Fragen & Antworten
So kam es zu lebenslanger Haft für Ehemann von getöteter Ekaterina B.
Das Gericht ist überzeugt, dass der Ehemann von Ekaterina B. seine Frau im Februar 2022 in Bremerhaven umgebracht hat – trotz eines Geständnisses der Mutter. Das sind die Hintergründe.
Eine tagelange Suche, eine zerstückelte Leiche in einem Koffer, ein Geständnis der Mutter des Angeklagten: Mit Spannung wurde das Urteil zu einem der rätselhaftesten Gerichtsprozesse Bremerhavens erwartet. Die Richter haben es nun als erwiesen gesehen, dass der Angeklagte Ehemann von Ekaterina B. die eigene Frau ermordet hat. Der 47-jährige Hafenarbeiter wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Im Laufe des Prozesses hatte plötzlich die Mutter des Angeklagten gestanden, dass sie die Tat begangen hätte und nicht ihr Sohn. Wie kam es nun zu diesem Urteil?
Letztlich gab es zu viele Widersprüche in den Aussagen der Mutter. Sie hat ihre Aussage immer wieder verändert und angepasst, wenn sie die Änderung bemerkt hatte. Außerdem wäre sie laut Gericht körperlich nicht in der Lage gewesen, die fast 70 Kilo schwere Leiche in die Garage zu transportieren. Deshalb geht das Gericht davon aus, dass sie ihren Sohn mit dem Geständnis schützen wollte.
Das Gericht war also nicht von der Schuld der Mutter überzeugt. Doch wie konnte es dem Sohn die Tat nachweisen?
Handy-Auswertungen zeigen zum Beispiel, dass der Ehemann einige Tage vor der Tat im Internet nach der Dosierung von Schlafmitteln gesucht hatte. Außerdem wurden im Kofferraum des Angeklagten Blutspuren gefunden. Das Gericht sah nur bei dem Angeklagten ein Motiv – nämlich die Sorge um die gemeinsame Tochter.
Er nahm an, dass sie vernachlässigt werden würde in der Obhut der Mutter, die sich von ihm trennen wollte. Das war aus Sicht der Kammer ganz handelsleitend und das entscheidende Motiv für diese schreckliche Tat.
Thorsten Prange, Sprecher des Bremer Landgerichts
Die Ermittlerinnen und Ermittler mussten in einem aufwändigen Indizienprozess alle Hinweise mühsam zusammentragen. Denn der Ehemann hatte die Tat bis zuletzt abgestritten. Mit stundenlangen Anträgen hatte er versucht, die eigene Unschuld zu beweisen. Alleine das Schlusswort hat laut Gericht ungefähr neun Stunden gedauert.
Wie geht es nach dem Urteil nun weiter?
Der Angeklagte wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Allerdings hat das Gericht keine besondere Schwere der Schuld festgestellt. Das heißt, dass der Angeklagte nach 15 Jahren freigelassen werden kann. Komplett abgeschlossen ist der Fall außerdem noch nicht. Alle Seiten können innerhalb von einer Woche Rechtsmittel gegen das Urteil einlegen. Die Verteidigung hat schon angekündigt, dass sie Revision einlegen will.
Das Gericht ist den Aussagen der Mutter nicht gefolgt. Was bedeutet das nun für sie?
Die Folgen daraus stehen noch nicht fest. Laut Gerichtssprecher muss nun die Staatswanwaltschaft entscheiden, ob sie in dem Fall ermittelt.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Mittag, 23. Mai 2023, 13:15 Uhr