mit leistungsstarken Kränen, sei auch das Wetter zu berücksichtigen. Aktuell ist die Saison der Winterstürme – die Bergungsbedingungen seien unberechenbar. "Deshalb eignet sich das Frühjahr grundsätzlich besser", so die Sprecherin. Einen konkreten Zeitraum gebe es noch nicht. Er soll von Bergungsspezialisten und dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Weser-Jade-Nordsee festgelegt werden.
Wer ist zuständig für die Operation?
Nach GDWS-Angaben ist es dem Eigner nach internationalem Recht möglich, seine Haftung für das Schiff auf eine bestimmte Höchstsumme zu begrenzen – bei der "Verity" liegt diese laut der Behörde bei 2,3 Millionen Euro. "Bis zu dieser Höchstsumme werden die Kosten von der Versicherung des Eigners übernommen", sagte die Sprecherin. "Darüber hinaus gehende Kosten sind vom Bund zu tragen."
Stellt das Wrack eine Gefährdung dar?
Offen ist noch, was mit dem Treibstoff in dem Wrack passiert. Die Gefahr eines Austritts bestehe nach wie vor nicht, teilte die Generaldirektion mit. Verschlüsse von Brennstoffleitungen und Tankentlüftungen waren nach dem Unglück abgedichtet worden. Um mögliche Schadstoffaustritte zu überwachen, würden Behördenschiffe auf Kontrollfahrten die Unglücksstelle überwachen, hieß es.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 22. Januar 2023, 7 Uhr