Berufswunsch Pastorin: Was eine junge Wahl-Bremerin antreibt

Malena Tara, Vikarin Bremische Evangelische Kirche
Malena Tara ist seit März 2024 Vikarin in Bremen. Vikariat nennt man die zweieinhalbjährige Ausbildung zur Pastorin. Sie folgt auf das Theologiestudium. Bild: Radio Bremen | Verena Patel

Malena Tara ist 30 und will Pastorin werden. Wie sie vom Katholizismus übertrat und warum es wichtig ist, jeden Menschen so sein zu lassen, wie er ist, erzählt sie hier.

Dass ich einmal Pastorin werden würde, war überhaupt nicht geplant. Als Kleinkind wurde ich katholisch getauft. Ich bin auch zur Kommunion gegangen und habe mich firmen lassen.

Und es gab eine Zeit, in der ich mich als kirchenfern bezeichnet hätte. Als ich nach dem Abitur als Au-pair in England war, ist mein Glaube intensiver geworden. Dort habe ich eine Gemeinde erlebt, in der zwischen den Konfessionen nicht unterschieden wurde. Das hat mir sehr gefallen. Außerdem hatte ich in dieser Zeit einige prägende Glaubenserfahrungen. So kam es dazu, dass ich mich mehr mit meinem Glauben beschäftigt habe.

Vor acht Jahren den "Verein" gewechselt

Zurück in Deutschland habe ich dann begonnen, mich in der Evangelischen Studierendengemeinde zu engagieren. Dort kann jede Person mitmachen, ganz unabhängig von Konfession oder Religionszugehörigkeit. Darüber habe ich die evangelische Kirche kennengelernt und mit der Zeit kannte ich sie besser als die katholische.

Da klar war, dass ich nicht Mitglied in beiden "Vereinen" sein kann, habe ich mich entschieden, aus der katholischen Kirche auszutreten und mich in die evangelische aufnehmen zu lassen. Das war vor acht Jahren. Dass ich Pastorin werden will, wusste ich da aber noch nicht.

  • Diese Bremer Pastorin geht mit dem Wandel der Zeit

    Hannah Detken möchte auch junge Menschen in der Kirche sehen – und wird dafür kreativ. Um eine moderne Kirchenkultur zu fördern, ist sie auch auf Instagram aktiv.

Als Pfarrperson kann ich mir Zeit für die Menschen nehmen

Damals habe ich Mathematik und Geografie auf Lehramt studiert. Bei Praktika in der Schule habe ich gemerkt: Als Lehrkraft kann ich mir nicht so viel Zeit für die Menschen nehmen, wie ich es will. Das Fach steht meist im Zentrum.

Als Pfarrperson kann ich anders für die Menschen da sein. Ich kann mir Zeit nehmen. Wir können zusammen unterwegs sein, uns über das Leben austauschen und die Kirche und unseren Glauben gestalten.

Wichtig ist für mich, dass dafür Räume geöffnet werden. Räume, in denen wir uns alle so zeigen können, wie wir sind. Zum Beispiel, dass man nach dem Gottesdienst noch sitzenbleiben und nachspüren kann, vielleicht auch Raum ist für den inneren struggle, dass es sich gerade mit dem eigenen Glauben nicht so anfühlt, wie man es gerne hätte. Als Pastorin will ich helfen, dass es diesen Raum gibt, in dem du ehrlich zu dir selbst sein kannst.

Offenheit erfordert Mut

Dafür sind ein Austausch und die Offenheit, sich gegenseitig kennen zu lernen, notwendig. Wo stehen wir gerade? Was macht uns aus, dich und mich? Was brauchen wir gerade und was wollen wir tun? Dafür müssen wir etwas von uns zeigen. Das kann auch Mut erfordern. Genauso wünsche ich mir, dass wir unsere Räume sprichwörtlich öffnen, sie barrierefrei gestalten, damit mehr Menschen Zugang haben.

  • Wie eine Bremer Pastorin mehr Menschen in die Kirche holen möchte

    In Zeiten abnehmender Mitgliederzahlen und Spardrucks versucht die junge Pastorin Hannah Detken ein lebendiges und modernes Gemeindeleben zu gestalten.

Im Glauben gibt es keine klaren Antworten wie in der Mathematik

Manchmal ist es auch nicht einfach. Und dass es im Glauben keine klaren Antworten gibt, so wie in der Mathematik, macht es nicht leichter. In der Kirche und als Menschen sind wir eigentlich immer auf der Suche. Und bei unseren Antwortversuchen müssen wir immer ein kleines Fragezeichen mitdenken.

Starre, hundertprozentige Überzeugungen können andere Menschen vor den Kopf stoßen und sie können dazu führen, dass wir das Gespräch miteinander verlieren. Mein Fokus liegt darauf, gemeinsam unterwegs zu sein. So auch bei Taufen, Hochzeiten oder Beerdigungen. Die Zeit und die Räume zusammen zu gestalten. Und so unterschiedlich wir sind, so unterschiedlich können die Veranstaltungen dann auch sein.

Vielfalt der Gemeinden genau betrachten

Ich mag es, wenn Ideen eingebracht, Gedanken aufgegriffen und weitergeführt werden. So entstehen tolle Sachen. Auch meine Predigten verstehe ich so, dass sie zum Weiterdenken anregen sollen. Vor kurzem habe ich eine Predigt mit einer Jugendlichen zusammengeschrieben. Da war das Gespräch direkt sichtbar. Ich finde es schön, aus der Gemeinde heraus Ausflüge zu machen, zusammen neue Orte zu erkunden, gemeinsam unterwegs zu sein.

Die Bilder, die es von der Kirche in unserer Gesellschaft gibt, sind leider nicht immer einladend. Und es gibt an verschiedenen Stellen berechtigterweise auch Kritik. Leider geht in den Medien oft unter, dass es auch viele Möglichkeiten gibt. In Bremen gibt es eine große Vielfalt an Gemeinden. Es lohnt sich, da genauer hinzuschauen.

Das Gedankenprotokoll von Malena Tara wurde von Verena Patel aufgeschrieben.

  • Diese Bremer Pastorin erklärt, warum das Trauern so wichtig ist

    Viele Gemeindemitglieder sind ältere Menschen, einige haben einen Partner verloren und sind einsam. Die traditionelle Seelsorge ist für diese Pastorin Alltag.

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, Wochenserie, 9. bis 13. Dezember 2024; 19:30 Uhr