Ailton verrät: Darum weinte er 2004 nach dem Sieg gegen die Bayern
Heute vor 20 Jahren gewann Werder Bremen in München die Deutsche Meisterschaft. Bei Ailton kullerten danach die Tränen – aus einem sehr persönlichen Grund.
Als Schiedsrichter Edgar Steinborn am 8. Mai 2004 um 17:17 Uhr im Münchner Olympiastadion das Spiel zwischen dem FC Bayern und Werder abpfiff, kannte der Jubel bei den Bremern keine Grenzen mehr. Mit dem Spielende stürmten die Ersatzspieler auf den Platz, ehe alle in Richtung der Bremer Fankurve rannten, um dort gemeinsam den Gewinn der Deutschen Meisterschaft zu feiern.
In den 90 Minuten zuvor hatte Werder die Bayern beim 3:1-Sieg zeitweise demontiert. Diese hatten zuvor zwar noch einige verbale Giftpfeile an die Weser geschickt, waren auf dem Platz aber heillos unterlegen.
Schon zur Halbzeit führte das Team von Coach Thomas Schaaf durch die Treffer von Ivan Klasnic, Johan Micoud und Ailton 3:0. Mit einem traumhaften Schlenzer hatte der liebevoll "Kugelblitz" genannte Brasilianer Oliver Kahn überwunden und den dritten Treffer des Tages erzielt.
Ailton erlitt vor der Saison einen Schicksalsschlag
Bei der Party war Ailton im Anschluss ganz vorne mit dabei. Legendär sind die Szenen, wie er damals vor laufender Kamera nackt im Entmüdungsbecken die Meisterschaft bejubelte. Wenige Minuten nach dem Spiel sorgte Ailton aber für ganz andere Bilder. In voller Ekstase ließ der Stürmer seinen Emotionen freien Lauf auf dem Platz. Auf diesem lag er, schlug die Hände über dem Kopf zusammen und weinte, ehe Schaaf ihn tröstete. Viele dachten seinerzeit, dass bei Ailton in diesem Moment die Tränen kamen, weil er seinen anstehenden Wechsel zu Schalke 04 bereute.
Wie er in der neuen Folge des Sportschau-Podcasts "Das Werder-Märchen 2004. Die Double-Saison reloaded." berichtet, war der wahre Grund aber ein anderer – und zwar ein sehr persönlicher.
Darüber zu sprechen, fällt dem sonst stets fröhlichen Ailton auch heutzutage noch nicht leicht. "Dieses Thema ist immer schwer", macht der mittlerweile 50-Jährige keinen Hehl daraus, dass ihn die damalige Geschichte immer noch trifft. Ein persönlicher Schicksalsschlag sorgte dafür, dass er Werder damals vor der Saison eigentlich verlassen wollte, um nach Brasilien zurückzukehren.
Vor der Saison ist mein Bruder gestorben in Brasilien. Und mein Bruder hat auch Fußball gespielt. Er war mir eine große Hilfe und hat mich früher motiviert. Und in dieser Saison war es schwer, sehr schwer. Ich wollte nach Hause.
Ailton
Ailton: "Ich habe alle Tore für meinen Bruder gemacht"
Nachdem er seinen Bruder verloren hatte, erzählt Ailton, habe er geplant, wieder nach Brasilien zu gehen. Dies habe er auch seinem Vater und dem Rest seiner Familie erzählt. Diese habe ihn jedoch davon abgehalten und letztlich von einem Verbleib bei Werder überzeugt. "Nein, bleib in Deutschland. Du hast sehr gut gespielt. Dein Platz ist bei Werder Bremen. Du hast viele Fans in Deutschland, die Ailton lieben", hätten alle gesagt.
Die folgende Saison wurde für Ailton zur erfolgreichsten seiner Karriere. Mit Werder gewann er nicht nur die Deutsche Meisterschaft, sondern drei Wochen später auch den DFB-Pokal. Darüber hinaus holte er mit 28 Toren auch die Torjägerkanone und wurde als erster ausländischer Spieler in Deutschland zum "Fußballer des Jahres" gewählt.
"In dieser Saison habe ich alle Tore für meinen Bruder gemacht", berichtet Ailton. "Mein Bruder war wie ein Vater für mich. Ich hatte zwei Väter, meinen Bruder und meinen Vater. Ich bin Deutscher Meister für ihn geworden. Bin bester Torschütze und bester Ausländer gewesen. Alles für ihn.“ Und beim legendären Spiel gegen die Bayern, ist Ailton sich sicher, hat sein Bruder aus dem Himmel zugeschaut.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 8. Mai 2024, 18:06 Uhr