Meinungsmelder
Mehrheit der Meinungsmelder fordert mehr Geld für Bremer Kita-Personal
Größte Herausforderung der Kitas im Land Bremen sind laut Befragung fehlende Fachkräfte. Die Befragten machen dazu viele Vorschläge, wie es aus ihrer Sicht besser ginge.
Für die Kita-Betreuung ist den Radio Bremen-Meinungsmeldern zufolge der Fachkräftebedarf die mit Abstand größte Herausforderung im Land Bremen. In den Kommentaren nennen viele der 1.915 Befragten auch Gründe für ihre Einschätzung. So wird immer wieder argumentiert, dass die Betreuung in Kindertagesstätten und Kindergärten in Bremen und Bremerhaven wegen fehlender Fachkräfte häufig ausfalle.
Bei uns in der Kita kann man sich kaum drauf verlassen, dass das Kind mal zwei Wochen am Stück wirklich von Anfang bis Ende [zur Kita] gehen kann – und das ohne Früh-/Spätdienst. Ständig soll man sein Kind zuhause lassen. Es ist im Moment wirklich ein unglaublich schwieriges Thema.
36-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Gröpelingen
Außerdem fehle – im Hinblick auf Fachkräfte – eine individuell angepasste frühkindliche Förderung, was für viele auch eine Sprachförderung einschließt. Als zweitwichtigste Herausforderung für Kitas im Land Bremen nennen die Befragten die Anzahl der vorhandenen Plätze, gefolgt von der Qualität der Kita-Betreuung.
Was sind die größten Herausforderungen der Kita-Betreuung im Land Bremen?
Es gibt allerdings auch Befragte, die eine große Herausforderungen in der Kita-Betreuung bei den Eltern der Kinder sehen. "Klappt die Aufbewahrung mal nicht, hat der Staat die Schuld", schreibt eine Meinungsmelderin aus Bremen-Walle. Die Eltern hätten an erster Stelle eine Verpflichtung gegenüber ihren Kindern, nicht der Staat, schreibt die 71-Jährige. Immerhin 9 Prozent sehen keine Herausforderungen für Kindertagesstätten und Kindergärten in Bremen und Bremerhaven.
Forderung nach besserer Bezahlung und Quereinstiegen
Doch wie sollte diesen Herausforderung begegnet werden? Auch dazu wurden die Meinungsmelder befragt. Im Hinblick auf den Fachkräftebedarf schlagen sie unter anderem eine bessere Bezahlung vor – und zwar bereits in der Ausbildung. Ein weiterer Vorschlag der Befragten ist, die Möglichkeit zum Quereinstieg anzubieten und zu nutzen. Vielen der Meinungsmelderinnen und Meinungsmelder ist auch die Wertschätzung für Erzieherinnen und Erzieher wichtig. Das gilt auch für die Vertreter dieser Berufsgruppe selbst, die an der Befragung teilgenommen haben.
Attraktive Arbeitsbedingungen mit angemessener Bezahlung führt zu einer höheren Wertschätzung des Jobs und somit auch zu mehr Fachkräften = mehr Kitaplätzen und höhere Betreuungsqualität.
53-jährige Meinungsmelderin und Erzieherin aus Bremen
Grundsätzlich ist die Mehrheit der Befragten dafür, dass mehr Geld in die Kinderbetreuung gesteckt wird. Auch wenn das bedeutet, dass sich das Land Bremen weiter verschuldet. Vor allem der langfristige Nutzen der Investitionen wird von vielen hervorgehoben.
Gute Erziehung und Betreuung ist eine Investition in die Zukunft, ermöglicht aber auch jetzt den Eltern, wieder zu arbeiten oder mehr berufliche Chancen zu nutzen. Jeder investierte Euro zahlt sich also gleich doppelt aus.
43-jähriger Meinungsmelder aus Bremen
Nur jeder Fünfte (22 Prozent) lehnt dabei eine weitere Verschuldung Bremens ab.
Sollte Bremen sich für die Kita-Betreuung weiter verschulden?
In den Kommentaren wird allerdings auch deutlich, dass viele Befragte sich dabei nicht gegen mehr Geld für die Betreuung im Allgemeinen aussprechen, sondern vielmehr für eine bessere Verteilung vorhandener Mittel plädieren und zur "Umverteilung", "Priorisierung" und zum "sinnvollen Einsatz" aufrufen.
Statt Weiterverschulden können die vorhandenen Mittel auch sinnvoll eingesetzt werden. Zum Beispiel in Bildung, und die beginnt in der kindlichen Frühförderung. Also endlich mal entsprechende Prioritäten setzen, statt weitere Verschuldung.
60-jährige Meinungsmelderin aus Bremen-Oberneuland
Darüber hinaus zählen unter anderem mehr Ausbildungsplätze, eine kürzere Ausbildungsdauer und die Anerkennung ausländischer Abschlüsse für Erzieherinnen und Erzieher zu den Vorschlägen der Meinungsmelder.
Doch auch kreative Ideen wurden in der Befragung genannt. "Da wir zu viele Kinder haben, müssen halt wir RentnerInnen vielleicht ein soziales Jahr absolvieren", schreibt beispielsweise eine 73-jährige Meinungsmelderin aus Bremen, die selbst keine Kinder hat. "Alt und Jung zusammenbringen – Kindergärten mit Altenheimen zusammenbringen… Das würde sich wunderbar befruchten und wieder mehr Fröhlichkeit in das Leben der alten Menschen bringen…", schlägt eine ebenfalls in Bremen lebende, Meinungsmelderin (40) vor, deren Kinder derzeit eine Kita besuchen.
Befragte sehen Bund und Land in der Pflicht
Auch nach der Zuständigkeit und Verantwortung für Bildung – und damit die Betreuung in Kindertagesstätten und Kindergärten – wurden die Meinungsmelder befragt. 44 Prozent sehen diese Verantwortung beim Bund. Die Befragten begrüßen die damit einhergehende Vereinheitlichung, die auch eine Chancengleichheit herstelle: "Wenn man sich den föderalen Flickenteppich ansieht, muss es bundesweite Standards geben", schreibt ein 75-jähriger Meinungsmelder aus dem Bremen-Ost.
Soll Kita-Betreuung auf Länder- oder Bundesebene verantwortet werden?
34 Prozent der Befragten würden die Verantwortung für den Bereich hingegen lieber weiter bei den Bundesländern belassen. Sie argumentiert ein 59-jähriger Meinungsmelder aus Bremen-Mitte: "die Bundesländer und Kommunen sind näher dran". Bundesländer wie Bremen "können regionale Bedürfnisse besser beurteilen", schreibt außerdem eine 72-jährige Meinungsmelderin aus Bremerhaven.
Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 16. Februar 2023, 19:30 Uhr