Kokain-Schmuggel in Bremerhaven: Prozess mit 9 Angeklagten gestartet
66 Prozesstage, 20 Anwälte, neun Angeklagte: Bis in dem Mammutprozess ein Urteil fällt, könnte noch ein Jahr vergehen. Es ist einer der größten Drogenprozesse der letzten Zeit.
Vor Gericht stehen neun Männer, die am Schmuggel von rund einer halben Tonne Kokain beteiligt gewesen sein sollen. Die Angeklagten schwiegen zu Prozessauftakt. Der hatte sich wegen des Transports der Angeklagten zwei Stunden verzögert. Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern im Alter zwischen 35 und 49 Jahren Beihilfe beim Drogenhandel vor. Acht von ihnen sollen auch für die Einfuhr der Drogen verantwortlich sein – darauf stehen mindestens zwei und bis zu 15 Jahre Haft.
Das Kokain steckte laut Anklage in einem Container aus Panama. Für noch unbekannte Hintermänner wollte die Gruppe die Drogen demnach Anfang April aus dem Hafen in Bremerhaven schaffen. Während einige der Angeklagten laut Staatsanwaltschaft für die Organisation und den Kontakt zu den noch Hintermännern zuständig waren, ermöglichten andere den Zugang zum Hafen und lokalisierten den Standort des Containers auf dem riesigen Hafengelände.
Anwälte begründen Schweigen von Angeklagten
Nachdem ein erster Versuch an die Drogen zu kommen scheiterte, änderte sich die Zusammensetzung der Gruppe, so die Anklage. Einer der Angeklagten sei nun nicht mehr beteiligt gewesen, andere seien hinzugekommen. Doch auch der zweite Versuch, an das Drogenversteck im hoch gesicherten Hafengelände zu kommen, schlug fehl. So konnte die Polizei die Drogen vor dem Abtransport beschlagnahmen.
Alle neun Angeklagten schwiegen zu den Vorwürfen. Teils begründeten die Anwälte dies mit noch fehlenden Akten, die für die Verteidigung notwendig seien. Aus den Ausführungen der Anwälte ging hervor, dass die Polizei wohl Telefonate von Angeklagten mitgehört hatte. Dies hatte auch das Magazin "Der Spiegel" vor Prozessbeginn berichtet. Anwälte, Staatsanwaltschaft und Vorsitzender Richter zeigten sich nicht erfreut, dass Journalisten offenbar vorab an die Akten gekommen waren.
Verfahren könnte mehr als ein Jahr dauern
Bei dem Prozess handelt es sich um ein Mammutverfahren mit neun Angeklagten und 20 Anwälten. Es könnte mehr als ein Jahr vergehen, bis ein Urteil fällt. Insgesamt sind 66 Prozesstage angesetzt. Die Dimension des Verfahrens macht auch der Ort deutlich: Verhandelt wird aus Platzgründen in einer früheren Gewerbehalle, die das Bremer Landgericht für große Prozesse angemietet hat.
Gerichtssprecher Jürgen Seifert sagte: "Es ist sicherlich das Verfahren mit den meisten Angeklagten seit langen Jahren für das Landgericht Bremen, was einen erheblichen logistischen Aufwand erfordert." So sei etwa eine Menge an Wachpersonal notwendig, das die Angeklagten aus der Untersuchungshaft zum Verhandlungsort bringt. Fortgesetzt wird die Verhandlung in zwei Wochen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Nachrichten, 16. Oktober 2023, 13 Uhr