Diese Bremer Schülerin kämpft für echte Inklusion
Wut ist ihr Motor: Diese Bremer Schülerin kämpft für echte Inklusion
Die 17-jährige Janne Schmidmann setzt sich für eine echte Inklusion in Schulen ein. Dafür spricht und streitet sie mit Lehrern und Politikern und hält Reden vor Tausenden von Menschen.
Aufgeregt ist sie jedes Mal. Auf der Bühne merkt man das Janne Schmidmann aber nicht an – so wie bei der Kundgebung "Laut gegen rechts" auf dem Bremer Domshof vor ein paar Wochen. Vor mehr als 30.000 Menschen steht die Schülerin auf der Bühne und spricht ins Mikrofon: "Wir wollen und wir brauchen ein Bildungssystem, das alle mit einbezieht und niemanden diskriminiert."
Seit zwei Jahren setzt sich die Schülerin für Inklusion ein. Janne will eine gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit Behinderung, denn sie haben ein Recht auf eine zukunftsfähige Bildung. "Ich finde, dass wir alle gleich gut behandelt werden sollten und alle die Unterstützung erhalten sollten, die wir brauchen", sagt sie. "Und ich verstehe nicht, warum das in unserem System so häufig ganz, ganz anders läuft."
Aktion statt Resignation
Janne Schmidmann weiß, wovon sie spricht: Durch ihre Knochenkrankheit hat sie eine Behinderung, genau wie ihre zwei Geschwister. In der Schule kann sie an vielem nicht teilnehmen. Ausflüge waren oft unmöglich, Klassenfahrten schwierig. Das frustrierte sie zunehmend, doch sie resignierte nicht, sondern tut etwas: Sie spricht vor Tausenden von Menschen und organisiert Kundgebungen und Demonstrationen für eine bessere Bildung und mehr Inklusion in Bremer Schulen.
Janne hat den Bremer Schüler:innenrat für Inklusion mitgegründet und sie ist Mitglied bei der Aktionsgruppe "Bildungswende jetzt". Sie macht Pressearbeit, beteiligt sich an Netzwerktreffen und moderiert Podiumsdiskussionen mit Politikern und Politikerinnen.
Irgendwann bin ich sauer geworden. Und ich glaube, das war und ist auch noch ganz, ganz viel mein Anker und meine Energiequelle.
Janne Schmidmann, Schülerin und Aktivistin
Früher war sie eine schüchterne Person, erzählt sie. Die Wut habe sie dann aber mutig gemacht: "Es hat mich so sauer gemacht, dass meine Schwester und ich immer wieder fast weinend von der Schule nach Hause kommen, weil die Probleme einfach nicht weniger wurden", erzählt sie.
Bildungspolitikerinnen und -politiker reden seit Jahren über Inklusion, doch eine wirklich inklusive Gesellschaft sei das noch lange nicht, so Janne: "Es gibt immer noch Kinder und Jugendliche, die aufgrund zum Beispiel ihrer Behinderung nicht in die Schule gehen. Und wenn man sich das mal so überlegt, das ist absolut unverantwortlich."
Fehlendes Geld darf kein Argument sein
Zwar habe sich schon einiges geändert, aber das geht Janne Schmidmann viel zu langsam. "Ich verstehe nicht, warum immer Geld die Begründung dafür ist, dass wir unser Grundrecht nicht mehr einhalten müssen. Also das muss man trotzdem, auch wenn kein Geld da ist. Also findet doch mal Möglichkeiten", fordert sie. Wenn also wie beim sogenannten Runden Tisch in Bremen über Bildung gesprochen wird, dann sollten auch der Finanzsenator und der Bürgermeister teilnehmen, findet die 17-Jährige.
Ich hör nicht auf. Solange wir keine inklusive Gesellschaft haben, werde ich weiter auf Bühnen rumtanzen.
Janne Schmidmann, Schülerin und Aktivistin
Neben einer politischen Veränderung wünscht sich Janne Schmidmann auch ein gesellschaftliches Umdenken. Behinderung darf kein Schimpfwort sein, deshalb ist ihr Ziel: "Lieber das Denken von Einzelnen verändern, als gar nichts tun." Und, auch wenn sie manchmal bei den vielen Mails, Chats und Aufgaben kaum ein Ende der Arbeit sieht – sie lässt sich nicht aufhalten: "Solange ich es irgendwie hinkriege, werde ich weitermachen. Die nächsten Aktionen sind schon geplant."
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Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Der Samstagmittag, 22. März 2025, 13:40 Uhr