Mordprozess Ekaterina B. verzögert: Angeklagter sieht offene Fragen

Bild vom Landgericht Bremen

Mordprozess um Ekaterina B.: Plädoyers am Bremer Landgericht erwartet

Bild: Radio Bremen

Der Mordprozess um Ekaterina B. aus Bremerhaven zieht sich hin. Der Angeklagte trug am Landgericht 80 Punkte zur Berücksichtigung vor. Zu ersten Plädoyers kam es daher nicht.

Im Mordprozess um den Tod von Ekaterina B. hat der angeklagte Ehemann erneut abgestritten, seine Frau ermordet und zerstückelt zu haben. Ursprünglich war für den Prozesstag am Dienstag erwartet worden, die Beweisaufnahme zu schließen und die Plädoyers der Staatsanwaltschaft und der Nebenklage zu hören. Doch dazu kam es schließlich doch nicht.

Angeklagter nahm Stellung

Denn der 47-jährige Angeklagte sieht noch offene Fragen. Er stellte am Vormittag den Antrag, den Rechtsmediziner und seine Mutter erneut als Zeugen zu laden. Er trug 80 Punkte vor, die das Gericht berücksichtigen solle und die seine Unschuld beweisen sollen. Dazu zitierte er etwa aus Zeugenaussagen, die ihn als liebenden Ehemann und fürsorglichen Vater darstellen sollen. Der Staatsanwalt sagte, seiner ersten Einschätzung zufolge seien viele der Punkte bereits gehört worden.

Außerdem nahm er zu Aussagen von Zeugen und Beweismitteln Stellung. Er sagte etwa, er habe nur deshalb im Internet nach dem Auflösen von Gewebe durch Säure gesucht, weil er abschreckende Bilder gesucht habe, um seine Frau von der Herstellung von Schmuck mit Säure abzuhalten.

Leiche soll zerstückelt worden sein

Laut Anklage soll der Ehemann Ekaterina B. im Februar 2022 ermordet und ihre Leiche zerteilt haben. Der Angeklagte und seine Mutter behaupten jedoch, dass die Mutter für den Mord und das Zerteilen verantwortlich sei, der Angeklagte nur bei der Beseitigung der Leichenteile geholfen habe. Diese Aussage bezweifelte ein Rechtsmediziner wegen Unstimmigkeiten vor Gericht.

Am Freitag gibt das Gericht bekannt, ob den Anträgen des Angeklagten entsprochen wird oder nicht. Davon hängt auch ab, ob Freitag erste Plädoyers folgen. Das Urteil soll im April fallen. Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht eine lebenslange Haftstrafe.

Hier finden Sie die wichtigsten Entwicklungen zum Fall in einer Chronologie:

20. Februar 2023: Der Ehemann stellt sich den Fragen des Gerichts. Erstmals ist auch Ekaterinas Mutter im Saal.

15. und 16. Februar 2023: Der Ehemann sagt umfassend aus. Er schiebt die Tat auf seine Mutter.

8. Februar 2023: Ekaterinas Ehemann kündigt überraschend an, in der kommenden Woche vor Gericht aussagen zu wollen. Bisher hatte er zu den Vorwürfen geschwiegen.

3. Januar 2023: Erneut äußert ein Rechtsmediziner deutliche Zweifel an der Aussage der Schwiegermutter. Der angeklagte Ehemann bleibt weiterhin in Untersuchungshaft.

28. Dezember 2022: Die Schwiegermutter wiederholt ihr Geständnis vor Gericht.

15. November 2022: Der Ehemann bleibt weiter in Untersuchungshaft. Die Verteidigung hatte nach dem Geständnis der Schwiegermutter der Getöteten einen Antrag auf Entlassung gestellt. Das Schwurgericht weist diesen zurück.

8. November 2022: Ein Rechtsmediziner äußert vor Gericht Zweifel am Geständnis der Schwiegermutter. Unter anderem würden Todeszeitpunkt und angeblicher Zeitpunkt der Zerteilung der Leiche nicht zu den Ergebnissen der Obduktion passen

2. November 2022: Ekaterinas Schwiegermutter soll erneut vor Gericht aussagen. Sie verweigert aber die Aussage.

19. Oktober 2022: Laut Landgericht hat ein Zeuge der Polizei einen Beutel übergeben, der einen USB-Stick, ein Smartphone und Klamotten enthielt. Die Sachen gehörten offenbar Ekaterina B. Der Zeuge sagte aus, Ekaterinas Schwiegermutter habe ihm die Sachen geschenkt.

18. Oktober 2022: Die Polizei gibt bekannt, dass sie an der Geeste in Bremerhaven ein weiteres Leichenteil entdeckt hat. Die Schwiegermutter hatte im Prozess den Hinweis darauf gegeben.

12. Oktober 2022: Überraschende Wende: Ekaterinas Schwiegermutter gesteht die Tötung vor Gericht. Ins Gefängnis muss sie daraufhin aber nicht.

26. August 2022: Der Prozess gegen den Ehemann startet. Der 46-Jährige schweigt. Laut Anklage soll er seiner Frau Anfang Februar in Bremerhaven ein Beruhigungsmittel gegeben haben. Dann soll er sie getötet, die Leiche zerteilt und in Plastikfolien und Müllsäcke gepackt haben. Diese steckte er laut Anklage in einen Koffer, den er schließlich in die Weser warf.

3. August 2022: Das Gericht hat die Anklage der Staatsanwaltschaft gegen den Ehemann von Ekaterina B. wegen Mordes zugelassen. Der Prozess soll Ende August vor dem Landgericht Bremen beginnen.

16. März 2022: Der Fall ist erneut Thema in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY". Die Polizei informiert über den aktuellen Ermittlungsstand.

3. März 2022: Der Ehemann schweigt. Polizei und THW suchen nach weiteren Beweisstücken.

2. März 2022: Nun herrscht traurige Gewissheit: Die Polizei gibt bekannt, dass die seit vier Wochen vermisste Ekaterina B. tot ist. Einen Tag zuvor war in Höhe des Sail-City-Hotels in Bremerhaven ein Koffer mit Leichenteilen angespült worden. Die Polizei nimmt den Ehemann der Toten fest.

23. Februar 2022: Die Polizei startet einen Suchaufruf in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY".

16. Februar 2022: Bisher blieb die Suche nach Ekaterina B. erfolglos. Nun hat die Polizei ein Foto veröffentlicht, das am Tag ihres Verschwindens aufgenommen wurde.

14. Februar 2022: Seit zehn Tagen wird die 32-jährige Ekaterina B. aus Bremerhaven-Wulsdorf vermisst. Die Polizei sucht nun öffentlich nach ihr.

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Autorin

  • Carolin Henkenberens
    Carolin Henkenberens Autorin

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Morgen, 28. März 2023, 8 Uhr