Punktabzug für Pyro? Mäurer-Vorschlag scheint wenig realistisch
Im Oktober findet ein Gipfeltreffen zwischen Innenpolitik und DFB sowie DFL zur Sicherheit im deutschen Fußball statt. Bremens Innensenator Mäurer erhofft sich Änderungen.
Bremens Innensenator Ulrich Mäurer hat sich vor dem Spitzentreffen der Bundesländer mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) und der Deutschen Fußball-Liga (DFL) für ein verändertes Strafmaß bei Pyro-Vergehen in den Stadien ausgesprochen und bringt einen Punktabzug ins Spiel.
"Ein möglicher Weg wäre, über die Sportgerichtsbarkeit keine ausschließlichen Geldstrafen für die Vereine zu verhängen, deren Anhängerschaft durch Gewalt oder den Abbrand von Pyrotechnik negativ aufgefallen ist, sondern die Strafen vielmehr überwiegend in Punktabzügen für die entsprechende Mannschaft zu verhängen", sagte der SPD-Politiker auf Anfrage von buten un binnen.
Mäurer möchte Druck auf Fans erhöhen
Auf diese Weise "träfe man einerseits die Vereine in deutlich empfindlicherer Art und Weise und könnte diese dadurch zu konsequenteren Einlassdurchsuchungen bringen", führte Mäurer aus. Außerdem stünden die Verursacher im Fanblock "unter deutlich höherem Druck, zum Wohl ihrer Mannschaft keine Verstöße mehr zu begehen".
Geldstrafen hätten laut Mäurer, "meist durch die Nichtidentifizierbarkeit der Täterinnen und Täter keine entsprechende Wirkung erzielt". Der Vorschlag des Innensenators scheint jedoch praktisch kaum umsetzbar zu sein.
Mäurer-Vorschlag könnte Wettbewerb verzerren
Am Beispiel von Werder Bremen würde das bedeuten, dass der Mannschaft bei einem Auswärtsspiel – denn dort zünden die Werder-Anhänger regelmäßig Pyrotechnik – ein Punkt abgezogen würde. Werder Bremen könnte jedoch argumentieren, dass die Heimmannschaft für die Sicherheitskontrollen im Stadion zuständig ist und nicht sie selbst und man daher für den Pyro-Einsatz nicht sportlich zur Rechenschaft gezogen werden könne.
Spinnt man Mäurers Vorschlag weiter, könnten Vereine zudem auf die Idee kommen, im Gästeblock nun besonders durchlässige Sicherheitskontrollen durchzuführen, um den Gegner so möglicherweise sportlich durch Punktabzug zu schwächen.
Realistisch scheint Mäurers Vorschlag daher nicht, denn das DFB-Sportgericht müsste dafür das Regelwerk ändern, damit eine Bestrafung überhaupt möglich wäre. Und so reiht sich dieser Vorschlag zunächst bei jenen ein, die seine Amtskollegen zum Thema Sicherheit vor dem Gipfeltreffen bereits vorbrachten und dafür von vielen Fanverbänden kritisiert wurden. Niedersachsens Innenministerin Daniela Behrens erwägt Gästefans beim Problemspielen auszuschließen.
DFB und DFL wollen sich vorab nicht äußern
Die Ideen von Bayerns Innenminster Joachim Herrmann, der unter anderem Schnellgerichte zur Bestrafung von Fußballfans einführen, Geisterspiele verhängen und Tickets personalisieren möchte, wurden bereits von Fan-Organisationen als populistisch kritisiert.
Der DFB will sich zu den diversen Vorschlägen der Innenminister nicht weiter äußern und teilte auf Anfrage der Sportschau mit: "DFB und DFL begrüßen das bevorstehende Spitzengespräch mit Bund und Ländern. Der konstruktive Austausch mit der Politik ist im Sinne von DFB und DFL."
Die Sport- und Innenminister der Länder sowie Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wollen das Abbrennen von Pyrotechnik in Fußballstadien bei einem Treffen mit dem Deutschen Fußball Bund und der Deutschen Fußball Liga am 18. Oktober diskutieren. In München soll generell um das Thema Sicherheit in Fußballstadien gehen und auch, wie sich künftig besser gegen gewaltbereite Fans vorgehen lässt.
Höheres Strafmaß für Pyro "nicht zielführend"
"Das Gespräch bietet eine gute Gelegenheit, Fragen rund um die Themen erhöhte Sicherheit, wirksamere Prävention und Sanktionsmöglichkeiten gemeinsam zu beraten", sagte Mäurer.
Ein höheres Strafmaß in Bezug auf Pyrotechnik hält er für "nicht zielführend", da diese Maßnahme "in der Regel keinen oder einen sehr geringen messbaren Effekt erzielt". Mäurer sieht die Sanktionierung stattdessen weiterhin in der Verantwortung des DFB.
Es dürfte viel Diskussionsstoff am 18. Oktober geben. Inwieweit sich Sport und Politik auf umsetzbare Maßnahmen verständigen können, bleibt abzuwarten.
Quellen: buten un binnen und sid.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau, 26. September 2024, 8 Uhr