Wie Bremerhaven weitere Femizide verhindern will

Blumen und Grablichter liegen vor einem Schild "Femizide stoppen"

Wie Bremerhaven weitere Femizide verhindern will

Bild: dpa | Caro/Sorge

In Bremerhaven hat Gewalt in der Partnerschaft um 40 Prozent zugenommen. Der Anstieg ist alarmierend. Deswegen berät Bremerhaven über den besseren Schutz von Frauen vor Gewalt und Femiziden.

Bei einem Fachtag in Bremerhaven wollen Behörden, Frauen-Beratungsstellen, Polizei und Justiz über Präventionsstrategien sprechen, um Femizide zu verhindern und Frauen vor häuslicher Gewalt zu schützen.

Was bezeichnet man als "Femizid"?

Als Femizid wird es bezeichnet, wenn ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin tötet. Bei diesen Tötungsdelikten sind die Opfer weiblich und es sticht beim Motiv ein bestimmtes Weltbild hervor, nach dem Frauen Männern untergeordnet sind und sich in einer bestimmten Weise zu verhalten haben. "Ihnen zugrunde liegt ein geschlechtsspezfisches Macht- und Hierarchieverständnis der Täter", erklärt Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm.

Wie viele Femizide gab es in Bremen und Bremerhaven?

In Bremen gab es seit 2019 bis zum Jahr 2023 neun vollendete Femizide, also Tötungen an Frauen, und acht versuchte. Bundesweit versucht statistisch jeden Tag ein Mann seine (Ex-)Frau zu töten, alle zwei bis drei Tage wird eine Frau tatsächlich ermordet. Allein 2023 wurden Deutschlandweit 155 Frauen getötet.

Solche Taten zu verhindern, dazu hat sich Deutschland mit der Istanbul-Konvention verpflichtet. Auch das Land Bremen hat dazu vor zweieinhalb Jahren einen Aktionsplan ausgearbeitet. Im August wurde das Thema in der Bremischen Bürgerschaft ausführlich diskutiert. Auch der Fachtag ist ein Puzzlestück, um zu besprechen, was man noch erreichen kann.

Femizide und Gewalt: Was tut Bremen, um Frauen zu schützen?

Bild: Radio Bremen

Was wird in Bremerhaven schon zur Prävention gemacht?

Bei der Polizei Bremerhaven gibt es beispielsweise jetzt ein Hochrisikomanagement. Wenn die Polizei zu einem Einsatz gerufen wird, bei der es um Gewalt in der Partnerschaft geht, schätzen die Beamten nun immer anhand von festen Leitfragen ein: Wie groß ist die Gefahr für erneute Gewalt? Wenn die gesehen wird, kommt ein größerer Fragenkatalog zum Einsatz, oft zusammen mit der betroffenen Frau, sagt Nadine Laue von der Polizei. Anhand der Fragen, kann die Wahrscheinlichkeit für erneute Gewalt in dieser Beziehung berechnet werden.

Es folgt möglicherweise eine Fallkonferenz. Das heißt: Fachleute von unterschiedlichen Behörden setzen sich zusammen und gucken, wie sie der Frau helfen können.

Problematisch wird es allerdings bei Fällen, von denen die Polizei im Vorfeld nichts mitbekommt. Denn viele Frauen haben Angst, bei Gewalt zur Polizei zu gehen oder wissen nicht, dass es ein Alarmzeichen ist, wenn der Ex-Partner einem ständig auflauert. In etwa 40 Prozent der Femizide gab es zuvor überhaupt gar keine häusliche Gewalt, sagt die Bremer Wissenschaftlerin Luise Greuel. Also einige Männer sind vorher nie gewalttätig geworden.

Welche Erkenntnisse gab es auf dem Fachtag noch?

Die Vernetzung zwischen Polizei, Jugendamt, Frauenhäusern und Beratungsstellen sowie den Gesundheitseinrichtungen soll besser werden. Auch das Schulamt muss laut den Erkenntnissen mit einbezogen werden, damit noch besser zusammengearbeitet werden kann.

Teilweise braucht es aber auch neue Beratungsstellen. In Bremerhaven soll etwa eine Beratungsstelle entstehen für Männer, die ein Gewaltproblem haben. In Bremen gibt es die schon. Außerdem soll das Frauenhaus in Bremerhaven ausgebaut werden.

Autorinnen

Quelle: buten un binnen.

Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Nachmittag, 6. November 2024, 14:40 Uhr