Interview

Dieser Bremer trainiert für Ironman-WM auf Hawaii

Ironman Oliver Reinicke auf dem Rennrad während des Wettkampfs.
Oliver Reinicke hat neben seinem Hobby Triathlon noch einen Vollzeit-Job. Bild: privat

In Nizza entscheidet sich heute, wer Ironman-Weltmeisterin wird. Während die Frauen um den Titel kämpfen, bereitet sich ein Bremer auf seinen Wettkampf vor – den Ironman auf Hawaii.

Knapp einen Monat Zeit hat Oliver Reinicke noch: Dann, am 27. Oktober, misst sich der Bremer mit den besten Triathleten der Welt bei den Ironman-Weltmeisterschaften der Männer auf Hawaii. Im Interview verrät der Sportler, wie er für den Wettkampf trainiert und, warum er glaubt, dass "der Kopf darüber entscheidet, wie gut der Körper funktioniert". 

Herr Reinicke, muss man ein bisschen bekloppt sein, um bei der Ironman-Weltmeisterschaft mitzumachen?

Auf jeden Fall. Es wäre gelogen, wenn ich nein sagen würde. Wenn man mit Triathlon wenig zu tun hat, kann man sich gar nicht vorstellen, wie viel das eigentlich ist. Und wenn man dann anfängt ein bisschen zu trainieren, merkt man erst so richtig, wie absurd diese Distanz eigentlich ist. Und das ist, glaube ich, auch der Reiz daran.

Porträt von Oliver Reinicke
Mit Fußball hat es angefangen: Der Bremer Ironman-Teilnehmer Oliver Reinicke. Bild: Radio Bremen

Wie bereiten Sie sich auf diesen Wettkampf vor?

In Summe sind es in einer guten Trainingswoche etwa 18 bis 20 Stunden Training. In Kilometern würde ich schätzen: 60 bis 70 Kilometer laufen, im Schwimmen – das ist meine faulste Disziplin – etwa neun bis zehn Kilometer die Woche und im Radfahren bei zehn Stunden etwa 300 bis 400 Kilometer.

Wie bleiben Sie motiviert, um Woche für Woche so viel zu trainieren?

Die größte Motivation habe ich die letzten Jahre aus dem Ziel Hawaii gezogen. Dass sich Hawaii für mich um ein Jahr nach hinten verschoben hat (Aus organisatorischen Gründen der Ironman-Veranstalter, Anm. d. Red.: ), das hat mich schon sehr viel Motivation gekostet. Am Anfang war das kein Problem, da war Triathlon Alltag, da hat es einfach Spaß gemacht. Und mittlerweile ist es immer noch ein sehr, sehr schönes Hobby. Aber ich mache das jetzt seit etwa fünf Jahren sehr ambitioniert und da fällt es mit der Zeit einfach auch immer schwerer, sich weiter zu motivieren. Das ist einfach so.

Lässt sich das mit dem Ziel zur Motivation auch auf Menschen übertragen, die mit Triathlon erst anfangen?

Als ich mit Triathlon begonnen habe, hat mir der Sport vor allem deshalb Spaß gemacht, weil man sich jede Woche verbessert hat. Das hat mich am Anfang vor allem motiviert und mit diesem Besserwerden kamen dann die Ziele, wie einen halben Ironman zu machen, und sich vielleicht mal für eine Halb-Ironman-WM zu qualifizieren. Mit dieser Qualifikation damals ist dann die größere Motivation gewachsen zu sagen, wenn die Hälfte geht, dann geht vielleicht auch ein ganzer Ironman. Und dann geht vielleicht auch Hawaii.

Wie sind Sie zum Triathlon gekommen?

Ironman Oliver Reinicke kommt aus dem Meer gelaufen.
Bild: privat

Das war 2017. Ich habe jahrelang Fußball gespielt, aber hatte dann leider das Pech innerhalb eines Jahres drei Mal am Knie operiert werden zu müssen. Danach habe ich ein bisschen unterklassig gespielt, aber schnell die Lust verloren. Und dann hat mich mein bester Freund, dem das ähnlich ging, mit zum Schwimmtraining genommen. Der war damals im Triathlon-Verein. Und wenn man vorher schon ein ambitionierter Sportler war, dann stört es einen ungemein, wenn man etwas nicht kann. Und ich konnte überhaupt nicht schwimmen. Das habe ich dann als Motivation genommen und bin immer wieder ins Schwimmbad, auch in den Mittagspausen. Und dann habe ich noch in dem Jahr meinen ersten Triathlon gemacht.

Welche Belastung ist eigentlich größer, die psychische oder die körperliche?

Meiner Meinung nach ist die psychische Belastung die größere. Man sagt ja auch, dass der Kopf darüber entscheidet, wie gut der Körper funktioniert. Und insbesondere bei solchen langen Ausdauerbelastungen ist der Faktor nochmal umso größer – weil man sich permanent auch ein Stück weit quälen muss, darauf muss man Lust haben. Da muss der Kopf im richtigen Zustand sein. Ich hätte auch total große Lust, mal wieder im Frühjahr in einen Skiurlaub zu fahren, das kommt jahrelang zu kurz – und Familie und Freunde. Ich will total gern mein Patenkind deutlich regelmäßiger sehen. Das sind Dinge, die aufgrund dieses immensen Trainings zu kurz kommen und so auch eine Rolle spielen bei der psychischen Belastung.

Wie kriegt man diese 20 Stunden Training überhaupt mit einem Privatleben und Arbeit vereint?

Mit einem sehr guten Zeitmanagement, das ist das A und O an der Stelle. Man hat wenig Zeit, in der man einfach mal eine halbe Stunde auf der Couch liegt und durchatmet. In der Regel sind die Wochentage durchgetaktet. Ich habe einen klassischen Nine-to-Five-Job und mache mich entweder immer vor oder nach der Arbeit direkt auf den Weg zum Training. Ich bin auch jemand, der sehr gerne in der Mittagspause mal zum Sport geht und die Zeit dann effektiv nutzt.

Ist Hawaii diesen Aufwand wert?

Ja! Hawaii ist natürlich auch sehr viel Mythos. Hawaii als Urlaubsort ist schon etwas Besonderes und in Kombination mit dem Sport umso mehr. Dort durch kristallklares Wasser im Pazifik zu schwimmen, mit dem Fahrrad durch Lava-Felder zu fahren und dann dort noch einen Marathon zu laufen, das ist einfach einmalig.

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Bild: Radio Bremen

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Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 29. September 2024, 19:30 Uhr