Kampf um den kuriosen Bremer Wahlkreis 55 – ist er enger als je zuvor?

Der Kampf um den Bremer Wahlkreis 55

Bild: SPD, CDU, Die Grünen | Montage Radio Bremen

Zum 55er-Wahkreis der Bundestagswahl gehören Bremerhaven und die Hälfte der Stadt Bremen. Wenn alles läuft wie immer, gewinnt SPD-Kandidat Uwe Schmidt. Doch der Druck wird größer.

Der Wahlkreis 55 gilt als kurios, denn er umfasst Bremerhaven und die Hälfte der Stadt Bremen. Gemeinsam schicken die Wähler eine Direktkandidatin oder einen Direktkandidaten nach Berlin. Und seit dem zweiten Weltkrieg gehörten diese jedes Mal zur selben Partei: Der Wahlkreis 55 ist in SPD-Hand.

Wiebke Winter von der CDU tritt an, um das zu ändern. Bundesweite Bekanntheit erlangte die Mitgründerin der Klimaunion und Mitglied des CDU-Bundesvorstands auch durch ihren Wahlkampf in den sozialen Medien. Die Politikerin, aufgewachsen in Bremen Nord und Walle, sieht viel Potenzial in Bremerhaven und dem Bremer Nord-Westen: "Ich habe das Gefühl, wir sind noch nicht ganz da wo wir hinkommen könnten. Bislang ist das in über 70 Jahren in SPD-Hand nicht passiert und deswegen wünsche ich mir, dass wir mal eine Erneuerung haben."

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Von Energie-Drehkreuzen der Zukunft und konservativen Wegen

Eine große Rolle spielen die Häfen bei Uwe Schmidt, der selbst Hafenarbeiter ist, in seiner politischen Arbeit in Berlin: "Gerade die Häfen werden in den nächsten Jahren eine der Haupt-Drehscheiben sein für Energie. Also Energie-Drehkreuze werden. Und wir werden uns damit auseinandersetzen müssen, dass auch die Bedeutung der Häfen vom Bund mehr gewürdigt wird. Und damit natürlich auch das finanzielle Engagement, weil Hafeninfrastruktur ist teuer. Aber trägt natürlich sehr viel zum Gelingen der deutschen Wirtschaftskraft bei."

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Bei Wiebke Winter hingegen, geht es meistens um das Klima. Sie vertritt eine grünere CDU, die aber weiterhin den konservativen "CDU-Weg" gehen will: "Wir sind Industrieland und wollen klimaneutrales Industrieland werden und Industrieland bleiben. Denn ohne die Arbeitsplätze, ohne unsere Steuereinnahmen werden wir unser Leben hier nicht bestreiten können. Das heißt, wir müssen beides in einen Einklang bringen. Das ist der CDU-Weg, der konservative Weg. Und das ist vielleicht ein alternativer Weg zu dem von den Grünen aber das ist ja auch gerade großartig. Die Menschen können jetzt wählen."

FDP, Linke und AfD backen kleinere Brötchen

Die Menschen des Wahlkreises 55 können nicht nur zwischen CDU und SPD wählen. Doch alle anderen Kandidaten backen deutlich kleinere Brötchen. Zwischen Gemüse und Gartenblumen bestreitet Michael Labetzke von den Grünen seien Wahlkampf. Dass es für ihn schwierig wird auf der grünen Klimaschutz-Welle in den Bundestag zu surfen, ist ihm bewusst.

Die Konkurrenz ist unglaublich stark. Frau Winter macht seit Januar einen 24/7-Wahlkampf. Ich weiß nicht, wie groß ihr Team ist. Sie fährt eine eigene Kampagne, dass man fast schon sagen könnte, ich glaube, sie möchte Kanzlerin werden.

Michael Labetzke, Kandidat der Grünen

Kann Wiebke Winter die SPD-Hochburg einnehmen und zum ersten Mal überhaupt schwarz anmalen? Respekt vor ihr habe er ja schon, sagt Schmidt – und trotzdem gibt er sich zuversichtlich: "Der Union tut es auch gut, dass da mal frischer Wind reinkommt. Frau Winter hat aber, glaube ich, eher die Möglichkeit, im CDU-Bundesvorstand etwas zu bewegen ihre Vorstellungen zu platzieren, als dass sie das über das Direktmandat im Wahlkreis 55 macht."

Die Direktkandidaten von der FDP, den Linken und der AfD haben kaum eine Chance, sodass wohl nur Wiebke Winter Uwe Schmidt gefährlich werden kann. Der SPD-Mann hat sein Direktmandat aber keineswegs schon in der Tasche. Und so wird es vielleicht doch noch spannend beim Rennen um das Direktmandat im Wahlkreis 55.

Wer gewinnt den Kampf um das Bremer Direktmandat für den Bundestag?

Bild: Radio Bremen

Autor

  • Luca Laube
    Luca Laube

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 11. August 2021, 19:30 Uhr