Bremerhavener Wilke-Atelier zeigt arbeitslose Kräne und "Stadtschätze"

Ausstellung zu alten Kraenen und Gebaeuden in Bremerhaven

Bremerhavener Wilke-Atelier zeigt arbeitslose Kräne und "Stadtschätze"

Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Porträts von kaputten Kränen und anderen Schätzen – sie waren einst Hilfen für die Bremerhavener Industrie. Künstlerin Hannah Kordes verbindet mit ihnen eine Geschichte.

Hannah Kordes ist Architektin, Urbanistin und Absolventin der Bauhaus-Uni in Weimar. Derzeit ist sie Gast-Stipendiatin im Wilke-Atelier in Bremerhaven. Die Portraits von 30 "arbeitslosen" Kränen, die die Stadt nicht mehr braucht, stammen von ihr.

Die Architektin kennt Bremerhaven aus ihrer Kindheit. Mit Beginn der Pandemie zog sie für ein Projekt in die Hafenstadt. Als die Fördermittel ausliefen, wurde sie überraschend arbeitslos. "Ich hab mich tatsächlich in diesem Moment voll identifiziert mit diesen Kränen, die hier überall rumstehen und voll die Power haben, aber keine Aufgabe mehr", sagt Kordes. Sie hatte damals viele Ideen für die Stadt gehabt.

Ausstellung zu alten Kraenen und Gebaeuden in Bremerhaven
Die Zeichnungen enstanden während des Stipendiats der Weimarin. Bild: Radio Bremen | Catharina Spethmann

Auch die vielen leer stehenden Gründerzeithäuser der Stadt begeistern die Gastkünstlerin. Sie sind für sie keine Schrottimmobilien, sie nennt sie "Stadtschätze". Einige von ihnen hat sie gezeichnet. Die Häuser haben für sie Charakter – wie Menschen. Ihr Aussehen habe etwas von Gesichtern. "Also so eine spezielle Nase hat das Haus, auch einen speziellen Giebel, oder irgendwie eine schöne Stirnpartie," sagt Hannah Kordes.

Zeichnungen auf Post-Its

Die Gast-Stipendiatin lebt und arbeitet mittlerweile in Weimar – aber die Kräne in Bremerhaven hat sie nicht vergessen. Daher sind die "arbeitslosen Kräne" das Motiv ihrer Zeichnung.

Zum Zeichnen fuhr sie in der Zeit ihres Stipendiats mit dem Fahrrad. In der Tasche hatte sie nur einen Stift und orangene Post-Its. "Eigentlich ist das total praktisch, weil: durch die Post-its kann man total das Format von einem Blatt erweitern, indem man sie einfach aneinanderklebt ", so die Architektin. Das hilft, wenn das Blatt dann doch mal zu klein sei.

Bremerhaven bewusster wahrnehmen

Hannah Kordes will den Blick schärfen für die Bremerhavener Kräne. Gehen Menschen vom Bremerhavener Columbus-Center runter zum Deich, liefe man unter einem Halbportalkran durch. "Also, die laufen da einfach drunter durch, weil sie den Kran nicht sehen. Und das wäre natürlich schön, wenn man dazu vielleicht ein bisschen mehr anregt, darauf zu achten“, sagt Kordes.

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Autorin

  • Catharina Spethmann
    Catharina Spethmann

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Sonntag aus Bremerhaven, 28. April 2024, 11:40 Uhr