Bremer Goguadze zerschießt die Regionalliga – und ist bald weg?

Ungleiche Gegner beim Lokalderby SV Werder Bremen II gegen Bremer SV

Bild: Imago | Lobeca

Nikky Goguadze ist in dieser Saison die Lebensversicherung des Bremer SV. Der Weg des Stürmers verlief nicht immer gradlinig, soll nun aber rasch in den Profifußball führen.

Auf Nikky Goguadze konnte der Bremer SV sich am vergangenen Samstag wieder verlassen. Zwar verloren die Waller das Derby bei Werders U23 mit 2:3, doch der Mittelstürmer legte auf dem Platz alles rein, damit der BSV punktet. Goguadze erzielte beide Treffer seines Teams – und baute mit seinen Saisontoren 13 und 14 die Führung in der Torjägerliste der Regionalliga Nord aus. 25 Mal hat der BSV insgesamt in dieser Saison getroffen. Goguadzes Anteil liegt also bei 56 Prozent. Eine Wahnsinnsquote.

Dass ein kleiner Klub wie der BSV den besten Torjäger der Liga stellt, ist ungewöhnlich. Seine Qualität zeigte Goguadze allerdings schon in der Rückrunde der vergangenen Saison. Mit 13 Treffern in 16 Partien hielt er den Klub in der Regionalliga. Zuvor war der Niederländer mit georgischen Wurzeln im Winter vom TSV Havelse an den Panzenberg zurückgekehrt. "Der BSV ist ein sehr familiärer Verein", sagt Goguadze im Gespräch mit buten un binnen. "Hier fühle ich mich einfach wohl."

Ex-Coach Faber: "Nikky hat einen Schuss wie eine Kanone"

Mittlerweile spielt der 26-Jährige bereits zum dritten Mal für den BSV. Erstmals lotste der Sportliche Leiter Ralf Voigt ihn im Januar 2019 aus der Bezirksliga von Germania Leer an den Panzenberg. In der Bremen-Liga machte er rasch den SSV Jeddeloh II auf sich aufmerksam. Nach nur einem halben Jahr wagte er den Schritt in die Regionalliga Nord. Mit 21 Jahren konnte er sich dort allerdings noch nicht durchsetzen.

Nikky Goguadze im Zweikampf mit einem Gegenspieler.
Beim SSV Jeddeloh II konnte sich Nikky Goguadze (hier im Duell mit Werders U23) in der Saison 2019/20 noch nicht in der Regionalliga etablieren. Im Winter wechselte er deshalb in die Landesliga. Bild: Imago | Foto2press

"Nikky hat einen Schuss wie eine Kanone", erinnert sich sein damaliger Trainer Jouke Faber. "Taktisch war er damals aber noch nicht ganz auf Regionalliga-Level." Faber, ein Landsmann Goguadzes und mittlerweile Co-Trainer bei Kickers Offenbach, wurde seinerzeit im November entlassen.

Im Januar 2020 verließ auch Goguadze die Ammerländer wieder. Er machte nicht nur einen, sondern gleich zwei Schritte zurück. Sein Weg führte zu Grün-Weiß Firrel in die Landesliga. Beim Dorfklub konnte er, wie schon zuvor in Leer, wieder mit seinen beiden älteren Brüdern David und Giorgi zusammenspielen.

Nikkys Qualität war schon immer der Wahnsinn. Er war schnell, körperlich robust, dribbelstark, beidfüßig und konnte überragende Standards schießen. Sein Problem war damals nur der Kopf.

Zu sehen ist der Kopf von Daniel Franziskus
Daniel Franziskus, Nikky Goguadzes Trainer bei GW Firrel

Auch nach Emden nahm Goguadze seine beiden Brüder mit

Seinzerzeit, so Franziskus, sei Goguadze noch ein Amateurspieler gewesen. "Wenn etwas nicht geklappt hat, war er direkt enttäuscht und wollte in den Sack hauen", blickt er zurück. "Ich habe ihm immer gesagt, dass er einfach weitermachen muss, weil er mit seiner Qualität die komplette Liga auseinandernehmen kann."

Kurz nach dem Wechsel brach im Frühjahr 2020 die Corona-Pandemie aus. Deshalb absolvierte Goguadze in anderthalb Jahren nur wenige Spiele für Firrel. In diesen überzeugte er aber so sehr, dass Kickers Emden, damals noch Oberligist, ihn im Sommer 2021 verpflichten wollte.

Goguadzes Bedingung: Auch seine Brüder Giorgi und David, beide mit weniger Talent gesegnet als er, dürfen wieder mitkommen. Bei Kickers-Trainer Stefan Emmerling hinterließ der 1,77 Meter große Angreifer schon seinerzeit mächtig Eindruck.

Nikkys Schuss ist unglaublich. Unglaublich präzise, unglaublich hart. Er ist beidfüßig und kopfballstark. Was ihn brutal auszeichnet, ist, dass er extrem mit seinem Körper arbeitet. Er ist nicht ganz so groß, aber im Infight kann er sehr unbequem sein.

Stefan Emmerling spricht auf einer Pressekonferenz.
Stefan Emmerling, Nikky Goguadzes Trainer bei Kickers Emden

Frühes Aus in Emden wegen fehlender Corona-Impfung

Bei den Emdern wurde Goguadze direkt Stammspieler und Leistungsträger, ehe die Corona-Pandemie Probleme bereitete. Im Herbst 2021 galt auf niedersächsischen Fußballplätzen die 2G-Regel. Die Spieler mussten also geimpft oder genesen sein. Goguadze und seine Brüder entschieden sich jedoch gegen die Impfung. "Wir wollten das damals nicht machen, sondern länger darüber nachdenken“, erklärt er rund drei Jahre später.

Nikky Goguadze macht einen Salto auf dem Fußballplatz.
Seine Tore bejubelt Nikky Goguadze gerne mit einem Salto. Hier traf er im April 2023 zum 2:0 gegen Werders U23. Bild: Imago | Foto2press

Sein Weg und der der Kickers trennten sich daher rasch wieder. Weil er in Deutschland ohne Impfung nicht spielen durfte, wechselte er im Winter in die Niederlande zu PKC '83 Groningen. Im Sommer 2022 holte Voigt ihn schließlich zurück zum BSV. Gemeinsam schafften sie in der Saison nach dem Aufstieg in die Regionalliga den für viele Außenstehenden überraschenden Klassenerhalt. Neun Treffer steuerte Goguadze bei.

Goguadze kann sich einen Wechsel im Winter vorstellen

Im Anschluss wollte er im Sommer 2023 beim TSV Havelse, einem etablierten Regionalligsten, den nächsten Schritt gehen. Glücklich wurde er dort nicht. "Es hat damals einfach nicht gepasst, aber ich werde nicht schlecht über die Zeit in Havelse reden", sagt Goguadze heute.

Im Januar überzeugte Voigt ihn zum dritten Mal vom BSV. Am Panzenberg entwickelte sich Goguadze nun zur Tormaschine. "Mittlerweile ist Nikky gereift und nicht mehr so impulsiv", glaubt Ex-Coach Emmerling. Goguadzes Treffsicherheit hat längst Begehrlichkeiten geweckt. Seit Wochen macht das Gerücht die Runde, dass er schon im Winter in die 3. Liga wechseln könnte. Er selbst schließt das nicht aus.

Ich kann nichts versprechen. Wenn ein gutes Angebot kommt, werde ich darüber nachdenken.

Nikky Goguadze

Voigt will Goguadze bis zum Sommer beim Bremer SV halten

Innerhalb der Regionalliga will Goguadze nicht wechseln. Die 3. Liga müsste es mindestens sein. Auch das Ausland kann er sich vorstellen. "Wir werden ihn im Winter nicht abgeben", stellt Voigt allerdings klar. "Da müsste schon ein Angebot kommen, das mir die Augen glänzen lässt. Die Chance, dass er uns verlässt, geht gen Null." Dass Goguadze, wie häufig kolportiert, ein schwieriger Typ sei, weist Voigt klar zurück.

Nikky ist charakterlich klasse. Wir haben keinen einfacheren Spieler im Kader als ihn. Für ihn lege ich meine Hand ins Feuer.

Ralf Voigt vom Bremer SV.
Ralf Voigt, Sportlicher Leiter des Bremer SV

Bis zum Sommer soll Goguadze nun noch am Panzenberg bleiben. Dann läuft sein Vertrag aus. Das Ziel bis dahin ist klar: der erneute Klassenerhalt. Aktuell schaut es nicht gut aus. Mit nur elf Punkten aus 15 Spielen steht der BSV auf dem vorletzten Platz. "Als Verein werden wir weiterkämpfen", verspricht Goguadze. "In der vergangenen Saison haben wir auch eine sehr gute Rückrunde gespielt. Das müssen wir erneut schaffen."

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen mit sportblitz, 20. Oktober 2024, 19:30 Uhr