Hintergrund
Immer wieder Probleme: Was können Bremer gegen Raser unternehmen?
Bremer Polizei will am "Carfreitag" Autoposer stärker kontrollieren
Aufheulende Motoren, gefährliche Manöver, überhöhte Geschwindigkeit: Rücksichtslose Fahrer treiben Anwohner zur Verzweiflung. Was können sie dagegen tun? Ein Überblick.
Anwohner besonders betroffener Gebiete beschweren sich seit Längerem über die Belastung, die Raser mit sich bringen. Die Bremer Polizei geht regelmäßig gegen die Szene vor, etwa mit einem Blitzermarathon vor Ostern. Doch so ganz scheint sie der Lage nicht Herr zu werden.
Wer wiederholt Raser vor der eigenen Haustür wahrnimmt, kann sich damit an die Polizei wenden, betont Karen Stroink, stellvertretende Sprecherin der Bremer Innenbehörde. "Bürgerinnen und Bürger, die gefährliches Fahrverhalten beobachten, können dies selbstverständlich zur Anzeige bringen."
Smartphone hilft bei der Strafverfolgung

Wichtig sei vor allem das Kennzeichen. Das Smartphone kann hilfreich sein: Mit einem Handyvideo lasse sich eine Geschwindigkeitsübertretung zwar nicht gerichtsfest dokumentieren, Fahrweise und Geräuschentwicklung allerdings schon.
"Solche Hinweise können dazu führen, dass die Polizei gezielter kontrollieren kann", sagt Stroink – besonders dann, wenn es um eine bestimmte Strecke oder ein bestimmtes Fahrzeug geht. Weitere Hinweise wie etwa Fahrzeugtyp und -farbe oder eine Beschreibung der Person hinterm Steuer können helfen, sagt Stroink.
Bei wiederholtem Fehlverhalten könnte dem Fahrzeughalter zum Beispiel ein Fahrtenbuch aufgebrummt werden. Darin muss er unter anderen das Datum sowie den genauen Zeitraum jeder einzelnen Fahrt festhalten. Kommt der Halter dieser Auflage nicht nach, droht ein Bußgeld.
Blitzerattrappen sind erlaubt – unter Voraussetzungen
Grundsätzlich könnten sich Betroffene an die Polizei wenden, um den Einsatz von Blitzern oder die Errichtung eines verkehrsberuhigten Bereichs anzuregen. Die Polizei prüfe solche Hinweise mit Blick auf die Verkehrssicherheit sowie die Unfallstatistiken vor Ort.
Blitzerattrappen im Vorgarten sind nicht verboten – vorausgesetzt, die falschen Radarfallen blitzen nicht wirklich und beeinträchtigen den Verkehr nicht. Auch wenn sie legal sind, sieht die Innenbehörde solche Mittel jedoch kritisch: "Sie können Verkehrsteilnehmende irritieren und sorgen in der Regel nicht für eine nachhaltige Verbesserung des Verkehrsverhaltens", sagt Stroink.

In der Überseestadt scheinen manche den Bereich des Legalen verlassen zu haben. Vor Kurzem sorgten Berichte über Krähenfüße auf der Straße für Aufsehen. Die spitzen Metallteile hatten mehrere Autos beschädigt. Ob frustrierte Anwohner sie gegen Raser platziert haben, ist nicht bekannt.
Stroink rät in jedem Fall von solchen eigenmächtigen Maßnahmen klar ab, so verständlich der Wunsch auch sei, selbst für Ordnung zu sorgen. "Selbstjustiz ist nicht nur rechtlich problematisch, sondern kann auch zu gefährlichen Situationen führen."
Initiativen empfehlen, die Öffentlichkeit zu suchen
"Letztendlich kann nur die Polizei wirklich tätig werden", sagt auch Ragnhild Sørensen, Pressesprecherin des Berliner Vereins "Changing Cities", der sich nach eigenen Angaben für die Verkehrswende und Klimaschutz in Städten einsetzt. Mahnwachen nach tödlichen Raserunfällen würden Aufmerksamkeit schaffen und den öffentlichen Diskurs anregen, Raser jedoch nicht von ihrem Verhalten abbringen.
Es ist extrem schwierig, da als Bürgerin oder Bürger etwas zu machen.
Ragnhild Sørensen, Pressesprecherin des Vereins "Changing Cities"
Dennoch sei es wichtig, mit solchen Anliegen an die Öffentlichkeit zu gehen und Todesfälle durch rücksichtsloses Fahren nicht isoliert zu betrachten. Sørensen spricht sich dafür aus, die Geldbußen zu erhöhen und auch den Führerschein oder das Auto schneller einzuziehen. "In anderen Ländern gibt es deutlich drastischere Maßnahmen." Härtere Strafen würden das Problem zwar nicht sofort lösen, potenzielle Raser aber eher abschrecken.
Die Verkehrsinfrastruktur durch Poller oder Bremsschwellen zu verändern, helfe jedoch nur bedingt, sagt Sørensen. "Das Problem liegt woanders: in den Köpfen."
Die Unfallforschung der Versicherer (UDV) kam 2022 zu dem Ergebnis, dass in 13 Prozent aller durch Pkw verursachten Unfälle mit Verletzten nicht angepasste Geschwindigkeit die Ursache war. Bei Unfällen mit Getöteten waren es sogar 28 Prozent.
Dieses Thema im Programm: Bremen Vier, Läuft, 17. April 2025, 17:15 Uhr