Interview

Pornos gucken mit dem Schul-Tablet? – "Eher nicht"

Schüler lernen mit iPads im Unterricht
Tablets sind fester Bestandteil des Bremer Schulalltags. Umso wichtiger, dass sie Kindern keinen Zugang zu fragwürdigen Inhalten ermöglichen. Bild: dpa | Julian Stratenschulte

Wie sicher sind Bremens Schul-Tablets? Die Geräte seien sehr gut geschützt, sagt das Bildungsressort – anders als viele private Smartphones Bremer Kinder.

Dass Bremen alle Schulkinder mit Tablets ausstattet, sei "pädagogisch gesehen eine Katastrophe". Das hat zu Beginn der Woche der Bremer Medienpsychologe Thorsten Fehr im Interview mit buten un binnen gesagt. Das Bildungsressort widerspricht. André Sebastiani, Referent für Mediendidaktik, erklärt, wieso er die Schul-Tablets für unbedenklich hält. Er verweist dabei insbesondere auf die Jugendfilter der Geräte.

Herr Sebastiani, was konkret verhindern die Jugendfilter, mit denen Bremen die iPads für die Schülerinnen und Schüler ausstattet?

Wir haben mehrere unterschiedliche Technologien im Einsatz. Zum einen handelt es sich um so genannte gemanagte Geräte, also um solche mit Fernwartung. Dadurch wird die freie Installation von Apps unterbunden. Die Schülerinnen und Schüler bekommen auf diese Weise ausschließlich Apps auf ihre Geräte, die wir freigegeben haben. Sie können sich also nicht einfach irgendwelche Spiele herunterladen. Sie können nur aus Programmen wählen, die die Schulen beantragt haben oder die wir für die Schulen vorgesehen haben.

Außerdem verwenden wir, je nach Alter der Kinder, unterschiedliche Profile. Das Profil für die Kinder an Grundschulen filtert mehr Seiten heraus als das für die Schülerinnen und Schüler an den weiterführenden Schulen. So ist zum Beispiel YouTube für Grundschüler nicht freigeschaltet.

Trotzdem kann ich mich doch mit einem Tablet, das für Grundschüler bestimmt ist, über den Browser weitgehend frei im Internet bewegen und dort entsprechend aufrufen, was mir gefällt. Oder nicht?

Nur bedingt. Auf den iPads ist der Jugendschutzfilter von Apple aktiviert, der geräteseitig greift. Dieser Filter ist insbesondere bei Pornografie und Nacktbildern sehr rigoros und effektiv, sodass die einschlägigen Pornoseiten im Netz gesperrt werden. Er filtert aber auch gewalttätige Inhalte.
Wir können aus der Bildungsbehörde über unser Mobile Device Management (MDM) darüber hinaus Webseiten über eine sogenannte Blacklist sperren – wie eben YouTube. Die Liste der zu sperrenden Webseiten können wir zudem laufend erweitern. Dann etwa, wenn wir entsprechende Hinweise von Lehrenden oder von Eltern bekommen. Das ist auch schon mehrfach geschehen.

André Sebastiani, Mitarbeiter der Schulbehörde
Ist überzeugt von der Sicherheit der Bremer Schul-Tablets: André Sebastiani, Referent für Mediendidaktik im Bremer Bildungsressort. Bild: André Sebastiani

Können Sie ausschließen, dass ein Grundschüler mit einem Bremer Schul-Tablet Pornos guckt?

Da wäre die Frage: Wie kommt der Porno auf das Gerät? Natürlich könnte man sich theoretisch einen Porno über seine Email-Adresse schicken lassen. Oder man könnte pornografische Dateien von einem Gerät auf das andere kopieren. Da muss man ehrlich sagen: Kein Filter greift zu 100 Prozent. Mit einigen technischen Tricks bekommt man ungewünschte Inhalte auch auf ein Schul-Tablet. Doch: Schaffen Drittklässler das? Ich würde sagen: eher nicht. Aber nochmal: Definitiv ausschließen kann man nichts. Ich kann aber auch nicht ausschließen, dass bei Bundesbehörden wichtige personenbezogene Daten abhanden kommen.

Wir wissen aus den JIM- und KIM- Studien (Jugend-Internet-Medien und Kinder-Internet-Medien-Studien, die Redaktion): 99 Prozent aller 12 bis 19-jährigen Kinder und Jugendlichen verfügen über ein eigenes internetfähiges Gerät. Wenn es doch kein eigenes hat, dann gibt es solche Geräte im Haushalt. Anders gesagt: Die Diskussion über Schul-Tablets ist eine Phantom-Diskussion. Zumal diese eigenen Geräte der Kinder in aller Regel viel schlechter geschützt sind als unsere Schulgeräte.

Welchen Rat möchten Sie Eltern vor diesem Hintergrund mit auf den Weg geben?

Je jünger das Kind ist, desto stärker sollte man es beim Umgang mit Computern und mobilen Endgeräten begleiten. Ein Tablet, das frei ins Netz kann, gehört unbegleitet in kein Kinderzimmer. Wer Geräte im heimischen Netz absichern möchte, dem empfehle ich, sich die Seite Medien kindersicher anzusehen. Dort stehen konkrete Tipps für alle denkbaren Geräte von Smartphones und Tablets über Computer bis hin zu Smart-Fernsehern.

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Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 7. Februar 2023, 7:40 Uhr