"Kugelblitz" Ailton feiert 50. Geburtstag in Bremen – ohne Pizarro
50 Jahre geballte Fußball-Lust und Lebensfreude – das ist Ailton. Werders Publikumsliebling ist rundum glücklich und in Feierlaune. Obwohl sein bester Kumpel fehlt.
Ach, wenn Thomas Schaaf das doch miterlebt hätte! Da kam Ailton also am Mittwochmorgen zu Radio Bremen ans Weserufer – und war tatsächlich 15 Minuten zu früh dran. 15 Minuten!
Dabei hatte doch gerade der Mann, den sie in Bremen liebevoll "Kugelblitz" getauft haben, zu seiner Zeit als aktiver Fußballer bei Werder die Pünktlichkeit stets auf brasilianische Art ausgelegt: Stimmt der Tag, ist man nicht zu spät. Ganz einfach.
Im Taxi nach Norderney
Wie oft musste Trainer Thomas Schaaf ihm da die humorlose deutsche Auslegung von Pünktlichkeit nahebringen. Man wollte Ailton ja nur helfen, "indem wir ihn bestrafen", erzählte der Coach mal 1998, als der "Kugelblitz" an die Weser gekommen war.
Empfindliche Geldstrafen und legendäre Taxifahrten nach Norderney auf eigene Kosten gehörten zu Ailtons Lernprozess dazu, wenn er mal wieder einige Tage zu spät zum Trainingslager vom Heimaturlaub anreiste. "Früher war für mich Fußball wie eine Samba-Show, ohne Disziplin", erzählt Ailton nun und muss lachen.
Das Kugel-Bäuchlein ist flacher geworden
Es ist sein 50. Geburtstag und es ist ihm deutlich anzusehen, dass das Leben in Deutschland inzwischen etwas auf ihn abgefärbt hat. Pünktlich, verlässlich, diszipliniert – und das Kugel-Bäuchlein ist sichtlich flacher geworden. Ailton wirkt fit und agil und liebt es immer noch zu kicken.
Und das hat er auch am Nachmittag seines Geburtstages noch vor. Ein Freundschaftskick mit vielen ehemaligen Weggefährten gegen den Bezirksligisten TSV Bassum. "Ich hoffe auf einen mega Spaß mit meinen Freunden", sagt Ailton.
Pizarro fehlt auf Ailtons Gästeliste
Neben Schaaf haben unter anderem Tim Wiese, Christian Schulz, Andreas Reinke, Nelson Valdez, Thorsten Legat, Ansgar Brinkmann, Philipp Bargfrede, Pekka Lagerblom und Paulo Sergio zugesagt.
"Ich habe ganz viele Einladungen verschickt", erzählt Ailton, "aber manche haben eben Termine oder sind im Urlaub." Und so fehlt auch einer der wichtigsten Namen auf seiner Gästeliste: Claudio Pizarro. "Leider kommt er nicht", bedauert Ailton, "Claudio hat viel zu tun mit Bayern. Aber nächste Woche fliege ich nach München und wir gehen Essen. Ich hoffe auf ein schönes Geschenk von Claudio."
Ailton: "Bremen ist meine Stadt, mein zweites Zuhause"
Das schönste Geschenk hat Ailton aber schon: seine Familie. "Und dass ich gesund bin. Ich bin sehr zufrieden, es ist alles wunderschön. Und 50 ist eine schöne Nummer."
Nach seinem Geburtstagskick wird am Abend noch in Syke gefeiert. Mit 100 Leuten. Oder 200. So genau weiß Ailton das nicht. Das ist typisch für ihn. Ein bisschen Samba ist er eben immer noch. Und dafür lieben sie ihn besonders in Bremen. "Und ich liebe Bremen, die Stadt, die Menschen", sagt Ailton: "Bremen ist meine Stadt, mein zweites Zuhause."
Ailton ist in Bremen eine Marke
Und so war schnell klar, dass er hier auch seinen runden Geburtstag feiern wollte. In jener Stadt, die ihn seit seinem furiosen Solo-Lauf-Tor zum 3:1 gegen Bayern München, das Werder 2004 die Meisterschaft bescherte, auf ewig in ihr Herz geschlossen hat. Und in der fast jeder sein Gesicht kennt.
Das weiß Ailton inzwischen gut für sich zu nutzen. Er hat viele Termine in Bremen, viele Werbepartner, viele Fußball-Spiele. "Es läuft wirklich sehr gut", freut er sich, "mein Gesicht ist bekannt und ich bin gefragt. Ich hoffe, das geht noch ein paar Jahre so weiter." Und dann? "Vielleicht werde ich Spielerberater. Oder ich gehe zurück nach Brasilien und kümmere mich um meine Pferderanch", sagt er und lacht. Und sein breites Ailton-Strahlen lässt die gefühlte Temperatur in Bremen sofort um einige Grad nach oben klettern.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 19. Juli 2023, 18:06 Uhr