Grün-Golds neue Choreo: Tanz im Zeichen von Freiheit und Frieden

Politisch soll die Choreografie der Bremer Lateinformation nicht sein, dennoch liefert der zwölfmalige Weltmeister ein starkes Statement – auf allerhöchstem Niveau.

Die Tribüne in der Sporthalle an der Schule Delfter Straße war gut gefüllt. Auch vom strömenden Regen ließen sich die 300 Tanzbegeisterten am Freitagabend nicht abhalten.

Die besten Bilder der Grün-Gold-Generalprobe:

Denn die Neugierde auf die neue Choreografie der Lateinformation des Grün-Gold-Clubs Bremen war groß.

Höchste Schwierigkeitsgrade, höchstes Tempo

Und die Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Nach der Erfolgschoreo "Emozioni" ist Trainer Roberto Albanese mit "Freedom and Peace" wieder eine fordernde Hochgeschwindigkeits-Choreografie mit extrem vielen Bildwechseln auf allerhöchstem Tanzniveau gelungen.

"Ich bin sehr zufrieden mit der Choreo", sagte Albanese im Gespräch mit buten un binnen, "ich habe sie insgesamt schon drei Mal überarbeitet. Sie ist sehr komplex, mit sehr fließenden Bilderwechseln. Was nicht einfach ist, weil die Mannschaft eine sehr hohe Aufmerksamkeit braucht."

"Tanzen steht für Respekt und Akzeptanz"

Höchste Schwierigkeitsgrade, höchster Anspruch – Grün-Gold bleibt sich treu. Das Thema Freiheit und Frieden hatte der 50-Jährige dabei ganz bewusst gewählt. Und ganz bewusst soll diese Choreografie nicht politisch sein, betonte Albanese. In Zeiten wie diesen ist sie dennoch ein starkes Statement.

Tanzen steht für Respekt, für Akzeptanz in allen Bereichen unseres Lebens. Tanzen bringt ein Stück Freiheit und Frieden und es ist alles, wofür Tanzen steht.

GGC-Trainer Roberto Albanese

Songs mit tiefer gehender Botschaft

Seit April hatte Albanese an der neuen Choreografie gearbeitet und musste dabei aus einer großen Anzahl Songs für die richtige Mischung jene mit den stimmigsten musikalischen Übergängen auswählen. "Das ist gelungen." Doch die Songs tragen dieses Mal eben auch eine tiefer gehende Botschaft.

In der sechsminütigen Choreo verarbeitete Albanese bei den fünf Lateintänzen Cha-Cha-Cha, Rumba, Samba, Paso Doble und Jive die Musik von Cynthia Erivo "Stand Up", George Michael "Freedom", Aretha Franklin "Think", Michael Jackson "Man in the Mirror" und Shervin Hajipour "Baraye".

Choreo soll "positive Message" haben

Da ist eine Hymne für Widerstand und Hoffnung dabei, eine andere, die für das Loslösen von Zwängen steht und wieder ein anderer Song fordert Respekt und Gleichberechtigung in Beziehungen. Da gibt es die Aufforderung zur Selbstreflektion und sozialer Verantwortung, aber eben auch die Hymne für Protestierende gegen ein politisches Regime.

Freiheit und Frieden, aber ganz ohne den schwermütigen Weltschmerz getanzt. "Das wollten wir nicht", sagte Albanese, "es soll eine positive Message sein." Und die hatte seine Lateinformation an diesem Abend mit viel Energie und Feuer rübergebracht.

Gelungene Feuertaufe

Und das war bei dieser Generalprobe, dem ersten Auftritt vor Publikum, gar nicht so einfach. Denn drei Wochen vor den deutschen Meisterschaften in Braunschweig am 11. November kann noch gar nicht alles perfekt sitzen. "Man sieht, dass wir noch nicht so lange mit den acht, neun Paaren in der Mannschaft stabil getanzt haben, sodass da noch ein paar Unsicherheiten sind. Aber das ist normal", erklärte Albanese gelassen.

Seine Lateinformation hatte diese Feuertaufe wacker überstanden und das Publikum durchweg begeistert. Nun beginnt der Feinschliff, die akribische Arbeit an Ausdruck, Synchronität und der Gruppendynamik. An diesem Wochenende beginnt das Trainingslager, das sechste dieser Vorbereitung – wieder 16 Stunden intensives Tanzen. Albanese verlangt auch mit dieser Choreografie seinen Tänzerinnen und Tänzern alles ab, aber er ist nach diesem Auftakt zuversichtlich. "Jeder hat jetzt gemerkt, woran er arbeiten muss. Aber an diesem Wochenende wird sich schon vieles stabilisieren." Weltmeister Grün-Gold hat den ersten Ton gesetzt, nun muss die Konkurrenz nachziehen.