So trainieren Lilienthaler Caterer für das Überleben auf der Bohrinsel

Blick auf das Ölfeld Mittelplate mit der gleichnamigen Bohr- und Förderinsel Mittelplate A der RWE und der Wintershall Holding GmbH in der Nordsee im Bundesland Schleswig-Holstein.

Warum Caterer aus Lilienthal ein Überlebenstraining machen müssen

Bild: dpa | euroluftbild.de/Martin Elsen

Ein Lilienthaler Catering-Unternehmen versorgt eine Bohrinsel mit Essen und Personal. Anders als an Land brauchen sie ein Überlebenstraining, um dort arbeiten zu dürfen.

In Deutschland gibt es inzwischen nur noch eine Bohrinsel, vor der Küste Schleswig-Holsteins. Die sogenannte Mittelplate. Zuerst hat das Lilienthaler Unternehmen Schiffe in der Region mit Essen versorgt. Inzwischen versorgen sie rund 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf der Bohrinsel mit frischen Mahlzeiten.

Gibt es bestimmte Ansprüche an das Essen?

Anders als an Land gibt es auf der Bohrinsel nicht ständig die Möglichkeit, in den Supermarkt zu gehen. Zweimal pro Woche kommt deshalb das Versorgungsschiff mit frischen Lebensmitteln. "Im Gegensatz zu an Land sind mehr Lebensmittel tiefgefroren, zum Beispiel Fleisch", erklärt Daniel Schmidt, Gastronomieleiter beim Catering-Unternehmen "Good Food and More". Das Personal, bestehend aus 24 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, arbeitet in Zwölf-Stunden-Schichten 14 Tage lang – und hat im Anschluss zwei Wochen frei.
Fotos und Videos von der Arbeit auf der Bohrinsel gibt es nicht — das ist dem Personal auf der Mittelplate strengstens verboten.

Hier liegt die Bohrinsel Mittelplate

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Was unterscheidet den Alltag auf der Bohrinsel vom Alltag in der Gastronomie?

"Man kann sich das so ein bisschen vorstellen wie ein relativ einfach gehaltenes Hotel, also jeder Arbeiter da und auch jedes Mitglied der Catering-Crew hat entweder ein Einzel- oder Doppelzimmer", sagt Schmidt. Er ist für Essen und Getränke auf der Bohrinsel zuständig. "Es gibt dort eine ganz reguläre Gastronomieküche, also zum Teil besser ausgestattet als Restaurants oder Hotels, die ich kenne."
Es gibt darüber hinaus auch einen Fitnessraum und einen Arzt. Denn anders als an Land kann nicht mal eben ein Krankenwagen zur Bohrinsel fahren. Deshalb müssen die Leute auf der Bohrinsel medizinisch durchgecheckt werden und ein spezielles Überlebenstraining durchlaufen. Daniel Schmidt musste als Leiter zusätzlich noch ein Helikoptertraining in Cuxhaven absolvieren.

Rolf Fremgen in Tauchausrüstung in einem Übungsbecken.
Überlebenstrainer Rolf Fremgen in Aktion. Bild: privat

Wie laufen die Überlebenstrainings ab?

Verantwortlich für die Überlebenstrainings ist das Schulungscenter O.S.T. aus Cuxhaven. Geschäftsführer Rolf Fremgen war 36 Jahre Soldat, hat sich in der Zeit vor allem mit dem Überleben auf See beschäftigt. Mit Start seiner Pension hat er sich dann mit der Firma selbstständig gemacht. Für die Arbeit auf der Bohrinsel gibt es verschiedene Trainings. Für das Cateringpersonal sind die Trainings "Überleben auf See" und Brandbekämpfung am wichtigsten, die jeweils einen Tag dauern. Dabei lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erst in einem Praxisteil, wie sie sich auf See in Notsituationen zu verhalten haben. Was tue ich, wenn jemand ins Wasser fällt? Wie verhalte ich mich im Fall eines Brands? Wie reagiert mein Körper, wenn ich in eiskaltes Wasser falle?
Später geht es dann in die Praxis. In einem Schwimmbecken werden verschiedene Manöver geübt, wie das Aufrichten einer Rettungsinsel oder wie man sich im Wasser bewegen muss, um nicht direkt unterzugehen.

Man muss mental stark sein, aber auch körperlich.

Daniel Schmidt, Gastronomieleiter bei "Good Food and More"

Ist grundsätzlich jeder im Catering für die Arbeit auf der Bohrinsel geeignet?

Jeder oder jede Angestellte kann dort arbeiten, der den medizinischen Check vorab besteht und die Trainings vorweist. Die Trainings können allerdings eine Herausforderung sein, sagt auch Fremgen. "Am Ende muss der Kopf einfach mitspielen, aber man lernt eben auch seine Grenzen kennen."
Das bestätigt auch Daniel Schmidt. Er musste zusätzlich noch ein spezielles Helikopter-Escape-Training absolvieren. Dafür wurde er in einem Käfig angeschnallt und ins Wasser gelassen. Innerhalb von dreißig Sekunden musste er sich befreien. Immer mit dabei: eine Sauerstoff-Flasche. Vorab wurde das Atmen damit geübt. Nicht jeder halte das durch: "Es ist schon sehr anspruchsvoll. Das muss man einfach können. Man muss mental stark sein, aber auch körperlich."

Gab es schon mal brenzlige Situationen?

Gefährlich sei es für das Personal bisher noch nicht gewesen. Ähnlich wie in der Gastronomie am Land gibt es aber durchaus mal gefährliche Situationen im Arbeitsschutz, so der Geschäftsführer von "Good Food and More", Gerassimos Patsogas. Die seien aber ganz ähnlich wie an Land: "Ob man sich jetzt in der Küche schneidet oder eben fällt oder ausrutscht — das ist an Land und auf der Bohrinsel gleich."

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Nachmittag, 9. Dezember 2024, 14:40 Uhr