Viele Kliniken in Niedersachsen in ihrer Existenz bedroht
- 80 Prozent der Kliniken sollen wirtschaftlich gefährdet sein.
- Krankenhausgesellschaft nennt Lage "so schlimm wie nie".
- Situation hat sich auch in Bremen verschlimmert.
Laut der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft (NKG) sind mehr als 80 Prozent der Kliniken im Land existenzgefährdet. Die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser sei "so schlecht wie nie zuvor", teilte die NKG nach einer Umfrage unter den 167 niedersächsischen Krankenhäusern mit, an der sich 123 Einrichtungen beteiligten.
Gründe für die bedrohliche Situation seien demnach die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Personalausfälle sowie gestiegene Energie- und Sachkosten. Eine Besserung sei derzeit nicht in Sicht: Kein einziges Krankenhaus gab an, für 2023 mit einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung zu rechnen. Stattdessen wird mit einer "weiteren und massiven Verschlechterung" der Lage gerechnet.
Existenzielle Krise
"Die Krankenhäuser in Niedersachsen befinden sich in einer existenziellen Krise", betonte Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG. "Angesichts der vorliegenden Zahlen sollten bei den politisch Verantwortlichen auf Bundes- und Landesebene alle Alarmglocken schrillen." Der Fortbestand nahezu aller Krankenhäuser sei gefährdet.
Die Krankenhäuser in Niedersachsen befinden sich in einer existenziellen Krise.
Hans-Heinrich Aldag, Vorsitzender der NKG
Weder würden die angekündigten bundesweit sechs Milliarden Euro Hilfszahlungen durch den Bund helfen, noch könne man auf die Krankenhausreform warten. Das Problem sei, dass Krankenhäuser im Vergleich zu anderen Branchen die gestiegenen Ausgaben nicht durch höhere Preise weitergeben können, da dies das "das starre System" der Krankenhausfinanzierung nicht vorsehe.
Am stärksten sind die Preise laut NKG für Gas- und Brennstoffe (67 Prozent) sowie für Strom (43 Prozent) gestiegen. Von der Politik fordert die NKG daher, die Krankenhäuser vor der Insolvenz zu retten.
Lage auch in Bremen verschlimmert
Auch in Bremen hat sich die finanzielle Lage der Krankenhäuser tendenziell verschlimmert, teilt Uwe Zimmer, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen (HBKG) mit. Bereits im September meldete die HBKG ein Finanzloch von 143 Millionen Euro bis Ende 2023. Zwar bekämen die Krankenhäuser jeweils 15 Millionen Euro vom Bund an Entlastungen wegen der gestiegenen Energiepreise und der Inflation. Doch auch die Prognosen hätten sich mittlerweile verschlechtert, so Zimmer.
Demnach gehe man derzeit von einer höheren Inflation im Jahresschnitt aus. Dazu stünden Tarifverhandlungen an und damit auch höhere Lohnkosten für die Krankenhäuser. Das führe unter anderem unterm Strich dazu, dass die Lage sich sogar verschlimmert habe. Anlässlich der Krankenhausreform, über die der Bund am Donnerstag beraten hat, sagt Zimmer: "Wir brauchen zunächst wirtschaftliche Stabilität in den Krankenhäusern, damit überhaupt Krankenhäuser übrig bleiben, die sich reformieren lassen."
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Rundschau am Mittag, 6. Januar 2023, 12 Uhr