Café statt Leerstand: Was aus dem Wasserturm in Cuxhaven wurde
Vor sechs Jahren kaufte ein Schweizer Paar das einstige Wahrzeichen. Doch die Erfüllung des Traums vom eigenen Café wurde wesentlich aufwendiger und teurer als gedacht.
Hinter der Eingangstür zum Cuxhavener Wasserturm duftet es. Ein Streuselkuchen mit Apfelstücken, Johannes- und Blaubeeren kühlt auf einem Gitter in der Küche ab. Mirabelle Caboussat bereitet derweil schon die nächste Leckerei zu. "Das ist eine Bündner Nusstorte", erklärt die Schweizerin. "Da ist karamellisierte Walnuss drin, Sahne und Bio-Honig."
Das ist eine Schweizer Spezialität, die gibt es im Bündnerland und die habe ich jetzt in mein Programm aufgenommen. Ich möchte ja sehr viel Schweizerisches hier anbieten können.
Mirabelle Caboussat
Cuxhavener Wasserturm faulte vor sich hin
Vor sechs Jahren haben Mirabelle Caboussat und ihr Mann Alain den Wasserturm gekauft. Damals gingen sie auf die 50 zu, erlebten Schicksalsschläge in der Familie und überlegten, was sie in ihrem Leben bewirken wollen. Schließlich kam ihnen die Idee, ein Café zu eröffnen. Der 48 Meter hohe Wasserturm stand zu der Zeit leer und faulte vor sich hin. Trotzdem zeigten sich die beiden Schweizer angetan von dem in die Jahre gekommenen Wahrzeichen. Mehr noch: Sie kauften ihn und zogen für die Erfüllung ihres Traums an die Nordsee. "Die Decken waren damals ein bisschen höher", erzählt Alain Caboussat.
Das war alles vergammelt, weil seit 20, 30 Jahren nichts gemacht wurde — oder sogar noch länger.
Alain Caboussat
Die Sanierung des denkmalgeschützten Turms dauerte vier Jahre. In den Badezimmern seien vier bis fünf Schichten Fliesen gewesen, sagt Alain Caboussat. Alle Fenster seien undicht gewesen. Mehr als 70 Tonnen Schutt trug er allein aus dem Turm — und machte manche spannende Entdeckung.
"Früher hat man Zeitungen gebraucht, um zu isolieren. Und in den Wänden habe ich Zeitungen von 1895 gefunden", berichtet Caboussat. Im Boden fand er zudem alte Bierflaschen. Diese stammten dem Etikett zufolge von einer Brauerei, die vor mehr als 110 Jahren geschlossen wurde, so der Schweizer.
Verrostete Träger und diverse Brandschutzauflagen
Eigentlich wollte das Paar selbst in dem Turm leben. "Ganz am Anfang hatten wir ganz oben eine Wohnung angedacht, aber das hat sich schnell zerschlagen", erzählt Mirabelle Caboussat. Verrostete Träger und diverse Brandschutzauflagen machten ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Die drei Ferienwohnungen, die das Bauwerk inzwischen neben dem Café beherbergt, sind hingegen rund wie der Turm selbst. Sogar die Heizkörper sind gebogen. Die Wände sind hell oder aus rotem Ziegelstein, es gibt Fenster zu allen Seiten und Eichenparkett. Fast alles ist neu.
Erhalten geblieben sind hingegen die riesigen Druckrohre aus Stahl. Durch sie floss früher das Wasser. Damit sie den Brandschutzregeln gerecht werden, mussten die Rohre 27-mal gestrichen werden, berichtet Caboussat.
Schulden, aber keine Fördergelder
Die Arbeiten waren nicht nur aufwendig, sondern auch teuer. "Energiepreise, Krieg, Handwerkermangel, die gestiegenen Baustoffpreise", zählt Caboussat die finanziellen Herausforderungen auf. Die Caboussats mussten sich verschulden, die erhofften Fördergelder bekamen sie nicht.
Doch wenn wir ein Ziel haben, machen wir das auch.
Alain Caboussat
Umso wichtiger ist, dass nach der Eröffnung nun endlich die ersten Gäste in den Wasserturm kommen können. Denn auch wenn alles anders lief als geplant — Mirabelle und Alain Caboussat sind stolz auf ihr Werk.
Quelle: buten un binnen.
Dieses Thema im Programm: Bremen Eins, Der Morgen, 27. Januar 2023, 7:40 Uhr