Vor dem Werder-Spiel: Selke ist Kölns neuer Hoffnungsträger im Sturm

So will Bittencourt nach der Winterpause in die Liga-Saison starten

Bild: Imago | Beautiful Sports

Nachdem es auch bei Hertha BSC nicht lief, sucht Davie Selke nun sein Glück beim 1. FC Köln. Mit seinem neuen Team trifft er am Samstag (18:30 Uhr) auf die Bremer.

19 Minuten waren gespielt, als den Werder-Fans vor dem Fernseher der Atem stockte. Im Abstiegsfinale im Mai 2021 gegen Borussia Mönchengladbach besaß Davie Selke die große Chance, für die Bremer zum 1:1 auszugleichen. Nach einem Pass von Joshua Sargent hätte der Stürmer den Ball nur noch ins leere Tor schießen müssen, traf aber Keeper Yann Sommer. Eine sinnbildliche Szene für Selkes zweite Zeit an der Weser, von der sich zuvor alle viel, viel mehr versprochen hatten.

Ende Januar 2020 hatte Werder ihn per Leihe von Hertha BSC an die Weser zurückgeholt, um die Lücke des aufgrund eines Kreuzbandrisses fehlenden Niclas Füllkrug zu stopfen. Die Erinnerungen an Selke waren in Bremen positiv. Vor seinem Wechsel zu RB Leipzig im Sommer 2015 hatte dieser mit Franco di Santo ein gefährliches Sturm-Duo gebildet. Ein Jahr zuvor schnappte er sich bei der U19-EM sogar die Torjägerkanone. Selke war eine der großen deutschen Hoffnungen im Sturmzentrum.

Neue Chance in Köln

Im zweiten Anlauf in Bremen klappte jedoch so gut wie nichts mehr. Selke endete schnell als Reservist, in anderthalb Jahren gelangen ihm in der Bundesliga nur drei Treffer. Durch den Abstieg griff Werders Kaufpflicht, bei der kolportierte zwölf Millionen an Hertha BSC hätten gezahlt werden müssen, nicht. Auch in Berlin fand Selke jedoch erneut nicht sein Glück. Nun sucht er dieses beim 1. FC Köln, der ihn im Winter verpflichtet hat.

Davie Selke und Leonardo Bittencourt gemeinsam auf dem Trainingsplatz.
Vor dem Wechsel nach Köln hat Davie Selke seinen ehemaligen Mitspieler Leonardo Bittencourt um Rat gebeten. Bild: Imago | Nordphoto

Mit den Kölnern bestreitet er am Samstag sein erstes Spiel ausgerechnet gegen Werder. Vor dem Wechsel in die Domstadt hat Selke sich bei Leonardo Bittencourt informiert, wie Werders Mittelfeldspieler am Dienstag verriet. "Er hat mich gefragt, wie der Verein ist und wie die Stadt", erzählte Bittencourt, der zwischen 2015 und 2018 für die Kölner gespielt hat. "Ich habe nur Gutes berichtet, weil ich ich in dem Verein viele schöne Jahre hatte und ich mich in der Stadt sehr wohlgefühlt habe."

In Köln ist Selke nun ein Hoffnungsträger. Zugetraut wird ihm, dass unter seinem neuen Trainer Steffen Baumgart endlich wieder der Knoten platzt, weil der 1,94 Meter große Angreifer erheblich von den vielen Flanken in den Strafraum profitieren könnte. Darauf setzt auch Selke selbst.

Der 'Effzeh' (1. FC Köln, Anm. d. Red.) spielt seit anderthalb Jahrein einen Fußball, den ich sehr spannend finde und den ich mir gerne angeschaut habe. Ich glaube, ich passe da sehr gut rein.

Davie Selke bei seiner Vorstellung in Köln

Baumgart: "Kein Spieler, den der Gegner unterschätzen wird"

Den Wechsel an den Rhein bezeichnet er als "riesige Chance, um nochmal zu zeigen, was möglich ist". Sich selbst beschreibt er dabei als Spieler, "der von den Zuspielen lebt". Bei Werder allerdings, blickte Bittencourt zurück, habe Selke seinerzeit "keine leichte Zeit gehabt", da die Bremer sich eben nur sehr wenige Torchancen erspielt hätten. In Köln habe dieser jedoch nun einen Verein, der einen "Boxspieler" wie ihn im Strafraum benötige. Deshalb glaubt Bittencourt, dass es für seinen ehemaligen Mitspieler im Rheinland nun gut passen könnte.

Dass Baumgart bereits abgeschriebene Stürmer wieder in Topform bringen kann, hat er in der vergangenen Saison bereits bei Anthony Modeste bewiesen. Der Franzose erzielte in der Saison 2020/21 kein einziges Tor in der Bundesliga, ehe er unter dem neuen Trainer wieder richtig in den Tritt kam und mit 20 Treffern maßgeblich daran beteiligt war, dass die Kölner sich für die Conference League qualifizierten. Auch aus Selke will Baumgart jetzt das Optimum rausholen.

Ich glaube, dass Davie ein Spieler ist, der durch seine Mentalität und seine Aggressivität Akzente setzen kann. Er ist kein Spieler, den der Gegner unterschätzen wird.

Steffen Baumgart

Mehr zum Thema:

Autor

Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 17. Januar 2023, 18:06 Uhr