Tanz-Beben vor der DM: Verliert die TSG Bremerhaven ihren WM-Platz?
Am Samstag tanzen die Lateinformationen um den DM-Titel – und eigentlich um den WM-Platz. Da dieses Mal vorab nominiert wurde, hat Blau-Weiss Buchholz Klage eingereicht.
Der Countdown ist in vollem Gange, bei den acht Teams laufen die letzten Vorbereitungen und das aufgeregte Kribbeln der Tänzerinnen und Tänzer nimmt täglich zu. Doch bei der Lateinformation von Blau-Weiss Buchholz ist die Anspannung vor der Deutschen Meisterschaft am Samstag in Braunschweig kaum noch auszuhalten.
Alle Augen sind auf die Mannschaft von Trainerin Franziska Becker gerichtet: Denn der Verein hat Klage eingereicht vor dem Sportgericht des Deutschen Tanzsportverbandes – und das löste ein Beben in der Tanzsportszene aus.
Grund des Ärgers: Die frühe WM-Nominierung
Buchholz klagt auf sein Recht, dass die WM-Nominierung – wie von der Turnier- und Sportordnung geregelt – über die sportliche Qualifikation läuft. Das bedeutet: Der amtierende Gewinner der vergangenen Bundesliga sowie der Erstplatzierte der Deutschen Meisterschaft ist zur Weltmeisterschaft qualifiziert – das ist jeweils der Bremer Grün-Gold-Club. Daher ist in diesem Fall auch der deutsche Vizemeister bei der WM dabei.
Um diesen Platz hinter Titelverteidiger und Favorit Grün-Gold kämpfen die Lateinformationen nun am Samstag – doch vielleicht vergebens. Denn dieses Mal war die Nominierung für die WM im Dezember 2023 bereits bis zum 30. September vom Deutschen Tanzsportverband erfolgt, auf Grundlage der Ergebnisse der DM von 2022: der Grün-Gold-Club und die TSG Bremerhaven.
War das Nominierungsverfahren korrekt?
Mit der Begründung: Der WM-Ausrichter Hongkong habe diese frühe Meldefrist festgesetzt, zudem ginge es um die Planungssicherheit für die Finanzierung der kostspieligen Reise. In der Sportordnung des Deutschen Tanzsportverbandes wurde daher der "Ausnahmefall" festgestellt, um vor der DM zu nominieren.
Blau-Weiss Buchholz hegt große Zweifel an der Richtigkeit des Verfahrens, wie der Verein in einer Pressemitteilung erklärte. Man sei "überrascht", wie es abgelaufen sei und führte das Beispiel der bis dato letzten Weltmeisterschaft in Asien an, 2018 in China. Auch da "erfolgte die Nominierung der Teams nach der DM", so der Verein.
Buchholz möchte das Prozedere überprüfen
Da in Hongkong zudem keine Visa zur Einreise nötig sind, gab es für den frühen Nominierungstermin auch logistisch keinen Grund. Diesen Zusammenhang stellte Buchholz jedoch gar nicht her. Man möchte einfach sportgerichtlich prüfen lassen, ob das Prozedere korrekt abgelaufen ist.
Da eine Anfrage eines qualifizierten Vereins aus Österreich beim Ausrichter ergeben hat, dass auch eine spätere Meldung durchaus möglich sei, haben wir uns im September dazu entschlossen, die Nominierungsentscheidung auf Basis sportlicher Leistungen aus dem Vorjahr durch das Verbandsschiedsgericht des Tanzsportverbandes überprüfen zu lassen.
Blau-Weiss Abteilungsleiter Olaf Steffen
Sportgericht könnte vor der DM entscheiden
Blau-Weiss Buchholz steht vor der Deutschen Meisterschaft nun maximal unter Druck. Die Unruhe rund um die Klage hat die Vorbereitung der Formation stark beeinflusst. Möglich, dass das Sportgericht sogar noch vor der DM am Samstag seine Entscheidung treffen wird.
Sollte die TSG Bremerhaven den zweiten Platz dann nicht erreichen, könnte das Team von Lars-Ole Rühmann und Mathias Beutler zum Härtefall werden und den WM-Startplatz noch verlieren. Der Verein hat die Reise nach Hongkong bereits gebucht und eine Spendenaktion für die Finanzierung initiiert.
Harter Kampf um Rang zwei
Aus der Luft gegriffen ist das Szenario nicht, denn die Konkurrenz in Braunschweig ist stark. Gleich mehrere Formationen kämpfen um Rang zwei, zuletzt hatte Bietigheim für eine Überraschung gesorgt. Buchholz gehört zum Kreis der Anwärter, mit der neu überarbeiteten Choreografie "Made to love 2.0" hat das Team sportlich noch einmal nachgelegt.
"Mit Blick auf Schwierigkeitsgrad und Anspruch beim Thema Dynamik sind wir einen großen Schritt näher an den Seriensieger Grün-Gold Bremen gerückt", betont Buchholz-Trainerin Becker. Viele Fragen sind offen vor dem großen Tanz-Duell. Aber wie auch immer es am Samstag in Braunschweig ausgehen mag, steht eines fest: Es wird wohl einen großen Verlierer geben.
(Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels wurde der Zusammenhang hergestellt, dass Blau-Weiss Buchholz Klage eingereicht habe, da es keine Frist Ende September vom WM-Veranstalter gegeben hatte. Das ist nicht korrekt und wurde geändert.)
Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit Sportblitz, 11. November 2023, 19:30 Uhr