Bremer Mercedes-Betriebsrat befürchtet Gehaltskürzung und Stellenabbau
Bremer Mercedes-Betriebsrat befürchtet Gehaltskürzung und Stellenabbau
Mercedes-Chef Källenius hat angekündigt, die Produktionskosten zu senken. Der Betriebsrat des Bremer Werks kündigt Widerstand gegen die Pläne an und fordert eine andere Strategie.
Der Betriebsrat des Bremer Mercedeswerks nennt das angekündigte Sparprogramm der Konzernspitze eine "Horrorliste", die der Belegschaft drohe. Die Personalvertretung befürchtet unter anderem Einkommensverluste und Personalabbau. Das geht aus einem betriebsinternen Schreiben hervor, das buten un binnen vorliegt.
Hintergrund ist die Ankündigung von Mercedes-Chef Ola Källenius, die Produktionskosten bis 2027 um zehn Prozent senken zu wollen. Damit will der Konzern auf einen deutlichen Gewinnrückgang reagieren, der im abgelaufenen Geschäftsjahr zu verzeichnen war. Unter anderem plant Källenius in den kommenden drei Jahren die Produktionskapazität hierzulande zu reduzieren und im Werk Kecskemet in Ungarn zu erhöhen. Dort seien die Kosten 70 Prozent niedriger als in Deutschland.
Betriebsrat befürchtet massive Einkommensverluste
Dem Schreiben der Bremer Personalvertretung zufolge hat der Konzern darüber hinaus vor, die Gewinnbeteiligung und Zuschläge der Belegschaft zu kürzen. Aus Betriebsratskreisen heißt es, dass dies bis zu fünfstellige Einkommensverluste für einzelne Mitarbeiter bedeuten könne. Zudem plane der Konzern, Tariferhöhungen zu kürzen und Urlaubstage zu streichen.
Diese Horrorliste werden wir definitiv nicht akzeptieren.
Die Bremer Mercedes-Betriebsratschefs Michael Peters und Serkan Gök
Auch Personalabbau steht im Raum, das räumt die Unternehmensspitze auch unumwunden ein. Stellen würden in Deutschland etwa über Fluktuation oder ein Abfindungsprogramm abgebaut, sagte Mercedes-Finanzchef Wilhelm am Donnerstag. Für die rund 11.500-köpfige Stammbelegschaft des Bremer Werks gilt eine Beschäftigungssicherung, die betriebsbedingte Kündigungen grundsätzlich bis Ende 2029 ausschließt. Für die rund 1.400 Leiharbeitskräfte gilt dieser Schutz allerdings nicht.
Auswirkungen auf Bremer Werk noch nicht absehbar
"Diese Horrorliste werden wir definitiv nicht akzeptieren", schreiben die Bremer Betriebsratschefs Michael Peters und Serkan Gök in ihrer Mitteilung an die Belegschaft. Man werde nicht zulassen, dass Fehlentscheidungen des Managements auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen würden. "Kosten schrubben allein wird die Wettbewerbsfähigkeit nicht verbessern und war und ist auch keine Strategie", so die Betriebsräte. Mercedes brauche vielmehr eine klare und nachvollziehbare Wachstumsstrategie mit wettbewerbsfähigen Fahrzeugen. Das Schreiben hatte der Betriebsrat bereits vergangene Woche an die Belegschaft gerichtet.
Mercedes-Chef Ola Källenius hat der Öffentlichkeit am Donnerstag seine Zukunftsstrategie erläutert. Schlanker, schneller, stärker sind die Stichworte, die er für die Zukunft des Unternehmens ausgibt. So solle es ab 2026 die "größte Produktoffensive seit Jahrzehnten" geben. Bis Ende 2027 sollen dann 37 neue Pkw-Modelle auf den Markt kommen, davon fast die Hälfte E-Autos.
Inwiefern sich das gesamte Maßnahmenpaket konkret auf das Bremer Werk auswirkt, sei momentan noch nicht absehbar, heißt es seitens der IG Metall. Die Arbeitnehmervertreter sind nach eigenen Aussagen in intensiven Verhandlungen mit dem Konzern. In ihrem Schreiben skizzieren die Betriebsräte rote Linien, die der Konzern nicht überschreiten dürfe. So dürfe etwa der Tarifvertrag nicht angefasst werden. Außerdem fordern die Personalvertreter, die Beschäftigungsgarantie für die Stammbelegschaft bis 2035 zu verlängern.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Nachrichten, 20. Februar 2025, 12 Uhr