Warum das Bremer Tierheim eine Wildtierauffangstation fordert

Bremer Tierheim fordert Auffangstation für Wildtiere

Bild: Radio Bremen

Igel, Singvögel, Tauben, Eichhörnchen: Das Tierheim hat immer mehr Gäste aus der freien Natur – und muss jetzt Neuzugänge ablehnen. Auch andere Tierschützer sind überlastet.

Das Bremer Tierheim hat einen Aufnahmestopp für Wildtiere verhängt. "Wir bekommen die Versorgung vor allem am Wochenende und nachts personell nicht mehr gestemmt", begründet Leiterin Sina Fehr die Entscheidung. Nach eigenen Angaben hat das Tierheim 25 Mitarbeitende, davon viele in Teilzeit. Dem Heim werden immer wieder Igel, Singvögel, Tauben oder Eichhörnchen gebracht, die verletzt oder hilflos sind. Viele davon sind Jungtiere, die mit Milch aufgezogen werden müssen. Das bedeutet eine Fütterung alle zwei Stunden, bei den Säugetieren auch nachts, erklärt Fehr.

Tierheim pflegte mehr als 200 Igel im Jahr 2023

2023 hat das Tierheim nach eigenen Angaben allein 237 Igel aufgenommen, 55 Tiere überwinterten dort. Zurzeit sind noch 25 Tiere auf dem Gelände. Daneben haben die Mitarbeitenden 24 junge Singvögel und ein Nest mit vier jungen Tauben derzeit in Pflege. Auch räumlich stößt das Tierheim durch viele Gäste aus der freien Natur an seine Grenzen, weil für jede Tierart ein eigener Raum benötigt wird, berichtet Fehr. "Wir fordern eine Wildtierauffangstation schon seit Jahren", sagt sie.

Auch das Netzwerk Igelfreunde spricht sich dafür aus. "Wir schleusen allein rund 700 Tiere pro Jahr durch unser Netzwerk", sagt der Vorsitzende des Vereins, Wolfgang Ahrens. Eigentlich biete der Verein Hilfe zur Selbsthilfe für Menschen, die verletzte oder hilflose Tiere finden, manchmal seien es dann aber die Mitglieder selbst, die die Tiere in ihre Obhut nähmen. "Das geht auf die Knochen. Viele Mitglieder überschreiten immer wieder ihre persönlichen Grenzen."

Koalitionsvertrag sieht Auffangstation vor

Auch der Bremer Landesverband des Nabu befürwortet eine Auffangstation: "Es wäre durchaus sinnvoll, eine zu haben", sagt Pressesprecherin Dorothee Meier. Sie solle zumindest zum Teil aus öffentlichen Geldern finanziert werden, findet der Naturschutzverband. Meier weist aber auch darauf hin, dass nicht alle Tiere zu Recht als hilflos abgeben werden. Ihr Tipp: Sich zurückziehen und eine Weile beobachten. Möglicherweise kämen die Eltern zu einem verlassen wirkenden Jungtier.

"Derzeit gibt es keine konkreten Planungen, in Bremen eine Wildtierauffangstation einzurichten", teilt das Bremer Umweltressort auf Anfrage von buten un binnen mit. Tierarztpraxen dürften die medizinische Versorgung von verletzten Wildtieren übernehmen, schreibt die Behörde. Im Koalitionsvertrag heißt es, die Koalition werde "den Aufbau einer Wildtierauffangstation ermöglichen, in der Tiere versorgt werden können, bis sie zurück in die freie Wildbahn können".

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Bild: Radio Bremen

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 21. Mai 2024, 19:30 Uhr