Augsburg hadert mit Gegentor – Werder-Coach Werner hat Verständnis
Beim Treffer zum 2:0-Endstand der Bremer sorgte eine Szene auf der Augsburger Bank für Aufregung. Am vergangenen Spieltag war Werder mit einem ähnlichen Fall noch selbst betroffen.
In der 65. Spielminute flankt Werders Linksverteidiger Mitchell Weiser den Ball passgenau auf den Kopf von Marvin Ducksch. Dieser muss den Ball relativ unbedrängt nur noch reinwuchten. Doch wie kam es dazu, dass Werder den Angriff so mühelos aufbauen konnte? In der Szene zuvor hatte es ein Foul in der Bremer Hälfte für Werder gegeben. Augsburg wollte während der kurzen Unterbrechung wechseln.
Augsburg-Coach Jess Thorup erklärt die Situation aus seiner Sicht: "Wenn man wechseln will, fragt man immer den vierten Offiziellen, ob man auswechseln kann. Er hat ja gesagt." Diese Wechselunterbrechung wollte Thorup nutzen, um zwei Spieler zu sich zu holen und die Taktik zu besprechen.
Der Haken: Das Spiel war nicht unterbrochen – der Wechsel noch nicht freigegeben. So kam es, dass Augsburgs Linksverteidiger Pedersen fehlte und Werder unbedrängt in den freien Raum spielen konnte. Ein Doppelpass zwischen Weiser und Schmid – und die butterweiche Flanke nebst Kopfball – und schon stand es 2:0.
Letzte Woche noch im Nachteil – diesmal profitiert Werder
Die Szene erinnert an das vergangene Wochenende. Dort waren allerdings die Bremer die Leidtragenden: Stuttgarts Chris Führich kam nach einer Verletzung vom Spielfeldrand rein, während Werder-Keeper Zetterer den Ball auf die Außenbahn schlug. Der Ball landete genau im Fuß von Führich, der den Angriff zum Elfmeter und damit zum 2:0 für Stuttgart einleitete.
Nach dem Wechseldrama im Augsburg-Spiel zeigt Werder-Coach Werner dann auch Verständnis für die Gegenseite: "Ich kann seit letzter Woche nachvollziehen, wenn beim Wechsel etwas in der Kommunikation schiefgeht, dass man sich darüber ärgert." Sicherlich ärgerte er sich auch, wenn bei Werder aufgrund eines Missverständnisses so eine so eine Situation entstünde, sagt Werner.
Für uns war es gut. So ist es ja oft im Fußball, dass sich die Sachen wieder ausgleichen. Schön, dass es dann direkt eine Woche später war und man damit nicht so lange zu kämpfen hat.
Werder-Trainer Ole Werner
Augsburgs Trainer Jess Thorup zeigte sich nach dem Spiel sportlich-fair und nahm die Irritation auf seine Kappe: "Ich suche die Schuld nicht woanders." Es seien oft nur Kleinigkeiten, die im Fußball entschieden, "und das war auch heute der Fall."
Zetterer-Fehltritt wird nicht bestraft
Eine dieser Kleinigkeiten: Augsburg ließ in der 28. Minute beim Stand von 0:0 eine Riesenchance liegen. In dieser Phase waren die Augsburger am Drücker, liefen Bremen im Spielaufbau immer wieder hoch an. Werder-Keeper Michael Zetterer ließ sich auf ein Dribbling mit Augsburg-Stürmer Phillip Tietz ein und schlug ein Luftloch. Tietz schnappte sich die Kugel und lupfte über den Werder-Keeper. Doch der Ball verfehlte das Werder-Tor knapp.
Für den Augsburg-Trainer die entscheidende Szene: "Wir haben das Tor nicht gemacht. Das war für mich der Wendepunkt." Der Fehler dürfte die Torwart-Debatte trotz Werders Zu-Null-Sieg weiter am Laufen halten. Die Mitspieler und der Trainer stellten sich nach dem Spiel demonstrativ hinter Werders neuen Stammkeeper. "Der hält uns im Spiel, der macht einen super Spielaufbau", sagt zum Beispiel Innenverteidiger Niklas Stark: "Dass dann mal was passieren kann, ist menschlich. Und wenn der dann mal drüberchippt, dann rette ich ihn halt. Wenn es mir mal passiert, rettet er mich."
Coach Ole Werner begründet den Fehler nach dem Spiel auch mit einem anderen Spielstil von Zetterer: "Insgesamt ist er natürlich auch sehr stark ins Spiel eingebunden, hat sehr viele Ballkontakte." Werder wolle und müsse Fußball spielen, sich von hinten raus kombinieren, erklärt Werner. Zetterer werde von den Mitspielern noch einmal stärker gesucht. So sei die Wahrscheinlichkeit für solche Fehler höher.
In der Szene hat er ein bisschen Glück gehabt. Das gehört aber auch mal dazu.
Werder-Trainer Ole Werner
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 9. Dezember 2023, 18 Uhr