Ein Bremer erzählt: "Ich hatte eine Sozialphobie – und die ist sch..."

Florian Sander
Florian Sander
Bild: Radio Bremen | Mario Neumann

Mit einer Therapie und Willenskraft hat Florian Sander seine Sozialphobie in den Griff bekommen, wie er bei Bremen Zwei erzählt. Jetzt plant er mehr für sein Leben.

Florian Sander ist 29, lebt seit dem Frühjahr in Bremen und hat sein Leben seit einem Klinikaufenthalt vergangenes Jahr ganz gut im Griff. Seine Sozialphobie macht ihm kaum noch Schwierigkeiten. Früher führte sie aber dazu, dass eine einfache WG-Party für ihn zur Hölle werden konnte: Er fühlte sich nicht wohl, schwitzte wie verrückt und wollte nur noch fliehen aus der Situation mit den vielen Menschen um ihn herum. "Ich denke oft, ich muss performen, auch wenn das eigentlich niemand erwartet", sagt Florian Sander im Gespräch mit Bremen Zwei.

Schon als Kind bekommt er eine AD(H)S Diagnose. Das Familienleben ist angespannt, die Eltern trennen sich, der Umzug in eine neue Stadt trifft den kleinen Florian hart. Er mag den Stiefvater, gewinnt dann auch dem Wohnortswechsel etwas Positives ab. Doch die Erinnerung an tränenreiche Abschiede nach Papa-Besuchen schmerzen ihn heute noch.

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Genug gekifft

Depressionen waren der Hauptgrund, warum Sander in die Klinik ging. "Hätte ich schon früher machen sollen", sagt er und räumt gleichzeitig ein: "Hätte ich gewusst, wie anstrengend das wird, hätte ich vermutlich gekniffen." Doch die Mühe hat sich gelohnt, Freunde sprechen von einer "Typ-Änderung". Auch wenn Sander sich manchmal dann doch lieber noch zurückhält als spontan irgendwo mitzutanzen.

Es ist sein starker Wille, der ihn immer wieder dazu bewegt hat, das Ruder doch noch rumzureißen und in ein anderes Fahrwasser zu kommen. So auch nach mehreren Jahren intensiven Cannabis-Konsums. Irgendwann war es Sander einfach satt, belanglose Serien zu gucken, Pizza zu bestellen und nur mit einem gewissen Dope-Pegel aus dem Haus zu gehen – wenn überhaupt. Der Pflegejob war zu viel Stress für ihn für zu wenig Geld; jetzt will er unter anderem Briefe zustellen, um auch mal was für sich zu machen, Zeit allein zu haben.

Angespanntes Verhältnis zur Mutter

Weil sein Bedürfnis immer größer wurde, mit seiner Mutter reinen Tisch zu machen, hat er viele Stunden lang alles aufgeschrieben, was ihn mit Blick auf sie beschäftigt. Ihre Reaktion darauf führte dazu, dass er den Kontakt reduziert hat. Zwar will er sich mal wieder auf nen Kaffee mit ihr treffen, in sich reinspüren, wie es weitergehen könnte. 

Also die große Mutter-Sohn-Beziehung wird es nicht mehr.

Florian Sander

Was für ihn zählt, ist die Zwischenmenschlichkeit und seine Berufung ist es gerade, die Beziehung zu seiner Freundin zu pflegen, die einiges mit ihm durchgemacht hat. "Ich brauche Menschen, die mich nehmen wie ich bin."

Autor

  • Mario Neumann
    Mario Neumann Autor

Dieses Thema im Programm: Bremen Zwei, Gesprächzeit, 14. September, 21 Uhr