Kita-Personal oft krank: "Pädagogische Arbeit bleibt auf der Strecke"
Der Krankenstand in Kitas ist in den letzten Jahren laut Bertelsmann-Stiftung um mehr als 25 Prozent gestiegen — auch in Bremen ist eine Zunahme zu verzeichnen.
Beschäftigte in der Kinderbetreuung seien im Jahr 2023 im Durchschnitt knapp 30 Tage arbeitsunfähig gewesen, erklärte die Stiftung am Dienstag. Der Durchschnitt aller Berufsgruppen liege bei 20 Tagen. Bildungsgewerkschaften fordern daher bessere Arbeitsbedingungen und stärkere Entlastungen.
Am häufigsten seien Kita-Beschäftigte wegen Atemwegsinfektionen ausgefallen, erklärte die Stiftung. Zweithäufigster Grund seien psychische Erkrankungen. Zwischen 2021 und 2023 seien die Arbeitsunfähigkeitstage des Kita-Personals um rund 26 Prozent gestiegen. Grundlage für die Analyse sind Krankenkassendaten. Hierzu hatte die Bertelsmann-Stiftung Zahlen der DAK und der Techniker Krankenkasse ausgewertet.
Trend auch in Bremen zu beobachten
Die Ergebnisse der Analyse treffen auch auf Bremen und Niedersachsen zu. Das Kita-Personal war im Jahr 2023 in Niedersachsen im Schnitt 31,2 Tage, in Bremen sogar 33,4 Tage arbeitsunfähig gewesen, heißt es. Der Durchschnitt aller Berufsgruppen liege in Niedersachsen bei 20,8 und in Bremen bei 21,6 Fehltagen. Beide Länder liegen damit über dem bundesweiten Mittelwert von knapp 30 Fehltagen für Kita-Beschäftigte.
Bremer Kita-Träger bestätigt Studie
Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) als größter freier Kita-Träger im Land Bremen beobachtet eine ähnliche Entwicklung. "Wir stellen ebenfalls seit zwei Jahren eine Zunahme an Krankentagen bei unseren Mitarbeitenden in den Kitas fest", heißt es auf Anfrage von buten un binnen. Genaue Zahlen aus den Kitas der BEK können man aber nicht nennen. Grund seien unter anderem die Folgen des immer größeren Personalmangels.
Auch das Problem der psychischen Erkrankungen ist in den Kitas der BEK offenbar präsent: Die Fachkräfte der BEK-Kitas hätten ein Gefühl von fehlender Wirksamkeit, sagt Carsten Schlepper vom Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen in Bremen. Im Ergebnis bleibe die pädagogische Arbeit auf der Strecke. Als mögliche Ursachen nannte Schlepper physische und mentale Erschöpfung.
Fachkräfte haben ein Gefühl von fehlender Wirksamkeit. Die pädagogische Arbeit bleibt auf der Strecke.
Carsten Schlepper vom Landesverband Evangelischer Tageseinrichtungen in Bremen
Quellen: buten un binnen, dpa und epd.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Nachrichten, 20. August 2024, 6 Uhr