Interview

Das sagt Bremerhavens DSM-Chefin zur Zukunft des Museums

Ruth Schilling
Bild: DSM | Helena Grebe

Das Deutsche Schifffahrtsmuseum erhält zwar weiterhin Fördergelder, soll aber früher als sonst erneut überprüft werden. Direktorin Ruth Schilling äußert sich zur Kritik.

Eine Luftaufnahme des neuen Ausstellungsgebäudes des Deutschen Schifffahrtsmuseums in Bremerhaven
Das DSM gehört zur Leibniz-Gemeinschaft, die von Bund und Ländern mit Geld versorgt wird. Vom Status als nationales Forschungsmuseum hängen wesentliche Fördergelder ab. Bild: Radio Bremen

Normalerweise begutachtet eine Experten-Kommission der Leibniz-Gemeinschaft alle sieben Jahre, wie sich das Deutsche Schifffahrtsmuseum (DSM) entwickelt hat und ob es noch die wissenschaftlichen Standards erfüllt. Nun empfiehlt die Leibniz-Gemeinschaft Bund und Ländern allerdings, das DSM bereits in vier Jahren wieder zu überprüfen.

Die Leibniz-Gemeinschaft kritisiert, dass die Neuausrichtung des DSM ins Stocken geraten sei. Die Ursachen sieht die Leibniz-Gemeinschaft unter anderem in einem nicht fertiggestellten Museumsbau sowie in den vielen personellen Wechseln in der Führung des Schifffahrtsmuseums. Museumsdirektorin Ruth Schilling erklärt im Interview mit buten un binnen, wie es mit dem Museum weitergehen soll.

Frau Schilling, was war Ihre Reaktion auf die Entscheidung der Leibniz-Gemeinschaft?

Ganz ganz große Erleichterung und Freude und auch Stolz, dass wir das geschafft haben.

Es gab zuletzt viel Kritik am DSM: personelle Fluktuation, Besucherrückgang, stockende Bauarbeiten. Haben Sie Pläne, wie Sie dem entgegenwirken?

Ich glaube, das hängt auch alles miteinander zusammen, vor allem der Bau und die Besucherzahlen. Man sieht jetzt schon, dass uns die Neueröffnung des Bangert-Baus doch stark hilft. Es ist einfach ein Mehr an Ausstellung. Es sind viele Veranstaltungen, die sehr gut angenommen werden. Ob wir jetzt damit gleich immer das gesetzte Ziel wirklich erreichen, das muss sich zeigen. Was für eine wirklich konstante, dauerhafte Restituierung des Museums notwendig ist, ist die Fertigstellung des Museums. […] Die personelle Fluktuation war natürlich etwas, was mich unmittelbar auch betroffen hat. Von 2022 bis 2024 war vor allem die Leitungsposition zu besetzen. Das heißt, das sind aufwendige Verfahren, die Zeit kosten und natürlich auch Verstand haben wollen. Und das haben wir aber, glaube ich, mit der Universität Bremen in meinem Fall wirklich gut hinbekommen. Auch das kaufmännische Verfahren mit Bundesbeteiligung ist gut gelaufen. Was wir jetzt sozusagen in den Startlöchern haben, ist die Ausschreibung einer weiteren Professur, die dann im Grunde genommen den wissenschaftlichen Ausstellungs- und Vermittlungsbereich leiten soll. […]

In einem Museum steht ein nachgebautes Schiffsdeck.
Im Bangert-Bau ist im Sommer die neue Ausstellung "Schiffswelten – Der Ozean und wir" eröffnet worden. Bild: Radio Bremen | Joschka Schmitt

Wie wollen Sie die überregionale Relevanz erhöhen?

Generell ist es so, dass das Thema eins ist. Wir versuchen ja, unsere Beziehung zum Ozean zu reflektieren. Das ist wichtig, um globale Prozesse zu begreifen. Das ist hochrelevant. Darüber diskutiere ich ja auch nicht, weil ich glaube, dass man diese Voraussetzung sehen muss. Die überregionale Relevanz ist in Teilen auch hundertprozentig da. Wir haben nachweisen können, dass wir unsere wissenschaftlichen Kooperationen über 50 Prozent gesteigert haben. Niemand würde mit uns kooperieren, wenn wir nur regional relevant wären. Was, glaube ich, noch nachziehen muss, ist tatsächlich die Sichtbarkeit. […] Da haben wir jetzt schon sehr konkret gegengesteuert, indem wir zum Beispiel einen international renommierten Podcaster eingeladen haben und so weiter. Ich glaube, da braucht es immer wieder ganz gezielte einzelne Maßnahmen. Und ich hoffe einfach, dass wir auch durch die neuen Möglichkeiten, die wir jetzt mit der Neueröffnung des Bangert-Bau haben, noch viel mehr anbieten können.

Wie optimistisch sind Sie? Wird der Scharoun-Bau in vier Jahren eröffnet sein?

Also ich glaube nicht, dass wir in vier Jahren den Scharoun-Bau eröffnet haben werden. Das halte ich für unrealistisch. Nicht nur in Bezug auf die Prozesse, die hinter solchen Mittelbewilligungen stehen, sondern auch konkret aufgrund der Erfahrungen, die ich machen durfte auf dem Bau. […] Mein Ziel ist, die Finanzierung dieses Sanierungsvorhabens auf den Weg zu bringen. Und ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn wir dann wenigstens so eine Art Spatenstich dort hätten. Auch das ist ziemlich ehrgeizig. […] Und ich hoffe, dass wir das eröffnen, bevor ich hier noch ganz viele graue Haare kriege. […] Ich meine, es geschehen immer Zeichen und Wunder, also wenn wir das bis dahin auch fertig gebaut und eröffnet haben, ist das auch okay. Aber ich wüsste jetzt im Moment nicht konkret, wie das gehen soll.

Das Interview führte Nils Fricke, aufgeschrieben von Sonja Harbers.

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Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. November 2024, 19.30 Uhr