Seit 160 Jahren sind die Seenotretter in Bremerhaven im Einsatz
1863 eröffneten die Seenotretter in Bremerhaven ihre erste Station. Damals ruderten sie noch mit einem Holzboot zu ihren Einsätzen und trugen Rettungswesten aus Kork.
Zum ersten Einsatz fuhren die Bremerhavener Seenotretter mit purer Muskelkraft und Hilfsbesegelung. Das war am 7. August 1866. Für ihre Sicherheit gab es lediglich braune Korkrettungswesten. Aus dem Jahresbericht geht hervor, dass das Bremerhavener Rettungsboot sieben Menschen von der englischen Brigg "Clyd" rettete.
Eingerichtet wurde die Rettungsstation 1863 durch den regionalen bremischen Vorläuferverein der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS). Die DGzRS wurde erst 1865 gegründet. Zu Beginn bestand die Station in Bremerhaven aus einem Rettungsschuppen. Dieser stand auf der Geestekaje zur Einfahrt in den Alten Hafen. Stationiert war dort ein hölzernes Ruderrettungsboot. 1897 folgte dann oberhalb der Geestebrücke ein neuer, mit Schiefer gedeckter massiver Rettungsschuppen – die neue Bootsstation.
Das erste Boot mit Motor
1933 erhielt die Station in Bremerhaven das Motorrettungsboot "Dr. Johannes Rösing", benannt nach einem gebürtigen Anwalt aus Bremen, der auch Vorsitzender des Bezirksvereins Berlin der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger war.
Das Rettungsboot war 8,75 Meter lang und schaffte eine Geschwindigkeit von 7,5 Knoten (etwa 14 km/h). Nur acht Jahre später wurde es durch das Motorrettungsboot "Weser I" ersetzt. Es war mit 15 Metern ein ganzes Stück länger und bewegte sich mit bis zu 10 Knoten (etwa 18 km/h) durch das Wasser.
Luftangriffe zerstörten Station
Der Zweite Weltkrieg hatte auch Auswirkungen auf die Station. Bei einem Luftangriff auf Bremerhaven am 18. September 1944 wurde der Bootsschuppen am Alten Hafen zerstört. Das im Folgemonat stationierte neue Motorrettungsboot "Weser II" musste zeitweise auf eine Außenposition am Leuchtturm Hohe Weg.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde 1947 ein neuer Schuppen gebaut, an dem weitere Motorrettungsboote und Versuchs-Seenotrettungskreuzer stationiert waren. Der entscheidende Entwicklungsschritt zum modernen Seenotkreuzer mit Tochterboot erfolgte 1953 mit dem Versuchsseenotkreuzer "Bremen".
Der erste Seenotrettungskreuzer
Mit der "H.H. Meier" erhielt die Station im März 1960 einen Seenotrettungskreuzer. Den Namen erhielt das Schiff zu Ehren von Konsul Hermann Henrich Meier. Er war Bremer Reeder, Gründer des Norddeutschen Lloyds und erster Vorsitzer der DGzRS nach ihrer Gründung 1865. Später wurde der Seenotrettungskreuzer in "Theodor Heuss" umbenannt. Seit 1987 kann man ihn als Ausstellungsstück im Deutschen Museum in München sehen.
Seit 1996 sichert der moderne Seenotkreuzer "Hermann Rudolf Meyer" das Revier vor Bremerhaven. Der Kreuzer ist nach dem Bremer Verleger und Förderer der DGzRS ernannt, dessen Stiftung den Bau ermöglichte. Das Tochterboot erhielt den Namen des Enkelsohnes "Christian". Der Seenotkreuzer hat 2.700 PS und kommt dabei auf eine Geschwindigkeit von 23 Knoten (etwa 42 km/h). Im Oktober 2008 bezog der Seenotrettungskreuzer seinen neuen Liegeplatz am neuen Lotsengebäude im alten Vorhafen.
50 Einsätze pro Jahr
Ein Seenotretter ist immer für 14 Tage an Bord, danach steht die Ablösung an. Insgesamt besteht die Crew aus vier Seenotrettern. An Bord befinden sich Radargeräten, eine elektronische Seekarte, Funkanlagen und auch Feuerlöschmonitore. Auch die medizinische Ausstattung eines Rettungswagens darf auf dem Kreuzer nicht fehlen. 50 Einsätze fährt die Crew der Station Bremerhaven im Jahr. Zuletzt retteten sie Seenotretter Anfang April ein erkranktes Besatzungsmitglied des Segelschulschiffs "Großherzogin Elisabeth".
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Das Wochenende aus Bremerhaven, 16. April 2023, 10.40 Uhr