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Rückblick: Warum die Millionen-Diebin nicht verhaftet werden kann

Zwei verpixelte Bilder einer jungen Frau.
Bild: Polizei Bremen

Zuletzt wurden Verbindungen zwischen der gesuchten Yasemin G. und dem Miri-Clan bekannt. Bei der Strafverfolgung mangelt es aber an der Kooperation mit türkischen Behörden.

Um welchen Fall geht es?

Mehr als acht Millionen Euro – so hoch war die Beute einer jungen Frau, die vor zwei Jahren Geld aus Geschäftsräumen  des Geldtransportunternehmens "Loomis" in Bremen-Walle stahl.

Bei der Täterin handelt es sich mutmaßlich um Yasemin G.*. Die damalige Angestellte des Unternehmens soll das auf mehrere Sicherheitstaschen verteilte Geld in einem Rollcontainer aus dem Gebäude geschmuggelt und schließlich in einem Transporter abtransportiert haben, ehe sie sich krankmeldete. Anschließend konnte sie mitsamt Beute offenbar fliehen – und gilt seitdem als abgetaucht.

Was hat der Miri-Clan mit dem Diebstahl zu tun?

Nach Recherchen von rbb24 und Report München konnte Yasemin G. mithilfe eines kriminellen Netzwerks des Miri-Clans in Izmir fliehen. Dabei handelt es sich um einer Bande von Callcenterbetrügern aus dem Bremer Miri-Clan. Sie rufen Opfer in Deutschland an und behaupten, Polizisten zu sein. Dann überreden sie zumeist ältere Menschen, ihr Vermögen an ihre Komplizen zu übergeben.

Sowohl Yasemin G. als auch ihre Freundin Büsra S., die mittlerweile als Mittäterin im Falle des Millionen-Raubs verurteilt wurde, hatten Kontakt mit dem Netzwerk. Eine Person, die für das Callcenter-Betrügernetzwerk mutmaßlich Geldwäsche betrieben hat, soll auch die Person sein, die Yasemin G. nach Izimir gebracht haben soll.


Außerdem hält es laut rbb und BR-Informationen ein Informant für unwahrscheinlich, dass Yasemin G. ihren Diebstahl alleine durchgezogen hat. Viel wahrscheinlicher ist es laut dieser Person, dass die Struktur der Callcenterbetrüger auch den Millionen-Diebstahl organisiert hat.

Wo ist Yasemin G. jetzt?

Laut rbb-Reporter Olaf Sundermeyer, der maßgeblich an den Recherchen rund um den Fall beteiligt war, spricht vieles dafür, dass ihr Aufenthaltsort der Badeort Çeşme nahe Izmir ist. Demnach leben dort bereits zahlreiche Mitglieder der Betrügerbande und besäßen Immobilien und Hotels. Dass sie aber noch genauso aussieht wie zum Zeitpunkt des Betrugs, bezweifelt Sundermeyer.

Wieso wird Yasemin G. nicht verhaftet?

Zumindest die Behörden aus Bremen haben dazu nicht die Möglichkeit.

Die Bremer Polizei und die Bremer Staatsanwalt haben keinen Zugriff auf die Dinge in der Türkei, wenn die türkischen Behörden ihr da nicht helfen.

Olaf Sundermeyer, rbb-Reporter

Zwar gibt es gegen Yasemin G. einen internationalen Haftbefehl. Trotzdem sind die türkischen Behörden in der Sache nicht aktiv geworden.

Warum gab es bisher keine Verhaftung von türkischer Seite?

Das liegt laut Sundermeyer offenbar an der angespannten politischen Situation zwischen Deutschland und der Türkei. "Die Türkei hat erstmal kein originäres Interesse, dort zu helfen, Straftäter im Auftrag von deutschen Behörden festzusetzen oder Geldwäscheverfahren voranzutreiben. Das ist nicht nur in Bremen so, sondern bundesweit", sagt Sundermeyer.

Regelmäßig laufe die sogenannte Rechtshilfe zwischen Deutschland und der Türkei ins Leere. Dabei wäre es Sundermeyers Einschätzung zufolge für die türkischen Behörden leicht, Yasemin G. und mögliche Mittäter ausfindig zu machen.

Wie gehen die Bremer Behörden mit den Informationen um?

Dazu wollten weder Staatsanwaltschaft noch Polizei gegenüber buten un binnen Stellung nehmen. Auch die Recherchen von rbb und BR hatten sie bereits mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht kommentiert. Lediglich die Polizeigewerkschaft forderte gegenüber buten un binnen, dass der Bund mehr Druck auf die Türkei machen müsse.

* Während der Fahndung nach

Recherchen zu Bremer Millionen-Diebin: "Polizei hat keine Möglichkeit"

Bild: Radio Bremen

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Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 27. Juni 2023, 19.30 Uhr