Der Trend ist negativ – aber Werder hat nicht "die Hosen voll"
Vier Niederlagen in Folge – bei den Bremern werden langsam böse Erinnerungen an die Abstiegssaison wach. Werder-Trainer Ole Werner gibt sich jedoch kämpferisch.
Eigentlich ist Ole Werner ein ruhiger und besonnener Mensch. Auch nach Niederlagen analysiert der Bremer Trainer stets sachlich das Geschehene. Als Werner nach dem 1:2 gegen Union Berlin aber auf Werders Abstiegssaison angesprochen wurde, wurde es bei der Antwort des 34-Jährigen doch ein klein bisschen lauter.
"Ehrlicherweise ist mir das scheißegal, was hier vor zwei Jahren los war. Ich war ja nicht dabei. Und es sind ja völlig andere Voraussetzungen", sagte Werner.
Wir haben gerade eine Phase, in der wir seit vier Spielen nicht gewonnen haben. Gegen den Ersten, Zweiten, Dritten und Zehnten der Liga. Wenn ich da jetzt die Hosen voll habe, ist mir nicht mehr zu helfen.
Werder-Trainer Ole Werner
Werder weckt böse Erinnerungen
Zum "Hose voll haben" ist es in der Tat noch etwas früh. Werder hat die Hinrunde auf Platz elf mit 21 Punkten abgeschlossen, für einen Aufsteiger mit begrenzten finanziellen Mitteln eine mehr als passable Zwischenbilanz.
Und doch weckt die aktuelle Entwicklung zwangsläufig ein paar Erinnerungen an die Spielzeit 2020/21, als die Grün-Weißen zehn Spieltage vor dem Saisonende nach einem 2:0 gegen Arminia Bielefeld elf Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang hatten, danach aber nur noch einen Punkt holten und am Ende den bitteren Gang in die Zweitklassigkeit antreten mussten.
Das einzige Ziel heißt Klassenerhalt
Auch in dieser Saison schien sich Werder bereits frühzeitig von den Abstiegsrängen abgesetzt zu haben. Nach dem 2:1 gegen den FC Schalke 04 am 13. Spieltag lagen die Norddeutschen auf Rang sieben und hatten zehn Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang 16. Vier Spieltage und vier Niederlagen später sind es nur noch fünf Zähler, die Werder mehr auf dem Konto hat als der VfL Bochum auf Platz 16.
Der Trend ist also erneut negativ, doch eines ist anders als vor rund zwei Jahren. An der Weser haben sie nie vergessen, dass es in dieser Saison nur um eines geht, nämlich die Liga zu halten. 2021 versuchte der damalige Trainer Florian Kohfeldt im Gefühl des scheinbar sicheren Klassenerhalts das Hauptaugenmerk auf die spielerische Weiterentwicklung der Mannschaft zu legen. Dabei ging der Fokus auf das Wesentliche verloren, Kohfeldt und seine Mannschaft konnten den Absturz nicht mehr stoppen.
"So etwas wird uns nicht noch mal passieren"
Dieses Mal ist Werner auch aus Mangel an personellen Alternativen weit davon entfernt, den bislang eingeschlagenen Weg zu verlassen. "Wir haben hier jetzt ein Trainerteam, das die Situation realistisch einschätzt, denn wir sind aus der 2. Liga gekommen", sagte Routinier Leonardo Bittencourt. "Zudem sind viele Spieler dabei, die den Abstieg damals miterlebt haben. So etwas wird uns nicht noch mal passieren", sagte Bittencourt, damals selbst dabei.
Und so bereitete Werner seine Mannschaft ganz normal auf das schwere Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Samstag um 15:30 Uhr vor. "Wir sind Aufsteiger. Da war es vom ersten Tag an klar, dass es Phasen gibt, in denen der Wind von vorne kommt", sagte der Bremer Trainer. Ob er gegen Wolfsburg auf den erfahrenen Bittencourt zurückgreifen kann, ist noch unklar. Der Mittelfeldspieler fehlte am Freitag im Abschlusstraining wegen einer Erkältung.
Dieses Thema im Programm: Sportblitz, 26. Januar 2023, 18:06 Uhr