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Nach Kritik des Steuerzahlerbundes: Was die Freikarte in Bremen bringt

Bund der Steuerzahler kritisiert 3 Bremer Projekte in neuem "Schwarzbuch"

Bild: dpa | Matthias Bein

60 Euro geschenkt für Freizeitangebote: Welches Ziel hinter der Guthabenkarte steckt, wo es ähnliche Angebote gibt und was der Städte- und Gemeindebund davon hält.

Freimarktbesuch, Eislaufen oder ins Theater: In Bremen und Bremerhaven erhalten auch in diesem Jahr alle Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahre 60 Euro Guthaben für die Freizeitgestaltung.

Kritik an der Freikarte übte jetzt der Bund der Steuerzahler. Er führte sie in seinem Schwarzbuch der Steuerverschwendung auf. Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) verteidigte das Angebot.

Warum gibt es die Freikarte 2024 immer noch?

Ursprünglich war die Freikarte 2022 eingeführt worden, damit Kinder und Jugendliche nach den Jahren der Beschränkungen wegen der Corona-Pandemie eine Art Ausgleich bekommen. Laut Bremer Senatskanzlei wirke der Ausschluss von Kindern und Jugendlichen vom gesellschaftlichen Leben während der Pandemie immer noch nach.

"Laut dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend fühlen sich sieben von zehn Kindern und Jugendlichen in Deutschland auch im dritten Jahr nach Ausbruch der Pandemie von den Folgen psychisch gestresst", schreibt Pressesprecher Christian Dohle auf Anfrage. Die Freikarte für Kinder und Jugendliche habe die selbstbestimmte gesellschaftliche Teilhabe an Freizeit, Kultur und Sportangeboten verbessert und die Kinder und Jugendlichen aus der sozialen Isolation geholt.

"Sie unterstützt bei der Bewältigung der pandemiebedingten sozialen, seelischen und körperlichen Belastungen." Deshalb habe man das Projekt um zwei Jahre verlängert.

Was ist der Zweck der Freikarte?

"Bei der Freikarte geht es nicht explizit um kulturelle Teilhabe, sondern allgemein um soziale Teilhabe, Teilhabe an Freizeitaktivitäten", schreibt Dohle auf Anfrage. Kinder und Jugendliche können sich selbst aussuchen, ob sie das Geld fürs Eislaufen oder einen Theaterbesuch investieren wollen. Nach Informationen der Senatskanzlei haben bis Ende 2023 88 Prozent der Kinder und Jugendlichen im Land Bremen die Karte aktiviert und genutzt.

Aus Sicht des Deutschen Städte- und Gemeindebundes sind soziale und kulturelle Teilhabe wichtige Anliegen. "Wir teilen die Kritik des Bundes der Steuerzahler nicht, sagt Pressesprecher Alexander Handschuh. "Die Vermittlung von kultureller und sozialer Bildung muss möglich sein, auch wenn es Kosten verursacht."

Wo gibt es ähnliche Modelle?

Vergünstigungs- und Guthabenkarten für kulturelle Angebote gibt es auch in vielen anderen Städten. So gibt es zum Beispiel in Stuttgart einen mit 100 Euro bestückten Kulturpass zum 16. Geburtstag. Der Karlsruher Kinderpass ist ähnlich gestaltet wie die Bremer Freikarte: Er gilt für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre und erstreckt sich auf Freizeitangebote aus verschiedenen Bereichen. Im Unterschied zu Bremen richtet er sich gezielt an Kinder aus einkommensschwachen Familien.

Bundesweit gibt es außerdem den Kulturpass: Alle Jugendlichen, die in diesem Jahr 18 Jahre alt werden, bekommen ein Guthaben von 100 Euro, das sie für den Eintritt zu Kulturveranstaltungen, aber auch für Bücher oder CDs ausgeben können.

Wie lange wird es die Freikarte im Land Bremen geben?

Planmäßig wird es bis 2025 noch die Guthabenkarte für alle Minderjährigen in Bremen und Bremerhaven geben. Ob und wie es danach weitergeht, wird in den Haushaltsverhandlungen entschieden, teilt die Senatskanzlei mit.

Bremer Senat verlängert kostenlose Freikarte

Bild: Radio Bremen
  • Warum Bremen die Freikarte für Kinder und Jugendliche verlängert

    Der Senat hat eine Verlängerung der Kulturgutscheine beschlossen. Laut Bremens Bürgermeister Bovenschulte (SPD) ist die Freikarte bisher ein Erfolg.

  • So erfolgreich war die Bremer Freikarte

    Mit der Freikarte wollte Bremen Kinder und Jugendliche für die Einschränkungen während der Corona-Zeit entschädigen. Wie wird die Guthabenkarte aufgenommen?

Autorin

  • Patel Verena
    Verena Patel Redakteurin und Autorin

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 9. Oktober 2024, 19:30 Uhr